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RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 3

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K. S. bestätigt und erneuert (pojisčujem, popevnijem, obnovujem a […] potvrzujem) mit wohlbedachtem Mut, Rat seiner Getreuen und rechtem Wissen aus kgl.-böhmischer Macht (mocí králevskú v Čechách) Frána von Ejzieře1 und dessen Gattin Katharina von Holubí Dvůr sowie Vítek von Libečov und dessen Gattin Dorothea von Holubí Dvůr (Frana z Zeyzerze, věrný náš milý, Katerzyna z Holubieho dwora manželka jeho vlastnie, Witek z Libiessow a Dorotha manželka jeho tudíž z Holubieho dwora) auf deren Bitten zwei inserierte Urkk. (dva hanfesty) Kg. Wenzels [IV.] von Böhmen seligen Angedenkens (najjasněšieho kniežete Waczlawa slavné paměti rzymskeho a czeskeho krále, bratra našěho najmilejšieho), welche erstens den Aufbau der Alaunbergwerke beim Dorf [Malé] Přílepy2 und zweitens die Befreiung von der Zahlung des Urburgeldes betreffen (prvý byl jest na nové vzdělanie a založenie studnice alúnové na horách blíž vsi Przylep vyzdvižené, druhý pak hanffesst bieše na zproščenie, osvobozenie a neplacenie orbory), und welche Katharina und Dorothea von ihren Eltern Jakob von Prag und Anna (Jakubowi z Prahy a Annie jeho manželce) geerbt haben:

Kg. Wenzel [IV.] bestätigt (pojiščujeme a potvrzujeme) Jakob von Prag, dessen Gattin Anna, genannt Holubová (Jakubowi z Prahy a Annie řečenej Holubowa jeho vlastní manželce) und deren Erben den Besitz und die Nutzung des von ihnen errichteten Brunnens zur Alaun-Gewinnung in den Bergwerken beim Dorf [Malé] Přílepy (tu studnici, kterúž jsú na horním diele vedle vsi Przylepy položenú zdělali a znova vyzdvihli, z kteréžto studnice vody alún vařie a dělají). Sie sollen den Brunnen ungehindert besitzen, ohne jedoch die böhmischen Kgg. in der Erhebung der kgl.en Steuer und jegliche Person, der das jeweilige Grundstück gehört, in ihren Rechten an dem Grundstück zu beeinträchtigen (beze všěch přiekaz a škod však nám a našie urboře a také tomu, čiež to pole jest, na jeho polniem právě) oder dem alten Brunnen irgendwelchen Schaden zuzufügen, (má také […] studnici, kterážto od starodávna v Przylepiech byla jest, ižádnej škody nečiniti). Ebenso sollen die Arbeiter (dělníci) des alten Brunnens Jakob, Anna und deren Erben in ihren Rechten an dem neuen Brunnen keineswegs beeinträchtigen. Schließlich befiehlt Kg. Wenzel dem Burggrafen auf Karlstein (na Karlsstenie), die genannten Jakob, Anna und deren Erben in ihren Rechten zu beschützen und die Errichtung eines weiteren Brunnens neben den zwei vorgenannten, nämlich dem alten und dem neuen Brunnen, in jeder Art und Weise zu verhindern. Dat. 1410 August 9, Prag.3

Kg. Wenzel [IV.] befreit Anna Holubová und deren Erben von der Zahlung sämtlicher Urburgelder, die von allen nun besessenen oder künftig von ihnen errichteten Brunnen beim Alaunbergwerk im Dorf [Malé] Přílepy an die kgl.e Kammer zu entrichten sind (od každé a všeliké orbory, kterážby na nás od té alúnové studnice, kterúž nynie tudiež mají i ode všech jiných alúnových studnic, kteréžby ony tudiež potom zdělali a vysadili z práva anebo z obyčeje slušeti mohla, prázdný a svobodný i zbaveni býti mají), solange sie diese Brunnen im Besitz haben. Deswegen gebietet er seinen Amtleuten (úředníkóm), Burggrafen, Untertanen und Getreuen, die genannten Anna und deren Erben in ihren Freiheiten nicht zu hindern, sondern sie zu schützen. Dat. [1411] Juli 16, Prag.4

S. legt fest, dass Frána, Katharina, Vítek und Dorothea diese Urkk. ungehindert genießen sollen. Überdies erteilt er ihnen seine Zustimmung zum Kauf- und Verkaufsvertrag (k kúpenie a prodaje smlúvě) über die Hälfte des Alaunbrunnens (o polovicy studnice alúnové) im Dorf [Malé] Přílepy zwischen ihnen und gewissen Erben des Nikolaus von Prag (dědici někdy Mikulášovými z Prahy) (nach Kop.).

Originaldatierung:
osmy den miesiecze listopada, 51 – XXVIII – XVIII – 5

Überlieferung/Literatur

Orig. im bearbeiteten Bestand nicht überliefert. – Kop. tsch.: gleichzeitige Abschrift [oder wohl Konzept?]5 (Siegelankündigung für Majestätssiegel) in SOA Třeboň, Zweigstelle Jindřichův Hradec, Bestand Historica Jindřichův Hradec, Inv. Nr. 14 (B); einfache durch Josef Chytil 1846 nach der genannten Kop. angefertigte Abschrift in MZA Brno, Bestand G 10 – Sbírka rukopisů Moravského zemského archivu, Sign. 1000/1m, fol. 14 (C).

Ed.: Dvorský, Staré písemné památky, S. 29–32, Nr. 27.

Kommentar

Die Identifizierung der Empfänger aller drei Urkk. ist umstritten, insbesondere der genannten Angehörigen der Familie Holub bzw. Holubář. Der Empfänger der älteren Urk. Wenzels, Jakob von Prag, scheint mit Jakob Holub oder Holubář, dem Kämmerer des Markgrafen Jost von Mähren, ident zu sein, welcher seit 1412 ein Haus in der Prager Altstadt besaß, das gegenüber dem Heiliggeist-Spital beim Judentor (prope S. Spiritum penes portam Judaeorum) lag und zuvor Markgraf Jost gehört hatte.6 Jakob starb zwischen 1421 und 1429,7 seine Frau Anna erscheint jedoch noch 1433 in den Quellen. Ihre Töchter Katharina und Dorothea verkauften das geerbte Haus im Jahr 1436.8 Der Beiname Holubí Dvůr, was auch als "Taubenhof" übersetzt werden kann, lässt sich vermutlich auf die Kombination des Namens ihrer Eltern mit ihrem Wohnort zurückführen. Soweit wir wissen, kommt die Namensform Holubí Dvůr jedoch ausschließlich in der vorliegenden Urk. vor.9

Einer der Empfänger der Urk. S.s, Frána von Ejzieře (in den Quellen auch Zejřie oder Ajzeřie), und sein Sohn Johannes Frána besaßen einige Häuser auf der Prager Kleinseite.10 [Johannes] Frána legte die inserierten Urkk. Kg. Wenzels einschließlich deren Konfirmation [höchstwahrscheinlich die oben regestierte Konfirmation S.s] der Revisionskommission im Jahr 1454 vor.11 Schon 1435 lag Frána von Ejzieře mit einigen Riemerhandwerkern im Streit um die Nutzung eines Brunnens in Malé Přílepy.12

Anmerkungen

  1. 1Frána von Ejzieře (in Quellen auch als Zejřie oder Ajzeřie) und sein Sohn Johannes Frána besaßen einige Häuser auf der Prager Kleinseite, siehe Tomek, Základy, III–V, S. 11 und S. 19–20. Johannes Frána (Frána z Ajzieře) legte die Urkk. Kg. Wenzels einschließlich der vorliegenden Bestätigung durch S. der Revisionskommission im Jahr 1454 vor, siehe II, S. 475–476, Nr. 657. Frána von Ejzieře lag schon 1435 mit einigen Riemerhandwerkern im Streit um die Nutzung eines Brunnens in Malé Přílepy, siehe XXVIII, S. 169, Nr. 2. Das Prädikat der genannten Prager Bürger von Ejzieře/Zejřie/Ajzeřie wurde höchstwahrscheinlich vom Wort "eisern" – tsch. "železný" – abgeleitet; daher dürfte sich wohl um das Dorf Železná (in der dt. Übersetzung "Eisern") in der Nähe von Malé Přílepy gehandelt haben.
  2. 2Alaunbergwerke entwickelten sich in Malé Přílepy seit dem 14. Jh. intensiv, siehe Adamová, Alúnové studnice, S. 84–88. Quellenbelege siehe in II, S. 168–172; XXVIII, S. 170.
  3. 3Es liegt keine Ed. der inserierten Urk. vor (auch nicht in RBMV III); nur knapp erwähnt (ohne Datum) in II, S. 475–476, Nr. 657.
  4. 4Es liegt keine Ed. der inserierten Urk. vor (auch nicht in RBMV III); nur knapp erwähnt (ohne Datum) in II, S. 475–476, Nr. 657. Die Urk. trägt ein falsches Jahresdatum, das zu emendieren ist. Angesichts des Inhalts muss die zweite Urk. der ersten chronologisch folgen. Sie kann also nicht am 17. Juli 1410 ausgestellt worden sein, wie es in der Urk. S.s ausdrücklich heißt ([…] a potom v desátém létě, ve čtvrtek po svaté Margretě); die Regierungsjahre Wenzels entsprechen – eindeutig korrekt – dem Jahr 1411 (království našich českého v osmém a ve čtyřidcátém a římského [třid]cátém a v pátém létě).
  5. 5Die Schrift ähnelt sehr derjenigen des Notars S.s, Wenzel von Buchau (zu Wenzel, dessen Stellung in der Kanzlei S.s und dessen charakteristischer Hand siehe Elbel – Zajic, Die zwei Körper, II, S. 159‒163 und an anderen Stellen). Es handelt sich daher wohl um ein quasi "reingeschriebenes Konzept" aus der Kanzlei S.s. Darauf deuten auch einige Korrekturen hin: in der Siegelankündigung der beiden inserierten Urk. jeweils korrigiert králového statt falsch majstátu; nach den Erben der Empfänger zweimal budúcí hinzugefügt.
  6. 6Tomek, Základy, I, S. 218: […] olim domini Jodoci marchionis Moraviae; subcamerarius loco regis resignat Jacobo camerario dicti marchionis, marito Holubin. 1409 ist Jakob auch als cubicularius des Markgrafen belegt, siehe Baletka, Dvůr, rezidence, S. 298, Anm. 152.
  7. 7Kurzfristig besaß er auch ein Haus in der Celetná-Straße, siehe Tomek, Základy, I, S. 28.
  8. 8Ebd., S. 218: Agnes acufex emit erga Katherinam et Dorotheam natas Annae relictae Holubowe.
  9. 9Jakob Holub besaß ein Haus in der Prager Altstadt gegenüber dem Heiliggeist-Spital beim Judentor, das als Holubs Haus (Dům U Holubů; Nr. 625/1), bezeichnet wurde; daher bietet sich die Indentifizierung des Holubs Hofs (Holubí Dvůr) mit diesem Haus an.
  10. 10Tomek, Základy, III–V, S. 11, 19–20.
  11. 11Siehe II, S. 475–476, Nr. 657, wo die Urkk. ganz knapp erwähnt werden. Bei der Konfirmation werden weder Aussteller, noch Datum erwähnt: Frana z Ajzieře okázal nám listy dwa, majestáty krále Wáclawa, kteříž swědčí na studnice alúnové […] a třetí majestát, kterýž jeho otci Franowi a jeho dědicuom potwrzuje těch dwú listú a těch studnic.
  12. 12Siehe XXVIII, S. 169, Nr. 2.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 3 n. 229, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d13adfd5-fbb1-4445-beba-749c6f1a31e6
(Abgerufen am 29.03.2024).