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[RI XIII] Friedrich III. (1440-1493) - [RI XIII] H. 34

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K.F. beurkundet den von Eb. Johann von Gran1 vermittelten Vergleich2 zwischen ihm (K.F.) einerseits und den Freiherren Ulrich3 und dessen Sohn Wolf von Grafenegg, Jörg und Friedrich von Pottendorf4 sowie Heinrich und Georg von Puchheim5 andererseits zur Beendigung ihrer Feindseligkeiten: (1)6 Ulrich von Grafenegg und sein Sohn sollen K.F. alle ihre nachstehend genannten Städte, Schlösser, Märkte, Dörfer, Zehenten, Bergrechte, Gülten, Häuser und liegenden Güter übergeben und Eb. Johann von Gran zuhanden des K. überantworten, namentlich Trautmannsdorf (a.d. Leitha),7 Stadt und Schloss Litschau, Grafenegg (New Wolfenrewt)8 samt Gülten, Leuten, Gütern und allem, was einst zu Schloss Winkl im Besitz Georg Schecks (von Wald) gehört hat,9 Wald mit Zubehör,10 Schauenstein,11 Götzendorf, die besatzung zu Rackenhof (Regkenhof) mit der Gült und dem zu Ebenthal gehörigen Zubehör, das Scheckenamt bei Steyr, die Bergrechte zu Währing und Klosterneuburg (Newnburg) sowie die einst im Besitz Georg Schecks gewesenen Bergrechte, die zwei Häuser in Wien und die Häuser in Wiener Neustadt und Steyr mit Zubehör sowie alle ihre anderen liegenden Güter im Ftm. Österreich samt dem Dorf Reisenberg, das Ulrich von Grafenegg von den Wallseern satzweise innehat. Die Grafenegger und ihre Erben haben künftig keinerlei Ansprüche oder Rechte auf die genannten Güter; desgleichen haben K.F. und seine Erben keine Ansprüche auf deren Schlösser und Güter außerhalb des Ftm. Österreich. (2) Gemeinsam mit den vorgenannten Schlössern und Gütern hat Ulrich von Grafenegg unverzüglich auch Stadt und Schloss Bruck a.d. Leitha samt den Pfand­briefen,12 Schloss Sarmingstein samt den Befestigungen,13 die er zusätzlich innehat, und alle anderen Tabore und Besatzungen im Ftm. Österreich in der genannten Weise dem K. abzutreten, was desgleichen für die Tabore zu Ebersdorf (Heberstorf) und gegenüber gilt, welche die Pottendorfer und Puchheimer innehaben. (3) Eb. Johann soll die genannten Besitzungen so lange innehaben, bis er Ulrich von Grafenegg die vom K. zu zahlende Summe von 50.000 fl. ung. gegen Quittung entrichtet hat, wobei 32.000 fl. ung. am Tag der Abtretung und 18.000 fl. ung. zu sand Johanns tag zu sunnewennden schiristkunfftig (Juni 24) fällig sind.14 (4) Ulrich von Grafenegg soll den Pfandbrief für Reisenberg herausgeben, wofür ihm K.F. einen Willebrief Reinprechts von Wallsee15 ausstellen lassen wird. (5) Über die gegenseitigen Forderungen des K. Jörgs (Georgs) von Pottendorf und Heinrichs von Puchheim bezüglich der Schlösser Waltersdorf und Pottschach und anderes soll durch je zwei Vertreter beider Parteien und Eb. Johann als obman eine ­gütliche Einigung erzielt und bis zum nagsten suntag nach Ostern nagstkomenden (April 13) ein Vertrag geschlossen werden.16 (6) Nach Entrichtung der 50.000 fl. ung. soll Bf. Johann die genannten Schlösser, Städte, Märkte, Dörfer und Güter dem K. abtreten. (7) Die Fahrhabe des Grafeneggers in den Städten, Schlössern und besatzungen jenseits (nördlich) der Donau wird von ksl. Leuten sicher nach Gratzen gebracht, seine Fahrhabe diesseits (südlich) der Donau nach Landsee. Auch soll K.F. darauf achten, dass die Pottendorfer und Puchheimer ihre Besitztümer in den Taboren sicher zu ihren Schlössern bringen können. (8) Es wird vereinbart, dass alle im Krieg erzwungenen Huldigungen von Märkten, Dörfern, Höfen, Leuten und Gütern aufgehoben, die Gefangenen freigelassen und alle gegenseitigen Absagen zurückgegeben werden sowie ungnad, veindtschafft und unwillen nichtig sind. (9) Alle von K.F. oder Ulrich von Grafenegg ausgestellten Briefe und Verschreibungen über die Aufschläge und Schloss Sarmingstein oder aber Kraftloserklärungen, falls die haubtbrief nicht verfügbar waren, sollen zusammen mit dem von K.F. dem Grafenegger ausgestellten munssbrief Eb. Johann überantwortet werden.17 (10) K.F. verspricht, sich beim Papst (Sixtus IV.) für die Lösung vom Kirchenbann18 und die Restituierung der sich im Bann befindlichen Priesterschaft einzusetzen. Alle Priester, die aus Gehorsam zum Papst ihre Kirchen verlassen haben, sollen wieder zurückkehren können.

Originaldatierung:
An suntag Reminiscere in der vassten (nach Kop.).

Überlieferung/Literatur

Org. im bearbeiteten Bestand nicht überliefert, der Kop. zufolge (Perg.) mit anh. S. – Kop.: Abschrift des 15. Jh. im HHStA Wien (Sign. AUR 1477 III 2), Pap.19

Druck: Chmel, Mon. Habsb. I/2 S. 267–269 n. 95; Chmel, Materialien 2 S. 339–341 n. 274 (nach anderer kopialer Überlieferung)20.

Reg.: Chmel n. 7092; Lichnowsky(-Birk) 7 nn. 2016, 2017.

Lit.: Keiblinger, Aggstein S. 58f.; Mayer, Abdankung S. 180; Bachmann, Reichsgeschichte 2 S. 594f.; Vancsa, Geschichte 2 S. 496; Nehring, Matthias Corvinus S. 83; Dopsch, Geschichte Salzburgs S. 546; Buzzi, Pottendorf S. 125f.; Haller-Reiffenstei, Ulrich von Grafeneck S. 141f.; Heinig, Friedrich III./1 S. 271f.

Kommentar

In der Abschrift wird im Anschluss an den Vertrag die Ausstellung folgender Urkunden vermerkt: eine gleichlautende Gegenurkunde der Grafenegger, Pottendorfer und Puchheimer,21 ein Pfandbrief für Eb. Johann von Gran über Steyr und Korneuburg für die geliehenen 37.000 fl. sowie dessen Revers (zu beiden Stücken s. n. 93).22 Siehe nn. 38, 93.

Anmerkungen

  1. 1Johann Beckenschlager (Beckensloer) (Eb. von Gran 1472–1487), s. zu ihm Zaisberger, Rohr, bes. S. 58–62; Gatz, Bischöfe 2 S. 36f.; Heinig, Friedrich III./1 S. 449–452 mit weiterführender Lit.
  2. 2K.F. hatte den Friedensschluss bereits in einem Schreiben von 1477 Februar 27 seinen Untertanen bekanntgegeben und die Einstellung der Feindseligkeiten befohlen, s. Fuchs, Urkunden Göttweig 3 S. 101f. n. 1870.
  3. 3Zu Ulrich von Grafenegg s. bes. Haller-Reiffenstei, Ulrich von Grafeneck; weiters Heinig, Friedrich III./1 S. 269–272.
  4. 4Zu Jörg (in der Urkunde auch Georg) von Pottendorf (Linie Ebenfurt), Erbschenk in Österreich, dessen Schwester Katharina mit Ulrich von Graffenegg verheiratet war, s. Buzzi, Pottendorf S. 122–130; weiters Zernatto, Herrenstand S. 124f.; Heinig, ebd. S. 255f.; zu Friedrich (Linie Kirchschlag), dem letzten Pottendorfer, s. Buzzi, ebd. S. 141f.
  5. 5Zu Heinrich von Puchheim, Erbtruchsess in Österreich und ksl. Rat, und dessen Sohn Georg (Jörg) s. Zernatto, ebd. S. 137f.; Heinig, ebd. S. 258; erw. bei Tepperberg, Herren von Puchheim S. 85.
  6. 6Die Gliederung in einzelne Vertragspunkte wurde von der Bearbeiterin vorgenommen.
  7. 7Zur Übertragung von Trautmannsdorf s. Regg.F.III. H. 18 n. 149 (1459 September 12); auch Birk, Urkunden-Auszüge (AÖG 10) 459; s. dazu Haller-Reiffenstei, Ulrich von Grafeneck S. 125; zur Herrschaft s. Feigl, Trautmannsdorf, bes. S. 44.
  8. 8Das nach den Grafeneggern benannte Schloss Grafenegg hatte im 15. Jh. aufgrund von Besitzerwechsel verschiedene Namen (Aspersdorf, Tahenstein, Wolfenreut); Ulrich erwarb das Schloss 1470 unter dem Namen „Neuwolfenreut“, s. Haller-Reiffenstei, ebd. S. 136.
  9. 9Nach dem Aussterben der Herren von Winkl um 1425 kamen Schloss Winkl und der Markt (Groß-)Weikersdorf zunächst an die mit ihnen verschwägerten Scheck von Wald und danach an den Grafenegger, s. Marian, Adel im Tullnerfeld S. 114.
  10. 10Zur Verpfändung von Schloss Wald an Sigmund Schlick von 1477 April 27 s. Regg.F.III. H. 26 n. 685; der Revers Schlicks von 1477 April 28 überliefert im HHStA Wien (Sign. AUR 1477 IV 28). – Zur Übertragung an Sigmund Tellitzer im Jahr 1479 s. unten 288.
  11. 11Zur Übertragung Schauensteins an Kaspar Ringkl s. dessen Pflegrevers von 1477 April 29 im HHStA Wien (Sign. AUR sub dat. 1477 III 17); Reg.: Chmel n. 7120; ders., Mon. Habsb. I/3 S. 639f. n. 13.
  12. 12Zur Verpfändung von Bruck a.d. Leitha von 1462 Oktober 4 s. Regg.F.III. H. 18 n. 288. – Zur Übertragung von Schloss Bruck an Leopold von Wulzendorf s. dessen Pflegrevers von 1477 Mai 9 im HHStA Wien (Sign. AUR sub dat. 1477 V 2); Reg.: Chmel n. 7125; ders., Mon. Habsb. I/3 S. 640 n. 15.
  13. 13Zur Verpfändung Sarmingsteins s. Anm. 17.
  14. 1437.000 fl. ung. lieh sich K.F. von Eb. Johann von Gran, s. n. 93; ksl. Schuldbriefe für je 1.000 fl. ung. ergingen zudem an die beiden ksl. Räte Christoph Ungnad und Balthasar von Weißpriach, an Wilhelm von Auersperg und Gebhard Peuscher sowie für 500 fl. ung. an Ulrich von Graben, s. Chmel, Conzeptensammlung 1 S. 80 n. 1.
  15. 15Zu Reinprecht von Wallsee, ksl. Rat, s. Doblinger, Walsee, bes. S. 248–259 [482–493]; Heinig, Friedrich III./1 S. 251f.
  16. 16Zu Pottschach s. Mochty-Weltin u.a., Wehrbauten 3 S. 163–180, bes. 172. – Zur weiteren Überlieferung der Sache im HHStA Wien s. unten Anm. 22.
  17. 17Zur Verpfändung der Salz- und Weinaufschläge sowie Sarmingsteins von 1470 März 21 s. Regg.F.III. H. 27 25. – Ein Münzprivileg für Ulrich von Grafenegg ist zwar nicht überliefert, jedoch ist belegt, dass er Münzen prägen ließ, s. Haller-Reiffenstei, Ulrich von Grafeneck S. 130; s. dazu auch die Erwähnung einer ksl. Verschreibung wegen der münss bei Chmel, Materialien 2 S. 327 n. 261.
  18. 18Papst Sixtus IV. bestätigte 1476 den Bannbrief des Kardinallegaten Marcus Barbo von 1474 Mai 27 über Ulrich von Grafenegg, Wolfgang von Schaunberg, Heinrich von Liechtenstein, Johann von Starhemberg, Zdenko von Sternberg, Jörg von Pottendorf u.a.; zum Bann von 1474 s. Chmel, Materialien 2 S. 315–318 n. 257 (1474), zum Bann Sixtusʾ IV. ebd. S. 335f. n. 270 (1476), auch S. 319f. zu n. 257 (nach Kop.); s. in der Sache auch das Schreiben Heinrichs von Liechtenstein, Ulrichs von Grafenegg und Jörgs von Pottendorf an Bf. Ulrich von Passau von 1477 April 23 ebd. S. 341f. n. 275.
  19. 19Die Abschrift des Vertrags ist Beilage eines ebenfalls abschriftlich überlieferten Schreibens Peter Altenhausers, des Stallmeisters Maximilians I., aus den Jahren 1508/09 an den Statthalter mit der Bitte, die Übersendung des Vertrags an das Kammergericht in Wiener Neustadt zu veranlassen, um seine Rechte auf das ihm von Maximilian übertragene Dorf Wagram (RI XIV 4,1 n. 18085), das aus diesem Vertrag herrühren soll, geltend zu machen. Aus dem Konzept des Antwortschreibens geht hervor, dass die Suche nach Belegen zu diesem Dorf ergebnislos blieb.
  20. 20Druck nach einer nicht im bearbeiteten Bestand überlieferten Handschrift im HHStA Wien, wobei Schloss Wald bei den Besitzungen der Grafenegger nicht genannt wird.
  21. 21Gegenurkunde von 1477 März 17, ausgestellt von Ulrich und Wolf von Grafenegg, Jörg und Friedrich von Pottendorf und Heinrich und Jörg von Puchheim in Trautmannsdorf, überliefert als Org. und Kop. (18. Jh.) im HHStA Wien (Sign. AUR 1477 III 17; Urkundenabschriften Österr. Urkunden, Kt. 45 sub. dat.); Druck: Kurz, Oesterreich 2 S. 253–256, Beil. n. 41; Chmel, Mon. Habsb. I/2 S. 270–273 n. 96; Reg.: Chmel n. 7101; Lichnowsky(-Birk) 7 n. 2023.
  22. 22Siehe in der Sache auch folgende Stücke im HHStA Wien: Schriftstücke betreffend die gegenseitigen Forderungen des K., Jörgs von Pottendorf und Heinrichs von Puchheim (Sign. AUR sub dat. 1477 V 24); Druck: Chmel, Mon. Habsb. I/2 S. 286–308 nn. 107–117; Reg.: Lichnowsky(-Birk) 7 n. 2052. – Urfehdebriefe Pankraz Tiemingers von 1477 März 3 (Sign. AUR 1477 III 3) und Wolfgang Ruckendorfers von 1477 April 27 (Sign. AUR 1477 IV 27); Druck: Chmel, Mon. Habsb. I/2 S. 279f. n. 100 (Ruckendorfer); Reg.: Chmel n. 7093, 7117; Lichnowsky(-Birk) 7 nn. 2018, 2042.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI XIII] H. 34 n. 55, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/f3c2d318-ae70-4da8-980e-af43422b8774
(Abgerufen am 28.03.2024).