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RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 3

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Kg. S. teilt Kg. Wladislaus [II.] von Polen (serenissimo principi domino Wladislao regi Polonie fratri et compatri nostro) mit, dass am 1. Mai (in festo sanctorum apostolorum Philippi et Jacobi) in Prag (Prage) ein Landtag (generalis conventio) stattgefunden hat, an welchem die Herren (barones), der Adel (nobiles), die Gemeinden (communitates) und viele weltliche und geistliche Personen aus dem Kg.reich Böhmen (regni Bohemie) teilgenommen haben.2 Einige Mitglieder des [böhmischen] Hochadels (quidam ex pocioribus eorum) haben ihm heimlich angedeutet (secrete intimarunt), dass, wenn er weiter an dem vor einiger Zeit in Pressburg (in Posonio) [eingeschlagenen] Weg (vias […] agitatas)3 festhalten würde, [nämlich] Gesandte zum Landtag (ad ipsam dietam) abzuordnen, sie der festen Hoffnung seien, dass die Angelegenheit mit Gottes Hilfe einen glücklichen Ausgang nehmen werde (quoniam ipsi essent in firma spe, quod facta illa dante domino ad bonum cedere deberent profectum). Obwohl er, S. am kommenden Hoftag in Nürnberg (in proxima conventione […] in Nurmberga) nach dem Rat (votis et consiliis) der Kurfürsten (electorum), seiner Reichsfürsten (aliorum principum nostrorum), des Adels (nobilium) und der Städte des Reiches (civitatum imperii) ein starkes Heer (potentem exercitum) aufstellen wird,4 das mit Gottes Hilfe den Übermut der Hussiten dämpfen soll (ad reprimendam ipsorum Bohemorum insolenciam contra eos deo auspice processurum), hat er trotzdem, aus seiner gewöhnlichen Milde und natürlichen Liebe heraus (inherentes solite mansuetudini nostre, tracti denique naturali affectione, quam semper habuimus) Gesandte und hervorragende Ritter5 zur Bekehrung der Hussiten, für die er nicht an Mitteln noch Leuten gegeizt hat (nec rebus nec persone pepercimus), mitten unter jene nach Prag geschickt (ad reduccionem ipsius gentis Bohemici […] nuncios et milites nostros notabiles in medio ipsorum versus Pragam transmisimus), um möglichst akzeptable Bedingungen für deren Bekehrung auszuhandeln (ad aptandum modos convenienciores, qui exquiri possent, pro reductione ipsorum), damit zu diesem Zweck nichts unversucht bleibt. S. ist überzeugt, durch die Bekehrung der Hussiten große Verdienste vor Gott zu erwerben, da dadurch der Mord an den Christen und das Vergießen von deren Blut ebenso wie die fortwährende Bedrohung der Rechtgläubigen beendet wird (grande obsequium deo per ipsorum conversionem […] christiani sanguinis effusio et infinita orthodoxorum discrimina vitarentur). Er berichtet, dass seine Gesandten dann eine [hussitische] Gesandtschaft6, die alle Herren, Barone und Gemeinden des Kg.reichs Böhmen repräsentierte (pro omnibus exercitibus, baronibus et communitatibus ipsorum), ausgenommen nur die Waisen und die [Hussiten der] Prager Neustadt (demptis solum Orphanis et Novacivitate Pragensi), unter kgl.em Geleit (sub nostra securitate) in die Stadt Eger (ad hanc civitatem nostram Egrensem) begleitet haben (duxerunt).

Auf seinem eigenen Weg nach Eger hat S. in Bamberg (existentibus nobis in Bamberga et in via huc veniendi) einen Brief Wladislaus’ über die hussitische Gesandtschaft [in Krakau] (aput vestram fraternitatem) erhalten,7 und wie dieser dieselbe nach bestem Vermögen aufgefordert hat (melioribus modis adhortata sit), ihrer Häresie zu entsagen und sich wieder mit der katholischen Kirche zu vereinigen (ut dimissis erroribus ad obedienciam sancte Romane ecclesie et catholice fidei unitatem redirent). Wladislaus hat auch berichtet, wie die Antwort, die sie ihm nach ihrer Beratung gegeben haben, nämlich dass sie dies auf dem nächsten Konzil (in futuro et proximo generali celebrando concilio), jedoch nur unter Zusicherung freien Geleits (habito sufficienti et securo salvo conductu) und unter bestimmten Bedingungen (sub certis tamen condicionibus) tun wollen, ihm und dessen gelehrten Ratgebern (peritis vestris) sehr missfallen hat (minime placuerunt). Wladislaus hat sie neuerlich aufgefordert, sich unter Aufgabe solcher verfehlter Bedingungen (obmissis talismodi dubiosis condicionibus) den Beschlüssen des nächsten Konzils bedingungslos anzuschließen (simpliciter starent determinacioni sacri futuri generalis concilii) und dies urkundlich zu bekräftigen (rem illam certam redderent suis literis et sigillis). Der polnische Kg. hat dann auf Bitten der hussitischen Gesandtschaft in gutem Glauben seine Ritter (milites vestros) mit derselben Gesandtschaft [nach Böhmen] geschickt, weil diese nicht mit der Vollmacht für solche Verhandlungen (super tantis negotiis) ausgestattet war (super tantis negotiis […] non habere plenariam potestatem).

S. stellt fest, dass Wladislaus’ Brief ihn erst erreicht hat, nachdem seine Gesandten schon nach Prag abgereist waren.8 Schon vorher hat er aber gerüchteweise von den Verhandlungen zwischen dem polnischen Kg. und den Hussiten gehört (fama volante bene audiverimus ipsos Bohemos vobiscum super hac re constitutos fuisse). Deshalb hat S. Wladislaus’ Brief vor den hussitischen Gesandten in Eger verlesen lassen (literam vestram ad perlegendum dedimus), damit diese daraus die Ablehnung ihrer verfehlten und an Bedingungen geknüpften Forderungen wahrnehmen konnten (ut inspicientes repulsam cedule et oblacionis sue dubiose et condicionalis), welche S. auch mit dem Beistand von vier Pariser Doktoren (assistentibus quattuor doctoribus alme universitatis Parisiensis) und zahlreichen Gelehrten der Wiener Universität (studii Wiennensis) und anderer Gelehrter während der Pressburger (in Posonio) Gespräche abgelehnt hat (refutavimus). Wenn die Hussiten sich dem Beschluss des künftigen Konzils ehrlich (ad vias honestas) hätten beugen wollen (vellent deflectere), dann hätte der Angriff [auf Böhmen] bis zum nächsten Konzil ausgesetzt werden können (ab eorum invasione cessare). Diese Halsstarrigen (tamquam homines obstinati) aber haben vor den anwesenden Kur- und anderen Fürsten sowie Prälaten und Hochadeligen (magnatibus) schamlos behauptet, dass die [Krakauer] Angelegenheit anders als in Wladislaus’ Brief beschrieben verlaufen wäre, und sich völlig anders verhalte (rem non ita gestam fuisse, ymmo totaliter aliter se habere quam tenor littere vestre personabat). Abermals haben die Hussiten ein Schreiben hervorgezaubert (quandam cedulam produxerunt ad lucem), in dem sie eine Teilnahme am künftigen Konzil in Aussicht gestellt haben, jedoch unter windigen und trügerischen Vorbehalten (sub certis fallibilibus et adulterinis clausulis cactiositate plenis), und unter Hinzufügung von [in Wladislaus’ Schreiben] nicht enthaltenen Sätzen9 (addentes aliqua verba, que tamen in cedula vobis oblata non repperiebantur). Bevor S. ihre falsche und betrügerische Rede aufgedeckt und ans Licht gebracht hat (dum detectionem et clarificationem illorum suorum relatorum capciosorum verborum quererimus), haben sie z. B. verlangt, dass auch die Christen aus Indien (Yndi), die Griechen (Greci), die Armenier (Armeni), die Schismatiker (scismatici) und eigentlich alle Christen (omnes Christum confitentes) am nächsten Konzil teilnehmen sollen, und andere Forderungen mehr, die dem Kg. von Polen zu berichten eher lächerlich denn nützlich wäre (plura alia, que ad scribendum magis ridiculosa quam utilia forent).

Um alle Möglichkeiten zur Bekehrung der Hussiten zu nutzen, hat S. ihnen zwei im Wortlaut geringfügig voneinander abweichende, doch inhaltlich übereinstimmende Entwürfe (duas cedulas […] in verborum serie aliqualiter distantes, sed in sentencia conformes) übergeben, von denen der erste von den Pariser und Wiener Doktoren in Pressburg (in Pozonio per doctores Parisienses et Wiennenses), der andere von den hier [in Eger] anwesenden Doktoren verfasst wurde, und laut denen die Hussiten sich unbedingt dem Beschluss (determinacioni) des Konzils über sämtliche mögliche Streitfragen (super singulis dubiis, que evenire possent) fügen sollen.10 Deswegen hat S. die Hussiten ermahnt, zur Abstellung der zahllosen Übel, die aus deren Halsstarrigkeit erwachsen sind, die wohlmeinenden und ehrlichen Angebote (oblaciones salubres et honestas) zu akzeptieren oder zumindest an den Pressburger Beschlüssen festzuhalten. Laut diesen dürfen die Hussiten frei zum Konzil hin- und von dort abreisen, egal ob sie Eintracht mit der Kirche herstellen oder nicht (habita concordia cum ecclesia vel non), was S. für sie erwirken soll (quod eis obtinere obtulimus). Dabei sollen sie Waffenstillstand mit den Christen wahren (quodque super illo cum Christifidelibus ad tempus treugas tenerent). Die Hussiten haben jedoch knapp geantwortet, dass sie keineswegs dazu geneigt sind und sich nicht dem Urteil des Konzils unterwerfen wollen, das sie in der Vergangenheit als Ketzer verurteilt (ipsos prius damnasset), einen Kreuzzug gegen sie ausgerufen (crucem contra eos firmando) und viele Fürsten und Leute gegen sie aufgestachelt hat. Sie alle wollen eher am selben Tag (una die) den Tod finden, als sich dem Urteil und Spruch (iudicio et sententie) ihrer Feinden zu unterwerfen. Auch wollen sie selbst unter Zusicherung freien Geleits (sub libertate redeundi) nicht zum Konzil reisen, sofern der Kg. ihnen nicht hier und jetzt die Bedingungen der Konzilsverhandlungen offenlegen will (nisi eis hic monstraremus modos, quibus in eodem concilio tractandi forent). Ihm, S. aber liegt es fern, ja es ist ihm unmöglich (nobis satis alienum fuit, imo impossibile), dem Konzil oder der Kirche hierin Maß und Ziel vorzuschreiben (legem poneremus).

S. stellt fest, dass der Tag wiederum wie schon zuvor ohne Erfolg beendet worden ist, nachdem er mit den anwesenden erfahrenen Pariser Doktoren und anderen Gelehrten erwogen hat, wie die Hussiten zur Rechtgläubigkeit zu bekehren wären (hinc inde cum prelatis, doctoribus alme universitatis Parisiensis et aliis peritissimis nobiscum existentibus, que ipsos ad pietatem movere et flectere potuissent examinatis, sicut et prius sic et nunc non11 profecimus). Ein Kriegszug ist daher unvermeidlich, weil diese verderbenbringende Macht nicht mit Wohlwollen gemildert, sondern nur mit Gewalt zurückgeschlagen werden kann (necessarium est, ut ad arma veniamus, ut […] pestifera hec vis, que mansuetudine molliri nequit, vi repellatur). Nur dadurch werden das Verderben und die Besudelung des heiligen Glaubens verhindert (calamitas pollucioque sacratissime religioni e medio auferatur). S. hat zum wiederholten Mal (super iterum et denuo) die Kurfürsten (electores) und andere Reichsfürsten, Adelige, Städte und Gemeinden, die ursprünglich am kommenden 24. Juni (super festo sancti Iohannis proxime affuturo) in Böhmen einfallen hätten sollen, gebeten, ihren Anmarsch zu beschleunigen (quatenus cum transitu suo accelerent), um die Frechheit der Hussiten (ipsorum protervia), die durch mildes Vorgehen nicht überwunden werden kann (pietate deflecti non potest), mit Gottes Hilfe und mächtiger Hand auszulöschen (deo propitio potenti brachio conteratur). Dementsprechend fordert S. den polnischen Kg. den diese Sache als christlichen Fürsten nicht wenig berührt (tamquam principem christianum non mediocriter contingunt), inbrünstig auf (efficaciori quo possumus studio adhortamur), sich mit allen übrigen Christen (cum ceteris Christi fidelibus) zum Lob des allmächtigen Gottes, zur Verteidigung des christlichen Glaubens sowie zur Ausrottung des Unglaubens (ad […] tutamentum fidei et christiane religionis ac eradicatione[m] huius perfidie) militärisch zu erheben (cum potentia […] insurgere). Die Hussiten (prefati Bohemi) haben sich nämlich in Schlesien (in Slesia) und an anderen Orten dicht an die Grenzen des Kg.reichs Polen herangedrängt (vobis et regno vestro conterminis se fecerunt propinquos) und versuchen unzweifelhaft, sich nach der Eroberung Schlesiens, was Gott verhüten möge, weiter kampflos in Polen auszubreiten (et indubie, quod deus avertat, illis ad plenum obtentis more suo ulterius serperent nec vos et regnum vestrum sine impugnacione permitterent). S. bittet Wladislaus, Anteil zu nehmen (fructuosi boni particeps esse) an dem guten Werk, das eine Angelegenheit des rechten Glaubens (cause orthodoxe) ist, die zur Ehre Gottes und zur Pflege des Glaubens (cultum fidei) aufgenommen werden muss. Wladislaus erwirbt dadurch den Lohn Gottes (bravium divine mercedis), weltlichen Ruhm (laudemque seculi) und die Dankbarkeit S.s (a nobis gratitudinem pariformem).

Allerdings müsse der Kg. von Polen seine Aufmerksamkeit auch darauf lenken, dass manche Hilfestellung (subsidia) für die Hussiten gerade aus seinem Kg.reich durch [den Fürsten] Sigismund Korybut [von Litauen] (per Sigismundum Coributhi), [Ritter Dobeslav] Puchala12 (Puchalam) und andere seiner Untertanen (subditos vestros) geleistet worden ist und noch täglich geleistet wird (impensa sunt et quotidie impenduntur). Wladislaus ist sicher bekannt, dass die von den Ketzern eroberten schlesischen Festungen in polnischen Händen sind (quod fortalicia per hereticos in Slesia acquisita per meros Polonos tenentur possessa) und alles, was den rechtgläubigen Christen entfremdet worden ist, nach Belieben (pro libito) im Kg.reich Polen verkauft wird. Vor allem werden den Ketzern in Krakau Waffen, Pferde und andere Dinge auf dem freien Markt angeboten und es werden täglich mit ihnen Geschäfte gemacht (prebetur eis in Cracovia de armis, equis et aliis liberum forum et quotidiana habentur cum ipsis commercia), die ihnen erhebliche Vorteile verschaffen (non modicos attulerunt favores). Die Hussiten brüsten sich sogar mit dieser Unterstützung (coram aliis gloriantur), und Wladislaus ist dieses üble Gerücht (malus rumor) zweifellos in fast allen Landesteilen (in plerisque provinciis) schon zu Ohren gekommen (succrevit). Wladislaus soll dieses Gerücht um seiner Ehre willen aus der Welt schaffen und in dieser Angelegenheit bedachtsamer agieren (super hiis caucius providere). Schließlich fordert S. Wladislaus auf, sich für die Stärkung der Christen mit seiner militärischen Macht (ad sucorsum [!] christianorum potentia vestra) so wirksam gegen die Häresie zu zeigen (sic efficaciter contra hanc pestem ostendere), dass die ganze Welt aus eigener Anschauung (experiencia) den großen Eifer (zelum bonum) des Kg.s von Polen für den katholischen Glauben und die heilige Kirche Gottes (ad fidem katholicam et ecclesiam sanctam Dei) erkennen wird (nach Kop.).

Überlieferung/Literatur

Orig. im bearbeiteten Bestand nicht überliefert. ‒ Kop. lat.: einfache Abschrift aus dem 15. Jh. in SOA Třeboň, Bestand Rukopisy Třeboň, Hds. Nr. 20, Sign. A 19, fol. 141r–142v (B); gleichzeitige Abschrift auf Papier im Geheimen Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz, Berlin, XX. Hauptabteilung, Staatsarchiv Königsberg, Ordensbriefarchiv, Nr. 5647 (alte Sign.: Varia 192) (unvollständig) (C); einfache Abschrift aus dem 19. Jh. in ANM Praha, Bestand C – Muzejní diplomatář, sub dato (D).

Ed.: Palacky, Urkundliche Beiträge, II, S. 209–213, Nr. 737 (Datum circa Mai 30). ‒ Engl. Übersetzung: Fudge, Crusade, S. 304307, Nr. 156 (mit falschem Tagesdatum Juli 21).

Reg.: RI XI, Nr. 8593 (Tagesdatum Mai 27); Joachim – Hubatsch, Regesta, I/1, S. 353, Nr. 5647 (dt., Datum wie bei Palacky).

Lit.: Tomek, Dějepis, IV, S. 483–484; Molnár, Chebský soudce, S. 12–13; Kubů, Cheb, S. 117–118; Šmahel, Husitská revoluce, III, S. 392, Anm. 454; ders., Hussitische Revolution III, S. 1510, Anm. 127; Nikodem, Polska, S. 415; Coufal, Ludus calamorum, S. 50–56.

Kommentar

Die meisten historischen Darstellungen der Egerer Verhandlungen beruhen auf diesem inhaltsreichen Brief,13 obwohl S. zwei wesentliche Tatsachen übergeht, die aus anderen Quellen zu ergänzen sind: 1) Die Namen der Mitglieder der beiden Gesandtschaften (des Kg.s bzw. der Hussiten) und der Begleiter des Kg.s in Eger; 2) Die folgenreiche Tätigkeit des Dominikaners Johannes [Stojković] von Ragusa (gest. 1443), des Stellvertreters des päpstlichen Legaten Julian Cesarini, in Eger.14

Das Datum des Briefes lässt sich aus dem Verlauf der Verhandlungen in Eger ableiten. S. ist in Bamberg bis zum 21. Mai nachweisbar.15 Von dort zog er mit seiner vielköpfigen Begleitung16 auf die Plassenburg17 und dann nach Eger, wo er zum ersten Mal am 24. Mai urkundlich bezeugt ist.18 Die hussitische Gesandtschaft traf in Eger am Tag zuvor ein, sodass die Verhandlungen, die als Fortsetzung der 1429 in Pressburg geführten Gespräche angesehen wurden, schon am 24. Mai beginnen konnten. Johannes von Ragusa kam erst am Samstag, den 26. Mai, in Eger an und hielt noch am selben Tag vor dem Kg. und dessen Gefolge eine Ansprache des Inhalts, dass die Besprechungen mit den Hussiten sofort zu unterbrechen waren, falls diese sich den Beschlüssen der Kirche bzw. des allgemeinen Konzils nicht unterordnen wollten. Die hussitischen Gesandten lehnten das Ultimatum ab und verließen die Stadt am 29. Mai. Am Tag darauf brach auch S. nach Bamberg auf.19 Vom 27. Mai stammen andere Briefe, in denen S. die Reichsstädte Straßburg bzw. Ulm und Herzog Adolf von Jülich-Berg von den Verhandlungen in Eger benachrichtigte.20 Am selben Tag schickten Bischof Johann [II.] von Würzburg und Kurfürst Friedrich [I.] von Brandenburg, die im Gefolge S.s waren, einen Brief an die Herzöge von Baiern-München.21 Die Briefe von S. an die Reichsstände wurden einheitlich und viel weniger ausführlich abgefasst als jener an Wladislaus [II.] von Polen. Das Treffen muss spätestens am 27. Mai (oder am Tag davor) beendet worden sein. Der Brief an Wladislaus muss demzufolge zwischen dem 27. und dem 30. Mai, als S. Eger verließ, abgeschickt worden sein.

Anmerkungen

  1. 1Zur Datierung siehe den Kommentar.
  2. 2Dem Landtag ging eine Kirchensynode voraus, siehe Chronicon Taboritarum (Höfler, Geschichtschreiber, II, S. 597) und die sogenannten Alten Böhmischen Annalen (SLČ, hg. Černá u. a., S. 40–41; SLČ Vr., hg. Šimek, S. 58 und SLČ ., hg. Šimek u. Kaňák, S. 98). Vgl. Molnár, Nad úvodními kapitolami, S. 68; Zibrt, Husitské synody, S. 27–28, Nr. 100/30 und Šmahel, Hussitische Revolution, III, S. 1503, Anm. 121.
  3. 3Zu den Verhandlungen in Pressburg und den Bedingungen für die Rückkehr der Hussiten in die Kirche siehe Coufal, Polemika, S. 211–246.
  4. 4Die Quellen zu den Verhandlungen über den geplanten Kreuzzug gegen die Hussiten am Nürnberger Hoftag abgedruckt in RTA IX, S. 513–561, Nr. 402–426. Weitere Literaturhinweise bei Šmahel, Hussitische Revolution, III, S. 1508–1509, Anm. 126.
  5. 5Die Namen der kgl.en Gesandten – Zdeslav Tluksa von Buřenice und Nikolaus [I.] von Lobkowitz auf Hassenstein – werden in der Chronik des Bartošek von Drahonice (Kronika Bartoška z Drahonic, hg. Goll, S. 603) erwähnt. Sie überbrachten wahrscheinlich den am 28. April 1431 ausgestellten Geleitbrief für die hussitische Gesandtschaft. Der ungedruckt gebliebene Geleitbrief ist in drei Hdss. aus dem 15. bzw. 18. Jh. überliefert: NK ČR Praha, Sign. XIX C 19, fol. 239v–241r; KNM Praha, Sign. VIII G 13, fol. 122v–123v; ebd., Sign. III A 42, fol. 143v–145v (18. Jh.). Siehe weiters Šmahel, Hussitische Revolution, III, S. 1509–1510; Coufal, Ludus calamorum, S. 50, Anm. 48.
  6. 6Die hussitische Gesandtschaft bestand aus Matthias Louda von Chlumčany, dem Priester Markold von Zbraslavice, Wilhelm Kostka von Postupice und Beneš von Mokrovousy auf Hustířany, siehe Šmahel, Hussitische Revolution, III, S. 1510 und Coufal, Ludus calamorum, S. 51.
  7. 7Siehe folgende Anm.
  8. 8Der Brief Kg. Wladislaus’ [II.] von Polen vom 7. April 1431 muss S. zwischen dem 10. und 12. Mai erreicht haben, weil eine Abschrift dieses Briefes schon am 12. Mai an die kgl.en Gesandten nach Prag geschickt wurde, siehe APH, Bestand Knihovna Metropolitní kapituly u sv. Víta v Praze, Sign. O III, fol. 106r–106v, hier fol. 106r. Der Brief wurde in Palacky, Urkundliche Beiträge, II, S. 205–207, Nr. 734 aus der in SOA Třeboň, Bestand Rukopisy Třeboň, Hds. Nr. 20, Sign. A 19, fol. 140r–140v überlieferten Hds. abgedruckt. Vgl. Šmahel, Hussitische Revolution, III, S. 1500, Anm. 119. Über die Verhandlungen in Krakau siehe Nikodem, Polska, S. 411–415 und Coufal, Polemika, S. 275–280.
  9. 9Die von den Hussiten vorgelegten Bedingungen sind in derselben Hds. in SOA Třeboň, Bestand Rukopisy Třeboň, Hds. Nr. 20, Sign. A 19, fol. 141r, überliefert. Ed.: Palacky, Urkundliche Beiträge II, S. 213–214 Nr. 737.
  10. 10Zum Inhalt der beiden Entwürfe siehe Coufal, Ludus calamorum, S. 54–55; der Egerer Entwurf ist in SOA Třeboň, Bestand Rukopisy Třeboň, Hds. Nr. 20, Sign. A 19, fol. 141r, überliefert. Ed.: Palacky, Urkundliche Beiträge, II, S. 214: [Rubrik] Et hanc dedit Ro[manorum] rex eis viceversa, nec acceptata fuit per eos. Quidquid ex sacra scriptura doctorum ab ecclesia Romana receptorum sentenciis deductum fuerit in concilio generali, illi stabimus. Et si quam altercationem aut dubium circa huiusmodi dicta doctorum ex scripturis emergere contigerit, stabimus super huiusmodi altercacionibus et dubiis determinacioni concilii generalis supradicti.
  11. 11non fehlt in Palacky, Urkundliche Beiträge, II, S. 212.
  12. 12Pl. Dobiesław Puchała.
  13. 13Bezold, Sigmund, III, S. 123–129; Hoensch, Sigismund, S. 367–368; Molnár, Chebský soudce, S. 11–14; Eberhard, Weg, S. 10; Kavka, Poslední Lucemburk, S. 163–164; Šmahel, Hussitische Revolution, III, S. 1510–1511; Faltenbacher, Eger, S. 155–156. Jüngst hat Coufal, Ludus calamorum, S. 50–56, auch andere Quellen zum Egerer Tag neu ausgewertet.
  14. 14Johannis de Ragusio Initium, ed. Palacky, S. 82–83; Krchňák, De vita, S. 19; Strika, Johannes von Ragusa, S. 108–110.
  15. 15Bis zum 19. Mai ist S. in Bamberg urkundlich bezeugt, siehe RI XI, Nr. 85768585; Hoensch – Kees, Itinerar, S. 116; Engel – C. Tóth, Itineraria, S. 126. Für die dortige Anwesenheit S.s noch am 21. Mai siehe Chroniken Nürnberg I, S. 381, Anm. 1.
  16. 16Die Namen der Personen in S.s Gefolge führt Coufal, Ludus calamorum, S. 51–52, an: Friedrich, Markgraf von Brandenburg, Bischof Johann II. von Würzburg, der Breslauer Bischof Konrad von Oels, Půta [III.] von Častolovice, Aleš von Sternberg alias von Holitz und einige Nürnberger und Pilsner Bürger.
  17. 17RI XI, Nr. 8586.
  18. 18RI XI, Nr. 8587.
  19. 19Johannis de Ragusio Initium, ed. Palacky, S. 82–83: Quia vero illuc Bohemi convenerant ad impediendum progressum exercitus variis viis et modis, magister Johannes ex parte domini legati tantum regi Romanorum et ceteris principibus persuasit, ut omnem tractatum dirimerent cum eisdem Bohemis, nisi simpliciter se vellent submittere in omnibus eorum haeresibus et erroribus determinationi ecclesiae et concilii generalis. Ad quam rem non consentientibus Bohemis, omnis tractatus fuit omnino dirutus et Bohemi feria 3. post trinitatem et rex Romanorum feria quarta, infacto negotio recesserunt, illi in Bohemiam, iste vero cum suis in Bambergam.
  20. 20Reg.: RTA IX, S. 552, Nr. 417; RI XI, Nr. 85908592.
  21. 21Reg.: RTA IX, S. 552, Nr. 418.

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RI XI Neubearb., 3 n. 138, in: Regesta Imperii Online,
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(Abgerufen am 20.04.2024).