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[RI XIII] Friedrich III. (1440-1493) - [RI XIII] H. 22

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K.F. verleiht aus röm.-ksl. Macht Ludwig von Gonzaga, Mgf. von Mantua, dem Verwandten des Mgf.en Johann Franz, als rechtmäßigem Erben seines ohne legitime Nachkommen verstorbenen leiblichen Bruders Alexander, und Ludwigs männlichen legitimen Erben dessen Lehen und Regalien für die Dienste, die Treue und Ergebenheit, die Ludwig und seine Vorfahren Kaiser und Reich erwiesen haben, und nach Rat seiner und des Reiches Fürsten, Prälaten, Hzz. Gff. baronum et aliorum procerum, Adeligen und Getreuen. Als Prokurator und Nuntius Ludwigs hat Anselmus de Folenghis, Dr. iur.1, um die erneute Belehnung mit folgenden terris, castris, oppidis, rochis, fortiliciis et locis gebeten: mit Canneto sull'Oglio (Canedum) mit der Burg2 und der Brücke über den Fluß Oglio (Olium) und mit Revelino, mit der Burg jenseits des Oglio gegenüber dem territorium Cremona mit allem Zubehör (villis et subjectis), Bizzolano (Bozulanum), Acquanegra, Beverara, Mosio, Casalromano, Fontanella, Volongo mit seiner Feste, Carzaghetto, mit den Burgen Ostiano (Hostianum), Castel Goffredo (Castrizufredo) und Medole (Medula) mit allem Zubehör, d. h. Birbesi, Bocchere (Bocharia) und Guidizzolo (Guidezolum), weiters mit Castiglione delle Stiviere (Castionum a Stiveriis) mit der Burg und villa Solferino, mit der Burg Redondesco (Rodoldeschus) mit mons Coculo, San Fermo (Sanctus Firmus) und San Salvatore, mit der Burg Mariana, mit Asola mit der Burg und mit Casaloldo und der Burg Remedello ober- und unterhalb, und Mariana gegenüber Acquanegra, und mit Lonato mit der Burg. Der Kaiser vertraut Anselmus, der von Ludwig dazu beauftragt wurde und auch das Homagium geleistet hat (debito fidelitatis, homagii et subiectionis juramento), die genannten Orte und Burgen de certa scientia als feudum et beneficium nobile, liberum, franchum et antiquum mit folgendem Zubehör an: mit allen rochis, fortiliciis, villis territorii Brixiensis, mit den curtis, colonis und allen honoribus, iuribus ac iurisdictionibus, redditibus und allen durch Ludwigs Vater und Bruder erworbenen Einkünften, mit den daciis, theloneis, vectigalibus, pedagiis, salinariis, traversiis, imbotabibus, limitationibus, condemnationibus, mit den confiscationibus bonorum, den pontibus, portubus, passibus, aquis, et fluminibus publicis vel privatis, rivis, rugeriis,3 arastariis,4 polesinis,5 molendinis, piscariis, albergariis, pratis, pascuis, silvis, nemoribus, venacionibus, territoriis et confinibus, nec non mero et mixto imperio, und mit aller Gerichtsbarkeit und Herrschaft und gladii potestate, und allen anderen von ihm und dem Reich herrührenden Regalien, die auch Ludwigs Vater und Bruder inne hatten. K.F. bestimmt, daß Ludwig und seine Erben alle Lehen von K.F. und seinen Nachfolgern, den röm. Kaisern und Königen, so innehaben sollen wie die anderen Lehensmänner und Vasallen des Reiches in den Teilen der Lombardei, und daß Ludwig in seinen Besitzungen volle Gewalt und Gerichtsbarkeit ausüben und dort singula onera tam realia quam personalia et mixta fordern und einnehmen darf, ebenso wie es die anderen dortigen Reichsvasallen zu tun pflegen. Sollte Ludwig durch sich selbst, seine Vorfahren oder seinen Bruder Alexander einen Verlust irgendeiner der genannten Pertinenzen erlitten haben oder sollte darauf aufgrund einer anderen als der Reichsgewalt verzichtet worden sein, so darf Ludwig wieder den (alten) Status herstellen, dem der Hauptteil territorii Brixiensis entspricht, ungehindert durch irgendeinen Vertrag oder eine Übereinkunft. Der Kaiser befiehlt allen Einwohnern und pensionariis, censuariis, colonis rusticis, agricolis in den Besitztümern und Ländereien Ludwigs, diesem und seinen Erben als natürlichen Herren zu gehorchen und Treue zu erweisen, doch unbeschadet der Obrigkeit und der Rechte des Kaisers und des Reiches. K.F. gebietet allen weltlichen und geistlichen Fürsten, Hzz. Mgff. Gff. baronibus, Adeligen, vicariis, potestatibus, Hauptmännern, commissariis et locumtenentibus sämtlicher Länder und Städte, den communitatibus, gubernatoribus et rectoribus, Ludwig in seinen Rechten nicht zu beeinträchtigen und zu behindern. Der Kaiser versichert, daß, im Fall in der Stadt Brescia (Brixiensis) jemand durch ihn (K.F.) oder seine Nachfolger investiert oder in vicariatum eingesetzt wird oder jemand anderer6 das vicariatum erhalten hat, davon Ludwigs Lehen nicht betroffen sind7.

Originaldatierung:
Octava die mensis octobris.
Kanzleivermerke:
KVr: A.m.d.i.i.c. Joh(ann)es Roth Pat(aviensis) et Wrat(islaviensis) decanus. – KVv: Rta Rudolfus Kayntzinger.

Überlieferung/Literatur

Org. (lat.) im HHStA Wien (Sign. AUR 1466 X 8), Perg., wachsf. S 15 mit vorne eingedr. wachsf. S 16 an purpurner Ss. Druck: DuMont, Corps III/1 S. 347f. n. 257. Reg.: Chmel nn. 4682 (nach Dumont) und 5209 (mit Teildruck)8. Lit.: Mazzoldi, Mantova II S. 26 und S. 61 Anm. 83; RTA 22/1 S. 17 Anm. 5 und S. 18 mit Anm. 1; zur Person Ludwigs auch Coniglio, I Gonzaga S. 52–65; generell zu den Gonzaga Severidt, Familie, hier bes. S. 129ff. und S. 214f.; zur Italienpolitik K.F.s jetzt auch Heinig, Konjunkturen (im Druck).

Kommentar

Die ksl. Verleihung ist in folgendem Zusammenhang zu sehen: Ludwig hatte insgesamt drei Brüder, namentlich Gianlucido, der bereits 1448 verstorben war, weiters den 1456 verstorbenen Karl. Der jüngste Bruder Alexander hatte für seine Besitzungen in der Nähe von Brescia 1451 eine kaiserliche Bestätigung erhalten9; durch Alexanders Tod im Januar 1466 fielen diese theoretisch an das Reich, doch praktisch an seinen Bruder Ludwig, den regierenden Mgf.en, zurück, der mit der vorliegenden Urkunde die erwünschte Bestätigung K.F.s. erlangte10.

Anmerkungen

  1. 1Zu seiner Person Lazzarini, Principe S. 265 und S. 268f.; Heinig, Friedrich III./1 S. 532.
  2. 2Die auch im folgenden gebrauchte Formulierung Castro [Name]… cum rocha läßt evtl. vermuten, daß damit der entsprechende Ort mit der Burg gemeint sein könnte.
  3. 3ruga = Pfad
  4. 4aratrum = Hube
  5. 5polesina = Flutwiese
  6. 6gemeint ist: ohne Einverständnis des Kaisers.
  7. 7Für die Hilfe bei der Erstellung dieses Regests dankt die Bearbeiterin herzlich Martin Wagendorfer, Wien.
  8. 8Datiert auf 1467 Oktober 8, mit der Überlieferungsangabe „Q.135".
  9. 9Chmel n. 2687.
  10. 10Für Hinweise auf die Zusammenhänge und die Literatur zu den Gonzaga dankt die Bearbeiterin herzlich Jürgen Herold, Greifswald.

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Empfohlene Zitierweise

[RI XIII] H. 22 n. 143, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1466-10-08_1_0_13_22_0_143_143
(Abgerufen am 24.04.2024).