Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 3

Sie sehen den Datensatz 194 von insgesamt 257.

Ulrich von Rosenberg (panem Oldrzichem z Ros[enber]ca) und Přibík von Klenau (panem Przibikem z Klenowe) schließen ein Abkommen zwischen K. S. einerseits und dem Priester Friedrich von Straßnitz (knězem Bedrzichem z Straznicze) und dem Bürgermeister (purgmistrem), den Ratsherren (conšely) und der ganzen Gemeinde Tabor (obcí hory Tabor) andererseits ab, folgende Punkte umfassend:

[1.] Der Priester Friedrich und die genannte Gemeinde sollen nicht mit Gewalt vom Gesetz Gottes abgedrängt werden (aby […] od zákona božieho mocí nebyl tištěn i s tú obcí). Wenn jemand einen Beweis aus der Heiligen Schrift anführt, dass sie etwas wider Gottes Gesetz und die Heilige Schrift halten (proti písmu neb zákonu božiemu držel), sollen sie den Irrtum richtigstellen.

[2.] K. S. soll die Stadt Tabor gemeinsam mit der Stadt [Sezimovo] Ústí samt deren Dörfern und ganzem Zubehör von [den Rechtsansprüchen] der Erben befreien (od dědicóv vysvoboditi) und die Stadt [Sezimovo] Ústí mit den ihr seit Jahren zugehörenden Besitzungen der Stadt Tabor angliedern (a tomu městu, jenž slove Tabor, to město -Usstie i s tiem příslušenstvím přidati, kteréž k Usty příslušelo jest od starodávna).1

[3.] Binnen sechs Jahren sollen die Ratsherren (conšelé) nicht von K. S. oder dessen Amtleuten, sondern von der Gemeinde selbst eingesetzt werden (nebyli sázeni […] aby sami sobě sadili). Nach Ablauf dieser Frist sollen K. S. oder der künftige Kg. von Böhmen die Ratsherren einsetzen, unter Verzicht auf die den Unterkämmerern nach alter Gewohnheit zustehenden Ansprüche bei der Einsetzung neuer Ratsherren (práv těch, jakož obyčej mají podkomořie bráti při sazení conšelóv, aby nebrali).

[4.] Sie [d. h. Friedrich von Straßnitz und die Stadt Tabor] sollen von K. S. und den künftigen Kgg.n von Böhmen zu keinem Feldzug genötigt werden (aby na vojny na nižádné nebyli tištěni). Nur wenn das Kg.reich in Not wäre (zemi toho potřebie) und die anderen Städte ins Feld ziehen würden, dann sollen sie K. S. Unterstützung nach ihrem Vermögen leisten (pomohli podel moženie svého). Es wird vor allem vereinbart, dass sie binnen zwei Jahren keinen Feldzug führen sollen, ausgenommen gegen Landfremde (proti cizozemcóm) oder wenn das Kg.reich in Not wäre (anebo potřebie vší zemi bylo).2 Alle Gefangenen von beiden Seiten, seien diese in Böhmen (v Czechach), Mähren (v Morawie) oder Österreich (v Rakusiech), sollen freigelassen werden.3

[5.] K. S. soll ihnen die berechtigten Privilegien gewähren (práva řádná a slušná jim dal) und das allgemein von ihnen verwendete Siegel bestätigen, das K. überdies verbessern kann, wenn er seiner Stadt eine Gefälligkeit erweisen will (pakliby co nadto ráčil přičiniti k té pečeti, kteréž obecně požívají, aby to ráčil učiniti jakžto městu svému).

[6.] Die Stadt Tabor soll K. S. und dessen Nachfolgern gegenüber die Abgabe von fünf Schock [böhmischen Groschen] am St. Georgstag (na svatý Gyrzy) und fünf Schock am St. Gallustag (na svatého Hawla), beginnend ab dem nächsten Georgstag, entrichten.

[7.] Diejenige Maße, die auf Märkten und Jahrmärkten (trhové a jarmarci) nun [in der Stadt Tabor] in Gebrauch sind (v kterýchž jsú v těchto měrách zastížení) und vorher in [Sezimovo] Ústí genutzt wurden (kterýchž jsú v Usty požívali), sollen beibehalten werden. Die Stadtbücher mit den bisher gefassten Urteilssprüchen und Einträgen (rozsudkové těchto časóv i zapisové) sollen durch K. S. bestätigt werden.

[8.] K. S. soll ihnen die Launiowitzer Güter (Lunowskee zbožie) samt den Höfen (dvory), Teichen (rybníky), Wäldern (lesy) und allem der Propstei Launiowitz (proboštví Lunyowskemu) angehörigen Zubehör verleihen und 2.500 Schock Groschen auf dieses Gut verschreiben. K. S. oder der künftige Kg. von Böhmen dürfen das genannte Gut einlösen, jedoch unter einjähriger Kündigungsfrist, sodass die Naturalien (svrchky) und die Erträge (požitky) von Teichen (rybniciech) und vom Getreide (obilí) eingehoben (sebrati) werden können.4

[9.] Die genannte Gemeinde soll K. S. Treue und Gehorsam schwören (věrnost a poslušenstvie slibiti) und, wenn dies dem K. nicht genügen würde, soll sie es mit einer ehrenhaften Handfeste tun (mají sě […] zapsati zápisem hodným a poctivým).

[10.] Sie soll alle Erbgüter zurückerstatten (mají pustiti), die sie auf Basis von Huldigung oder Eroberung (buďto holdovnie nebo dobytá) in Böhmen (v Czechach), Mähren (v Morawie) und Österreich (v Rakusiech) besitzt. Nur die jetzige Abgabe am Gallustag darf sie noch einmal einheben. Die von ihren Dienstleuten besessenen Güter (zbožie, kterýchž jich služebníci požívají) sollen trotzdem in deren Besitz verbleiben.

[11.] Die Gemeinde darf niemanden eigenmächtig unterdrücken (mocí na žádného nesahali svévolně). Wenn sie trotzdem einen Grund dafür hätte (k tomu měli kterú vinu), soll sie nur rechtmäßig wie andere Städte im Kg.reich vorgehen. Ebenso soll K. S. niemandem erlauben, jene Gemeinde außerhalb dieses Abkommens zu unterdrücken (proti tomu, ktožby jě chtěl tisknúti mimo tyto úmluvy), sondern dieser als ihr Herr beistehen (jakožto jich pán pomocen býti a jich brániti).

[12.] Die oben ausgeführten Beschlüsse des Abkommens sollen von K. S. mit seinem Majestätssiegel bestätigt werden (má svým majestátem ujistiti a utvrditi5), falls beide Seiten damit einverstanden wären (ač jich s obú stranú vóle bude).6

Originaldatierung:
den swateho Hawla

Überlieferung/Literatur

Orig. Pap. tsch. mit ursprünglich vier auf dem unteren Rand aufgedrückten Siegeln: 1) das Siegel von Ulrich von Rosenberg (Oldrzich z Rosenberga) unter Papieroblate; 2) das Siegel, laut Siegelankündigung von Přibík von Klenau (Przibik z Clenoweho), fehlt (nur die Spuren erhalten); 3) das Siegel von Friedrich von Straßnitz (kněz Bedrzich z Straznicze); 4) das Siegel aus rotem Wachs, laut Siegelankündigung der Stadt Tabor (purgmistr a conšelé hory Tabor), fehlt (nur die Spuren erhalten), in SOA Třeboň, Bestand Historica Třeboň, Sign. 374a (A).

Ed.: III, S. 450–451, Nr. 23.

Reg.: Palacký, Urkundliche Beiträge, II, S. 470, Nr. 977 (dt.); RI XI, Nr. 11477a; LOR I, S. 204, Nr. 304 (tsch.); Beneš – Beránek, Soupis, I/1/1, S. 207, Nr. 824 (tsch.).

Lit.: Šmahel, Dějiny Tábora, I/2, S. 492–497; Molnár, Na rozhraní věků, S. 50; Šmahel, Husitská revoluce, III, S. 315–316; Kavka, Poslední Lucemburk, S. 216; Šmahel, Hussitische Revolution, III, S. 1683–1684.

Kommentar

Die vorliegende Urk. stellt den Vertragsentwurf dar, dessen Beschlüsse durch die weiteren Verhandlungen teils umgearbeitet, teils erweitert und endgültig in den Vertragstext zwischen K. S. und der Stadt Tabor vom 18. November 1436 übertragen wurden.7 Die Anforderungen der Taborer Partei wurden vor K. S. auf dessen Reise nach Iglau im Sommer 1436 von Friedrich von Straßnitz und Nikolaus Biskupec von Pilgram in Trebitsch vorgetragen. Die heftigste Kontroverse löste der erste Absatz des Entwurfs aus.8 K. S. wies darauf in einem Brief an Ulrich von Rosenberg von 22. Oktober 1436 hin.9 Diese Anforderung wurde den Konzilslegaten vorgetragen und von diesen abgelehnt.10 Trotzdem wurden die Verhandlungen weiter geführt und der erste Punkt aus dem Entwurf wurde endlich nach gewisser Umformulierung in den Vertrag aufgenommen.11

Anmerkungen

  1. 1Der letzte Satz fehlt in der Edition von Palacký, vgl. III, S. 450, Nr. 23.
  2. 2Im Vertrag vom 18. November 1436 (siehe Anm. 7) wird ergänzt, dass die Taborer auch gegen bestimmte radikale hussitische Hauptleute, die sich K. S. nicht unterordnen wollen, nicht ins Feld ziehen müssen.
  3. 3Der Satz wurde mit anderer Tinte nachgetragen.
  4. 4Es handelt sich um das einst den Prämonstratenserinnen in Launiowitz gehörende Eigentum (Louňovice pod Blaníkem). Die Verpfändung der Launiowitzer Güter wurde durch ksl.e Urk. vom 30. Januar 1437 erledigt, in der die Pfandsumme auf 2.400 Schock Groschen bestimmt und auch andere Besitzungen angeführt werden. Abschrift der Verpfändungsurk. aus dem 15. Jh. in Archiv hlavního města Prahy, Bestand Sbírka rukopisů, Inv. Nr. 2096, fol. 234r. Ed.: CIM III, S. 177–180, Nr. 106. Siehe ferner Šmahel, Dějiny Tábora, I/2, S. 500.
  5. 5utrvrditi im Orig.
  6. 6Der letzte Satzteil wurde mit anderer Tinte nachträglich zugeschrieben.
  7. 7Orig. des Vertrags vom 18. November 1436 heute in NA Praha, Bestand K, Inv. Nr. 1545. Der Text des Vertrags wird im Kommentar zu dem anderen Stück in CIM III, S. 172–173 abgedruckt, wo die mit dem Vertragsentwurf übereinstimmenden Passagen markiert sind.
  8. 8Siehe Punkt [1.] im Reg.: Najprve aby kněz Bedřich od zákonu božieho mocí nebyl tištěn i s tú obcí svrchupsanú; a jestliže by sě komu zdálo, že by co i s tú obcí proti písmu neb zákonu božiemu držel a písmem svatým ukázáno bylo, to mají opraviti.
  9. 9LOR I, S. 205, Nr. 306: Dávajíce vědět, že Přibík Clenovský včera přijel s těmi úmluvami, které jste sepsali. A poněvadž kus první, ješto sě duchovenstvie dotýče, něco hluboký a upřímo jest proti compactátóm, kteréž legáti s tiem královstvím udělali, i také proti té výpovědi, kterúž jest Engliš podlé jich svolenie učinil […]. Siehe auch Reg. Nr. 192.
  10. 10Johannis de Turonis Regestrum, ed. Birk, S. 837: Eadem die [22. Oktober] legi fecit imperator dominis legatis cedulam sequentem, que erat cedula Bedrici presbiteri Thaboritarum: ‚In primis, quatenus sacerdos Bedricus a lege dei potestate non arceretur unacum comunitate Thaboriensi. Et si alicui videretur, quod aliquid cum illa comunitate contra scripturam aut legem dei teneret et scriptura sacra ostenderetur, hoc debent corrigere aut emendare.’ Et adiecit dominus imperator, quod inter articulos pro concordia tractatos inter dominum de Rosis baronem et Bedericum presbiterum erat unus, quod super tenore dicte cedule deberet dominus imperator dare literam sub sigillo suo. Responderunt domini, quod nullo modo hoc debebat facere, nam sic esse redire ad principium tractatum, quasi nichil esse factum […].
  11. 11CIM III, S. 172: Najprve, že kněz Bedřich s jinými kněžími jeho sě přidržícími i s tú obcí Hradištskú od zákona božieho a od řáduov, kterýchž jsú do času tohoto při službách božích požívali, mocí tištěni býti nemají, než ubrmanuov čtyř s obú stranú vyvolených což vyrčeno bude vedle súdce ve Chbě zjednaného státi obojí mají během a řádem tiem jakož listové obapolní o svolení ubrmanuov ukazují. To také jest vymluveno, aby měli řádné pokojné a bezpečné slyšenie, a což bude vyrčeno těmi ubrmany vedle súdce jmenovaného, aby mimo to JMt a jeho budúci nedali jich tisknúti.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 3 n. 191a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d8626d39-5609-44ed-abeb-612c7c409f97
(Abgerufen am 29.03.2024).