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[RI XIII] Friedrich III. (1440-1493) - [RI XIII] H. 34

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K.F. antwortet Heinrich von Liechtenstein zu Nikolsburg,1 Ulrich von Grafenegg,2 Jörg von Pottendorf,3 Heinrich von Puchheim,4 Veit von Ebersdorf, Friedrich von Pottendorf5 und Heinrich Dachauer auf deren Schreiben, dem zufolge sie von ihm ungenedic­lich behandelt und durch seine Leute geschädigt worden seien. Der K. erklärt, das ihm, Land und Leuten von ihnen seit langer Zeit zugefügte unrecht nicht länger dulden zu wollen.6 Auch wenn sie sich damit rechtfertigen würden, dass er sie gegen altes Herkommen und ihre Freiheit belastet hätte, so finndet sich doch das im grunt der warhait nicht, da er immer fürstlich rechtlich und frumbklich regiert und weder sie noch andere unbillig beschwert habe. Sie hingegen haben das lanndsrecht […] zestört und den von ihm eingesetzten lanndesman dazu gebracht, daz er das hat auf sagen mussen, da sie auch dem lanndsrechten nicht gehorsam sein wollten. Namentlich dem Grafenegger wirft er vor, die von ihm (K.F.) geschlagene gute aufrichtige bewerte Münze gegen dessen Ehre und Gelübde, mit denen er dem K. für seine (Münz-)Freiheit7 verpflichtet sei, gefelscht zu haben und noch zu fälschen. Da die unermesslich hohen Aufschläge das Land zugrunde richten, verstehe jeder, dass ihm, Land und Leuten Unrecht geschehe und sie nicht aus Recht, sondern aus Eigennutz handeln würden. Weiters wirft ihnen der K. vor, ihn beraubt, die Feinde ins Land geführt, beherbergt und tail mit ihnen gehabt zu haben sowie die Seinen auf ihren Schlössern schetzn und peiken zu lassen. Mehrmals sei er wegen ihres Ungehorsams um Verhandlungen8 ersucht worden, die aber an ihnen gescheitert seien, und ab dem Zeitpunkt, als sie sich einer fremden Herrschaft unterstellten,9 hätten sie in ihrem Ungehorsam verachtleich verharrt, keine Vereinbarung gehalten und ihm als ihren rechten und naturlichem Landesfürsten keinerlei Gehorsam erwiesen. Wenn sie, wie sie schreiben, zur Versöhnung wirklich bereit gewesen wären, hiet es nicht not tan, sie seitens des ungarischen Kg. als seine (K.F.) ihm feindlich gesinnten Landleute in den Breslauer Anstand10 einzubeziehen, zumal sie diesen nicht eingehalten hätten, sondern wiederum neue Aufschläge eingehoben und die alten Aufschläge nicht aufgehoben haben. Namentlich der Grafenegger habe über dessen berechtigten Forderungen hinaus mehr als 80.000 Pfd. Pf. eingenommen, ihm (K.F.) aber die Schlösser wider […] brief und sigel und alle pillikait vorenthalten.11 Die Einhebung der Aufschläge sei widerrechtlich, da der K. keinem von ihnen nach Recht etwas schuldig sei. Abschließend erklärt K.F. dass er ihnen für ihren Ungehorsam nie einen Grund gegeben, sondern sich vielmehr ihnen gegenüber gnädiger als seine Vorgänger erwiesen habe. Sollten sie von ihrem Ungehorsam und der Bedrückung des Landes ablassen und sich ihm gegenüber treu und gehorsam zeigen, verspricht er, keinerlei Ungnade walten zu lassen und ihr genediger herr und lannsfurst zu sein, woran jeder erkenne möge, dass es bei ihm nicht an pillikait fehle.

Originaldatierung:
An mitichen nach sannd Merten tag (nach Kop.).12
Kanzleivermerke:
KVr: – . – KVv: Unsern lieben getrewn Hainreichen von Liechtenstain von Nicolspurg, Ulrei­chen von Gravenegkh, Jörgen von Potendorff, Hainreichen von Puchaim, Veiten von Eberstorff, Fridreichen von Potendorff und Hainreichen von Dachaw (Adresse, nach Kop.).13

Überlieferung/Literatur

Kop.: Zeitnahe Abschrift im HHStA Wien (Sign. AUR 1472–1476), Pap.-Libell, fol. 6v–7v.14

Druck: Lichnowsky(-Birk) 7, Beil. C S. 493f. n. 8; Chmel, Mon. Habsb. I/2 S. 91f. n. 9 (ohne Adresse).

Reg.: Lichnowsky(-Birk) 7 n. 1991.

Lit.: Bachmann, Reichsgeschichte 2 S. 590; Vancsa, Geschichte 2 S. 495; Buzzi, Pottendorf S. 125.

Kommentar

Zeitgleich zum vorliegenden Schreiben intensivierten sich die Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen den von Kg. Matthias von Ungarn unterstützten österreichischen Adelsbund. K.F. sicherte sich die Unterstützung Kg. Wladislaws von Böhmen, mit dem er am 8. Dezember 1476 ein Bündnis schloss (s. n. 42). Am 2. März 1477 kam es schließlich zu einem Vergleich mit Ulrich von Grafenegg, den Pottendorfern und den Puchheimern (s.n. 55).

Anmerkungen

  1. 1Zu Heinrich von Liechtenstein s. Falke, Geschichte Liechtenstein 1 S. 486–490.
  2. 2Zu Ulrich von Grafenegg (Grafeneck) s. Haller-Reiffenstei, Ulrich von Grafeneck; Heinig, Friedrich III./1 S. 269–272.
  3. 3Zu Jörg (Georg) von Pottendorf (Linie Ebenfurt) s. ausführlich Buzzi, Pottendorf S. 122–130; weiters Zernatto, Herrenstand S. 124f.; Heinig, ebd. S. 255f.
  4. 4Zu Heinrich von Puchheim s. Heinig, ebd. S. 258; weiters Zernatto, ebd. S. 137; Tepperberg, Herren von Puchheim S. 85f.
  5. 5Zu Friedrich von Pottendorf (Linie Kirchschlag) s. Buzzi, Pottendorf S. 141f.
  6. 6Zu den Konflikten mit einigen österreichischen Adeligen, die während der Reise des K. in das Binnenreich 1471 die Abgaben auf Hintersassen und Durchreisende deutlich erhöht hatten und bei Kg. Matthias von Ungarn Schutz fanden (s. Anm. 10) s. Vancsa, Geschichte 2 S. 486–489; Haller-Reiffenstei, Ulrich von Grafeneck S. 139f.; Hoensch, Matthias Corvinus S. 130f.; s. auch Regg.F.III. H. 27 n. 166168 und 180.
  7. 7Ein Münzprivileg für Ulrich von Grafenegg ist bislang zwar nicht bekannt, jedoch ist belegt, dass er Münzen prägen ließ, s. Haller-Reiffenstei, ebd. S. 130.
  8. 8Zu den Verhandlungen und Vertragsentwürfen von 1475 s. Chmel, Materialien 2 S. 326–332 nn. 260–263; Haller-Reiffenstei, ebd. S. 140.
  9. 9Kg. Matthias von Ungarn hatte am 13. Juni 1472 den österreichischen Adelsbund unter seinen Schutz genommen, s. Chmel, Mon. Habsb. I/2 S. 3–5 n. 1 (nach Abschrift im HHStA Wien, Sign. AUR 1472–1476, Pap., fol. 13rv); s. dazu auch dessen Schreiben an K.F. von 1472 September 6 bei Lichnowsky(-Birk) 7, Anh. S. 477–479 n. 3.
  10. 10Gemäß dem Breslauer Frieden von 1474 Dezember 8 (s. n. 28, Anm. 6) behielt sich Kg. Matthias das Recht vor, die österreichischen Adeligen zu schützen; s. dazu Nehring, Matthias Corvinus S. 72.
  11. 11Zu den Schlössern Ulrichs von Grafenegg s. n. 55.
  12. 12Zu den Reaktionen auf dieses Schreiben s. Vancsa, Geschichte 2 S. 495f.; auch Chmel, Materialien 2 S. 333f. n. 267.
  13. 13Die Adresse ist in der Abschrift am Ende des Schreibens angegeben (fol. 7v).
  14. 14Das Libell (19 fol.) ist eine zeitnahe Abschriftensammlung, die (mit dem vorliegenden Stück) insgesamt 14 Schriftstücke aus den Jahren 1472 und 1476 zu den Auseinandersetzungen zwischen K.F. und Kg. Matthias enthält. Bis auf eine Urkunde Kg. Matthias’ von 1472 (fol. 17r–19r) liegen alle Stücke als Druck vor: zum Notenwechsel zwischen K.F. und Matthias Corvinus im Herbst 1476 s. Chmel, Mon. Habsb. I/2 S. 79–90 nn. 5–8 (Stellungnahme des K. von 1476 September 3 [fol. 1r], Antwort Kg. Mat­thias’ von Oktober 1476 [fol. 2r–3r], ksl. Antwort von 1476 November 10 [fol. 4r–6v], Antwort Kg. Matthias’ von November (?) 1476 [fol. 8r]); s. auch Lichnowsky(-Birk) 7, Beil. C nn. 6, 7. – Zu den weiteren Stücken aus dem Jahr 1476 s. Chmel, ebd. S. 93 n. 10 (fol. 15v), S. 93–96 n. 11 (fol. 9r–10r), und Chmel, Materialien 2 S. 333f. nn. 267a (fol. 15rv), 267b (fol. 15r). – Zu den Stücken aus dem Jahr 1472 s. Regg.F.III. H. 27 n. 166, 168 und Chmel, Mon. Habsb. I/2 S. 3–5 n. 1 (fol. 13rv), S. 16–18 n. 10 (fol. 14rv), S. 19f. n. 12 (fol. 12rv), S. 23–25 n. 15 (fol. 11rv).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI XIII] H. 34 n. 38, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/fae8b0c7-00d2-48ea-8e2e-b27d5a35aa0a
(Abgerufen am 22.09.2023).