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[RI XIII] Friedrich III. (1440-1493) - [RI XIII] H. 35

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K.F. ernennt aus ksl. Machtvollkommenheit Bürgermeister und Rat der Stadt Groningen unwiderruflich zu unnsern und des heiligen reichs potestaten mit allen Privilegien und Rechten von Westfriesland, Oster- und Westergau und allem, was zu Westfriesland gehört, weil er persönlich aufgrund der weiten Entfernung und wichtiger Reichsgeschäfte den Schutz dieser ihm unmittelbar unterstehenden Lande nicht in der Weise, wie er es gerne täte, versehen kann. Er erhebt die genannten von Groningen in den Ritterstand und erlaubt ihnen und weiteren, die sie dazu bestimmen, die Zeichen des Ritterstandes an seiner statt von seinen Räten Johann Steinberg1, Propst zu Goslar, und dem Ritter Arnold vom Loe2, beide Lehrer der Rechte, zu empfangen. Er erlaubt ihnen, Gold- und Silbermünzen zu schlagen und sonst alle Herrschaft auszuüben, doch vorbehaltlich seiner und des Reichs Obrigkeit, und verpflichtet sie, ihm und seinen Nachfolgern fur unnser gerechtickeit jährlich den von den Landen zu leistenden Tribut, mindestens aber 10.000 fl. rh.3, abzugeben, zahlbar an die ksl. bzw. kgl. Kammer. Er befiehlt ihnen, bis sannt Georgen tag schiristkunfftig (1481 April 24) an seiner statt gegenüber Johann Steinberg und Arnold vom Loe zu beeiden, mit dem potestaten ambt Schutz und Freiheiten treu zu versehen, gegen dem reichen als dem armen und dem armen als dem reichen und darinne nit anzusehen keinerley miett gab fruntschafft veintschafft gunst noch forcht, ihm und seinen Nachfolgern treu zu sein, seinen Vorteil zu fördern und Schaden abzuwenden und alles zu tun, was treue Untertanen ihrem rechten herrn zu tun schuldig sind. Er gebietet schließlich aus ksl. Machtvollkommenheit allen Prälaten, Häuptlingen (heufftlingen), Kapitänen, Rittern, Knechten, Bürgern, Einwohnern, Untertanen und Getreuen von Westfriesland, Oster- und Westergau sowie allen sonstigen Reichsuntertanen unter Androhung seiner und des Reichs schweren Ungnade sowie einer je zur Hälfte an die ksl. Kammer und die Stadt Groningen zu zahlenden Pön von 100 Mark Gold die Beachtung dieses Privilegs und weist darauf hin, dass er denen von Groningen die Vollmacht erteilt hat, Zuwiderhandelnde an Leib und Gut zu strafen.

Originaldatierung:
Am zweintzigisten tag des monets november.
Kanzleivermerke:
KVr (A, B): A.m.d.i.i.c. Jo(hann) Waldner prothonotarius etc. – KVv: Rta Caspar Perenwert (A und B, Blattmitte); Grunyngen (A und B, rechter Blattrand); Gryeningen freyheit potestat (B, rechter Blattrand). – KVv (des nicht ausgefertigten Org. C): Cardinal4 (oberer und unterer Blattrand); wohl Rta-Vermerk (Blattmitte; durch aufgeklebten Papierstreifen auf der Rückseite zum größten Teil verdeckt) sowie ein weiterer Vermerk am oberen Blattrand, von dem zu lesen ist Cardinal [von anderer Hand?]: G(eorg)? der? stat Passaw phleg(er) und (…).

Überlieferung/Literatur

Org.: Zwei ausgefertigte Orgg. (A)5 und (B) im HHStA Wien (Sign. AUR 1480 XI 20), beide Perg., wachsfarbenes S 15 an purpurfarbener Ss. – Ebd. ein weiteres, ebenfalls wortgleiches, jedoch nicht ausgefertigtes, beschädigtes Org. (C), Perg.

Druck: Chmel, Mon. Habs. I/3 S. 129–132 n. 53.

Reg.: Chmel n. 7422.

Lit.: Vries, Friesische Freiheit S. 283–287; Formsma, De middeleeuwse vrijheid S. 104; Nip, Opname S. 346–351; Iterson, Groningen S. 130–133; das Verhältnis zwischen Friesland und dem Reich bis Mitte des 15. Jh. skizziert Bock, Friesland und das Reich S. 5–35.

Kommentar

Zur Gesandtschaft Johann Steinbergs und Arnolds vom Loe nach Groningen vgl. auch Regg.F.III. H. 6 n. 636. Die Verhandlungen um die Übertragung der Potestatenwürde scheiterten letztendlich, weil die Stadt Groningen nicht bereit war, die vom Kaiser geforderte jährliche Tributzahlung zu leisten, s. Formsma, De middeleeuwse vrijheid S. 104 sowie Vries, Friesische Freiheit S. 286, vgl. dazu auch unsere Anm. 3. Siehe auch n. 88.

Anmerkungen

  1. 1Zu Johann Steinberg s. Heinig, Friedrich III. S. 521f.
  2. 2Zu Arnold vom Loe s. Heinig, Friedrich III. S. 523–526.
  3. 3Die Forderung, dass der zu leistende Tribut mindestens 10.000 fl. rh. betragen müsse, fehlt in der Ausfertigung (B), vgl. dazu Regg.F.III. H. 7. 181.
  4. 4Der Vermerk lässt vermuten, dass das Exemplar für den am Hof Maximilians in den burgundischen Niederlanden stationierten Kardinal Georg Hessler bestimmt war, was wiederum nahelegt, dass dieser Vertraute des Kaisers neben seinen verschiedenen anderen Einsätzen in der ksl. Politik auch in der friesischen Angelegenheit für Friedrich III. engagiert war, s. Heinig, Friedrich III. S. 709–720 sowie Hollweg, Georg Heßler S. 83–115.
  5. 5Das Regest wurde angefertigt nach Vorlage (A).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI XIII] H. 35 n. 86, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a805ef51-3a85-4245-8680-0faa99281512
(Abgerufen am 29.03.2024).