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[RI XIII] Friedrich III. (1440-1493) - [RI XIII] H. 34

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K.F. beurkundet die Entscheidung seiner Räte im Erbstreit um ein Haus gegenüber dem Propsthof in Wien aus dem Besitz des verstorbenen Grazer Bürgers Christoph Epishauser1 zwischen dem Wiener Bürger Jakob Rehwein2 anstatt seiner verstorbenen Ehefrau Elisabeth und seiner beiden Schwäger, des Laibacher Chorherrn Lic. iur. can. Ulrich Huber und des Radkersburger Bürgers Pankraz Huber3, einerseits und dem (inzwischen) verstorbenen Pankraz Peddersdorfer als Bevollmächtigten Ursulas, Ehefrau Erhard Lembachers und Witwe Christoph Epishausers, andererseits. Nachdem die Streitparteien vor Bürgermeister, Richter und Rat von Wien in recht gestanden sind und das Urteil4 zuerklern durch Peddersdorfer an ihn (K.F.) gedingt worden war, haben seine Räte dieses Urteil in der Weise erledigt und erklert, dass die von Erhard Lembacher vorgelegten ksl. brieve5 in Kraft bleiben sollen. Sollten die Wiener oder Jakob Rehwein und seine Miterben etwas dagegen vorzubringen haben, es sey irer statt freyhait, geschefftbrieve, gerichtsbrieve oder annders, worauf sie ihren Rechtsspruch gründeten, verspricht er, dass sie gehört werden und dann geschehe, was recht ist.

Originaldatierung:
An freytag nach sannd Veits tag.
Kanzleivermerke:
KVr: C.d.i.i.c. – KVv: Rta (Blattmitte). – erklerung (unterer Blattrand).

Überlieferung/Literatur

Org. im HHStA Wien (Sign. AUR 1477 VI 20), Perg., rotes S 21 in wachsf. Schüssel mit wachsf. S 16 rücks. eingedr. an Ps.

Druck: Chmel, Mon. Habsb. I/2 S. 282f. n. 103.

Reg.: Chmel n. 7132; QGStW I/5 n. 5047.

Kommentar

Der Grazer Bürger Christoph Epishauser hatte seiner Ehefrau Ursula mit einem von K.F. als Landesfürsten und obersten Grundherrn der Stadt Wien bestätigten Gemächtbrief sein gesamtes Vermögen, also auch sein Haus in Wien, vermacht. Das Gemächt wurde allerdings nicht unter Einhaltung der rechtlich vorgeschriebenen Frist vor dem Wiener Rat eingebracht. Nach Epishausers Tod (vor 1466 Dezember 6, s. Anm. 1) erhoben daher seine Verwandten Elisabeth Rehwein und deren Brüder Erbansprüche auf das Haus, während die Witwe Ursula auf ihrem Besitzrecht gemäß dem Gemächt bestand. Im Prozess vor dem Wiener Rat 1472 legte Peddersdorfer als Bevollmächtigter der inzwischen mit Erhard Lembacher wiederverheirateten Witwe die ksl. Bestätigung des Gemächtbriefs sowie das ksl. Mandat, sie in das Grundbuch einzutragen, vor (s. Anm. 5). Seitens der Kläger wurde gegen die von der beklagten Partei vorgebrachte, oberste grundherrliche Autorität der ksl. Bestätigungsurkunde mit der Fristversäumnis und dem damit verbundenen Verlust der Gewere gemäß Stadtrecht argumentiert, dem sich der Wiener Rat anschloss. Mit Ratsurteil von 1472 April 28 (s. Anm. 4) wurde das Besitzrecht Ursula Lembachers auf das Haus aufgrund Nichteinbringung des Gemächts binnen Jahresfrist für kraftlos erklärt und das Erbrecht der Kläger mit Eintrag in das Grundbuch bestätigt. Durch dieses Urteil wurden die ksl. Urkunden außer Kraft gesetzt, worauf Peddersdorfer an K.F. appellierte.

Anmerkungen

  1. 2Bei Härtel irrtümliche Angabe der Ablösesumme von 1.000 fl. ung. (Summe für das Amt Molln, s. n. 89) statt 1.600 fl. ung.
  2. 1Zu Christoph Epishausers, Grazer Ratsbürger und Bürgermeister (1456), s. Dienes, Bürger von Graz S. LXIVf.; auch Popelka, Geschichte Graz 1 S. 484 (Bürgermeisterliste); im ksl. Mandat von 1466 Dezember 6 ( QGStW II/3 n. 4138) wird er als verstorben erwähnt.
  3. 2Zu Jakob Rehwein, Bruder des damaligen Leiters der österr. Kanzlei Johannes Rehwein, s. Perger, Wiener Ratsbürger S. 233 (Jakob d.J. Rechwein).
  4. 3Ulrich und Pankraz Huber waren Brüder Elisabeth Rehweins, Christoph Epishauser deren Vetter, s. Regg.F.III. H. 27 n. 153.
  5. 4Rechtsspruch des Wiener Rats von 1472 April 28 zugunsten Elisabeth Rehweins und ihrer Miterben (Org. im HHStA Wien, Sign. AUR 1472 IV 28); s. dazu die ksl. Befehle an den Wiener Rat auf Vorbringen Jakob Rehweins von 1471 Oktober 31 und 1472 April 24, Elisabeth Rehwein im Erbstreit gegen Ursula Lembacher Recht ergehen zu lassen ( QGStW II/3 nn. 4401, 4428; s. auch Regg.F.III. H. 27 n. 153 153, hier allerdings irrtümlich Urteil zugunsten Ursula Lembachers). Während diese ksl. Mandate die Rehwein-Partei begünstigten, unterstützten die früher ausgestellten Mandate (s. Anm. 5) sowie die darauf basierende Erklärung der ksl. Räte von 1477 die Ansprüche der Gegenpartei.
  6. 5Ksl. Bestätigung eines Gemächtbriefs Christoph Epishausers zugunsten seiner Frau Ursula von 1466 Dezember 7 (Regg.F.III. H. 22 n. 149); am Vortag erging der ksl. Befehl an den Wiener Rat, Epishausers Witwe Ursula in das Grundbuch einzutragen ( QGStW II/3 n. 4138), dem bis Juli 1467 fünf weitere Mandate gleichen Inhalts folgten (ebd. nn. 4147, 4160, 4161, 4175, 4182); s. in der Sache weiters ebd. nn. 4847, 5183.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI XIII] H. 34 n. 86, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a403f4d8-5569-4bde-9eac-e602fce15263
(Abgerufen am 20.04.2024).