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[RI XIII] Friedrich III. (1440-1493) - [RI XIII] H. 15

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K.F. teilt Kammerer und Rat der Stadt Regensburg mit, er habe erfahren1, daß sie einige seiner und des Reichs Juden in Regensburg umb handlung, so ine zuzumessen understannden werde, ohne seine Erlaubnis in Haft genommen2 und deren Hab und Gut beschlagnahmt hätten3, was ihn, da die Juden in Regensburg wie im gesamten heiligen Reich ihm als römischem K. on mittel zugehörten und unterworfen seien, nicht unbillichen merklichen befremde. Er befiehlt ihnen daher bei Vermeidung seiner und des Reiches schwerer Ungnade und straff, die gefangenen Juden nach Erhalt dieses Schreibens unverzüglich ohne Entgelt freizulassen, die Beschlagnahme ihrer Güter aufzuheben und jeden, der Ansprüche gegen sie vorbringt, um welche Angelegenheiten es sich dabei auch handelt, zu recht an ihn zu weisen, wie er auch die Juden aufgefordert habe4, vor ihm zu erscheinen, um sich zu verantworten.

Originaldatierung:
An montag in den heiligen osterfeyrtegen.
Kanzleivermerke:
KVr: A.m.p.d.i. KVv: Den ersamen und des reichs lieben getrewen camrer und ratte der stat Regenspurg (Adresse, Blattmitte). Keiserlich brief der judisch(heit) halb mit verpot (Empfängervermerk, rechter unterer Blattrand). Presentata est littera die dominica Quasimodogeniti (April 21), hora octava post meridiem (Empfängervermerk, darunter).

Überlieferung/Literatur

Org. im BayHStA München (Sign. RU Regensburg 1476 April 15 [Gemeiners Nachlaß 12]), Pap., rotes, rückseitig aufgedr. (vermutliches) S 18 (stark beschädigt). Kop.: Gleichzeitige Abschrift im BayHStA München (Sign. Gemeiners Nachlaß 12, fol. 95r-v), Pap. mit folgendem Zusatz: Zedula inclusa: Beweiset ew auch hirinne nit annders, auff das uns nit ursach gegeben werde, deßhalben wider ew einicherlay furtzunemen, als ir uns und ew selbs zu thunde schuldig seidt, des thun wir uns gentzlich zu ew verlassen. Weitere zeitgen. Abschrift des 15. Jh. ebd. (Sign. HL Regensburg 459, fol. 8r-v), Pap. Druck: STERN, Jahrbuch 20, S. 157 (nach Kop.). Reg.: STRAUS n. 233.

Kommentar

Der Merkzettel im StadtA Regensburg (Sign. Hist. I, 1, fol. 368v) notiert den Eingang des ksl. Schreibens am 21. April und gibt Auskunft über die unmittelbare Reaktion des Rates: Dominica Quasimodo geniti hora 8 post meridiem ward di kaiserlich abschaffung der juden vannknusz und erfodert für sich zurecht umb all sach, wer zu in zu spr(echen) hat, und pey seiner straff gepoten, und waz der cannczler5 noch hie, dem gab mon copi kaiserlicher verpietung und liesz in ziehen auf anpringen und mon hat u(e)ber daz mit frag noch beschreibung nit weitter gehanndlt. Das Antwortschreiben der Stadt an den K. ist im BayHStA München (Sign. Gemeiners Nachlaß 12, fol. 72r) überliefert. Zum Regensburger Ritualmordprozeß gegen die Juden und dem hieraus entstehenden Konflikt mit dem K. (1476-1481) vgl. GEMEINER 3 S. 567-581, 589-596, 602-612, 616ff., 640f., 649ff.; STERN, Judenprozeß, S. 18-20; STRAUS, Judengemeinde, passim; HERDE, Gestaltung; WENNINGER, Man bedarf, S. 165-174; VOLKERT, Judenregister; DERS, Judengemeinde; Germania Judaica 3, 2, bes. S. 1200; HSIA, Myth of Ritual Murder, S. 72-82; KRIEGER, Königsherrschaft, S. 480-482; BRAUN, Merkzettel, S. 149f.; TREUE, Judenprozeß, S. 393-402.

Anmerkungen

  1. 1Zu den böhmischen Impetranten, die beim K. zugunsten der gefangenen Juden intervenierten, vgl. GEMEINER 3 S. 576 und HEINIG, Hof, S. 1073f., Anm. 768.
  2. 2Die Verhaftung der ersten sechs Juden erfolgte 1476 März 29 (STRAUS n. 226), die von elf weiteren Juden April 9 (ebd.). Ausgelöst wurde der nun beginnende Regensburger Judenprozeß durch den Ritualmordprozeß von Trient (1475); vgl. hierzu zuletzt HSIA, Trient 1475, bes. S. 131f.
  3. 3Im Rahmen der Beschlagnahme des jüdischen Vermögens in der Stadt wurde vom Rat eine Inventarisierung veranlaßt, deren Ergebnis in der Form detaillierter notarieller Aufzeichnungen überliefert ist; vgl. hierzu VOLKERT, Judenregister, S. 115-141.
  4. 4Vgl. die Folgeurk. n. 313.
  5. 5Rudolf Alber, Kanzler Hz. Ludwigs von Bayern (-Landshut), der nach einem Eintrag auf derselben Seite des Merkzettels damals in Regensburg weilte.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI XIII] H. 15 n. 312, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1476-04-15_1_0_13_15_0_312_312
(Abgerufen am 28.03.2024).