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[RI XIII] Friedrich III. (1440-1493) - [RI XIII] H. 21

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K.F. bestätigt Marco (Barbo), dem päpstlichen Legaten und Patriarchen von Aquileja,2 den Erhalt von dessen Schreiben, durch welches ihm klar geworden sei, wie sehr Kg. Matthias von Ungarn bedrängt und von den Seinen verlassen wurde. Er verwahrt sich gegen die Behauptung, daß er der eigentliche Verursacher dieser Situation sei, und rät dem Kardinal, den betrügerischen Worten seiner Feinde keinen Glauben zu schenken. Auf die im Brief des Legaten angesprochenen Fragen bezüglich der ihm von den Päpsten Pius (II.) und Paul (II.) erwiesenen Wohltaten, des auf die Blutsverwandschaft zu Kg. Ladislaus (von Böhmen und Ungarn) gestützten möglichen Eingreifens in die Auseinandersetzungen sowie des Krieges und des Rückzuges des polnischen Prinzen3 eingehend, bestreitet er, Polen unterstützt zu haben. K.F. beteuert außerdem, Marco als Gesandten annehmen und sein Amt als König und Kaiser ausüben zu wollen. Die ihm wegen seines Gebetsverhaltens und seiner Studien gemachten Vorhaltungen beantwortet er mit dem ihm von Eneas (Silvius Piccolomini), magister meus, gegebenen Rat, wonach die Studien und die Lektüre der Bücher zu seiner Tugend beitrügen, durch die er (K.F.) andere überrage. Allein Gott zu dienen sei das Heil, alles andere Betrug. Er bittet Marco, ihn bei dieser Haltung zu belassen. Er wolle sich zudem nicht an erlittenes Unrecht erinnern, welches er nicht rächen, sondern lieber vergessen möchte.

Kanzleivermerke:
KVv: Patri Marco Dei gra(ti)a et apostolicae sedis clementia Aquilegiensi patriarchae benedigno, sanctissimo patris nostri et domini Sixti Papae IV. ad eximia Ungariae, Bohemiae et Poloniae regna de latere legato et ad universas Almaniae partes specialiter deputato (Adresse, nach Kop.).

Überlieferung/Literatur

Org. im bearbeiteten Bestand nicht überliefert, der Kop. zufolge jedoch in Lat. - Kop.: Fehlerhafte Abschrift in der BU Wrocław (Sign. B 1909, S. 761-765), Pap. (18. Jh.).

Kommentar

Es ist fraglich, ob es sich bei diesem Stück wirklich um einen ksl. Brief handelt, dem eine Kanzleiausfertigung zugrunde lag. Die ungewöhnlich vage Datierung, vor allem jedoch der vollkommen unmajestätische, zum Teil sehr persönliche Stil mit dem Gebrauch der Ich-Form sowie der Hinweis auf Eneas Silvius Piccolomini deuten darauf hin, daß es sich hierbei möglicherweise um einen humanistischen Musterbrief handelt. Da die Ereignisse in Ungarn durchaus authentisch geschildert werden, liegt die Vermutung nahe, daß der Autor des Briefes aus der Umgebung des ksl. Hofes stammt. Siehe zu den Auseinandersetzungen BACHMANN, Reichsgeschichte 2 S. 373-390; S. 443-445; CARO, Geschichte Polens 5,1 S. 352-357; S. 362-368; HOENSCH, Matthias Corvinus S. 119-137.

Anmerkungen

  1. 1Die Kop. nennt irrtümlich das Jahr 1473. Dem Itinerar K.F. und dem Inhalt der Urkunde zufolge gehört diese eindeutig zu 1472.
  2. 2Vgl. zur Person Barbos und seinem Wirken als Legat VALE, Itinerario S. 14-83; DRABINA, Legaci S. 264-268.
  3. 3Gemeint ist der Einfall des polnischen Prinzen Kasimir nach Ungarn im November 1471 und dessen zu Ende des Jahres erfolgter Rückzug, vgl. PROCHASKA, Wyprawa.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI XIII] H. 21 n. 115, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1472-07-00_1_0_13_21_0_115_115
(Abgerufen am 16.04.2024).