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RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 3

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K. S. erinnert Ulrich von Rosenberg2 daran, dass er ihm3 sowie auch anderen in seinen Briefen über die dringenden gemeinen Bedürfnisse des ganzen Kg.reichs Böhmen (mnohé a pilné obecné všeho královstvie našeho czeskeho potřeby) und über den deshalb nach Tschaslau (w Czzaslawi) für den nächsten Marienfeiertag (o Matce Božie najprv příštie) [8. September] einberufenen [Land-]Tag (sněm obecný) geschrieben hat. Manche sind allerdings der Meinung, dass diese Stadt für einen so großen und allgemeinen Tag (tak valnému sněmu) zu klein und für die Niederadeligen (zemanóm) und Städte aus einigen Kreisen zu weit entfernt ist und dass die dringenden Bedürfnisse des Landes wohl am besten in Prag (v Praze) besprochen werden können. Deswegen hat S. mit seinem Rat beschlossen, den Tag mit einer kleinen Verspätung nach Prag zu verlegen. Er ersucht also und gebietet (žádámeť i přikazujem, mieti ovšem chtiece) Ulrich, am kommenden Hieronymustag (o svatém Jeronimu) [30. September] ohne Verzögerung zum Prager [Land-]Tag zu kommen.

Originaldatierung:
we cztwrtek po swatem Gilgii
Kanzleivermerke:
KVr: Ad mandatum d(omini) imperatoris Iohannes Tussek. – KVv: Ohne RV. – Adresse verso: Vrozenemu Oldrzichowi z Rozmberka wiernemu nassemu milemu.

Überlieferung/Literatur

Orig. Pap. tsch. litterae clausae mit Fragmenten eines verso aufgedrückten roten Verschlusssiegels (Posse 18/1) unter Papieroblate, in SOA Třeboň, Bestand Historica Třeboň, Sign. 396 (A). – Kop. tsch.: einfache Abschrift aus dem 19. Jh. in ANM Praha, Bestand C – Muzejní diplomatář, sub dato (B).

Ed.: I, S. 50–51, Nr. 63; LOR I, S. 228–229, Nr. 340.

Reg.: RI XI, Nr. 12067.

Lit.: Tomek, Dějepis, VI, S. 39; Schmidt, Südböhmen, S. 356.

Kommentar

Der allgemein formulierte Brief wurde nicht speziell für Ulrich konzipiert, es handelt sich vielmehr um eine allgemeine Einladung zum nach Prag verlegten und zeitlich aufgeschobenen böhmischen Landtag, die wohl im gleichen Wortlaut auch anderen Landherren, Rittern und Städten geschickt wurde. Darauf deutet u. a. das dispositive Verb "gebieten" (přikazujem) hin, das sonst in den Briefen S.s an Ulrich nicht vorkommt, vor allem aber die Tatsache, dass in der Ausfertigung des Briefes der Plural durch Rasur konsequent in den Singular umgewandelt wurde.4 Die Ausfertigung war somit offensichtlich zuerst nicht für Ulrich von Rosenberg, sondern einen unbekannten, jedenfalls weiteren Empfängerkreis bestimmt.

Anmerkungen

  1. 1Das Jahr ergibt sich aus dem historischen Kontext.
  2. 2Die Anrede "unser lieber Getreuer" (věrný náš milý) ist für die Briefe S.s an Ulrich unüblich, da Ulrich sonst von S. als edel angesprochen wird ("Edler, unser lieber Getreuer" [urozený věrný náš milý]). Im Wort náš befindet sich sogar eine Rasur, durch die der letzte Buchstabe "y" getilgt wurde. Die ursprüngliche Anrede war also sogar "unsere liebe Getreuen" (věrní naši milí). Auch an anderen Stellen des Briefs wurde durch Rasur der jeweilige Plural in den Singular umgewandelt. Siehe dazu die folgende Anm. sowie den Kommentar.
  3. 3Das Pronomen "dir" (tobě) steht auf Rasur; ursprünglich lässt sich hier das Pronomen "euch" (vám) vermuten. Gleichzeitig wurde im ganzen Brief durch Rasur und Überschreibung der ursprüngliche Plural in den entsprechenden Singular umgewandelt.
  4. 4Siehe Anm. 2 und 3.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 3 n. 225, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a3b4f33b-ceb7-4198-b0c3-9e5da6798d7f
(Abgerufen am 24.04.2024).