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RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 2

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Kg. S. – der anführt, dass die Bürger und Einwohner der Stadt Eger, reich und arm, in diesen schweren Zeiten (in disen schweren und wilden leuffen) bekanntlich Leib und Gut im Dienst für die ganze Christenheit und für ihn einsetzen, wobei niemand in der Stadt ausgenommen bleibt, vielmehr jedermann seinen Anteil zu tragen hat (mitleydung haben). Jüngst haben die Egerer zu ihm eine Botschaft geschickt und sich beschwert, dass die zahlreichen Juden bei ihnen (die judischeit bey in, der ettwevil ist) das Recht und die Freiheit besitzen, nicht mit der Stadt leiden zu müssen und sich daher weder am Wachtdienst noch an der Erhaltung der Gräben und anderen Arbeiten und Ausgaben (an wachen, graben oder ander arbeyt und darlegung) beteiligen. Unter den gemeinen Leuten entstehe dadurch großer Unwillen und Ablehnung (widerwertickeit), weil sie selber schwer beansprucht würden. Daher fürchten die Ältesten und der Rat, die die Juden bei deren Gewohnheiten immer geschützt haben, dass die gemeinen Leute es ihnen, den Juden, übel nehmen und sie überfallen könnten, wodurch in der Stadt große Unordnung, Verderben und unersetzlicher Schaden (unrat, verderben und unverwintlicher schaden) entstehen könnten. Sie haben also ihn, S. gebeten, solche Unordnung und Verderben zu verhüten. Er hat nach Beratung mit seinen Getreuen mit dem Judenmeister und jenen Juden von Eger, die bei ihm anwesend seien, gesprochen und denselben schließlich mitgeteilt, dass er ihnen anderswo Wohnung und Lebensunterhalt verschaffen lasse (haben […] anderswo ir wonung unt enthaldung bestellen lassen) – ordnet (seczen doruf, ordnen und wollen) aus kgl.er Macht (von kuniglicher macht) an, dass die Egerer Juden samt und sonders künftighin nicht mehr in Eger wohnen dürfen, und erlaubt (geben […] gewalt und urloub) dem Bürgermeister und Rat der Stadt Eger, die Juden aus der Stadt auszuweisen (von in weysen), jedoch unter dem Vorbehalt, dass die Juden den gesamten [beweglichen] Besitz, die Pfänder und Schuldbriefe (hab, pfand und schuld), mitnehmen dürfen, wobei ihnen die Egerer Bürger behilflich sein sollen. Das liegende Gut, die Häuser, Höfe, die Synagoge und der Judenfriedhof jedoch verfallen den Egerer Bürgern zum Nutzen und zur Aufbesserung der Stadt. Die Synagoge soll zu einer Kapelle zum Lob Gottes und der Hl. Jungfrau Maria umgewandelt werden. Die anwesenden Egerer Juden haben sich vor seinen, S.s, Räten auch verpflichtet, alle Urkk. und Freiheiten, die sie von den KK.n, Kgg.n, ihm und der Stadt Eger besitzen, dem Egerer Stadtrat zu übergeben und keine Ansprüche mehr daraus abzuleiten. Falls die Juden jedoch Urkk. heimlich behalten und diese mit sich führen sollten, erklärt er diese aus kgl.er Macht für null und nichtig (vernichten und toten), sodass sie vor Gericht sowie außerhalb dessen keine Rechtskraft haben und den Egerer Bürgern nie schaden sollen. Schließlich legt er fest, dass die Egerer Juden den Egerer Bürgern einen Urfehdebrief ausstellen sollen (ein urfede tun), wonach sie ihnen die durch ihn, S. gebilligte Vorgangsweise (solich sache, die von unserr erlaubung gescheen ist) nie übel nehmen werden. Falls die Egerer Juden insgesamt oder einzelne von ihnen gegen die Egerer Bürger auftreten oder diese beklagen möchten (wer sache, daz die Juden […] sich wider die egenanten von Eger ichts annemen oder sy dorumb beteidingen wolt), geraten sie in seine bzw. seiner Nachfolger schwere Ungnade.

Originaldatierung:
am nechsten donnerstag nach sant Francisci tage, 44 – 21 – 11
Kanzleivermerke:
KVr: Ad mandatum domini regis Caspar Sligk. – KVv: Registrata Marquardus Brisacher.

Überlieferung/Literatur

Orig. Perg. dt. mit heute zerbrochenem wachsfarbenen Majestätssiegel (Posse 13/3) an schwarz-gelber Seidenschnur, in SOA Plzeň – SOkA Cheb, Bestand AM Cheb, Urk. Nr. 399 (A). – Kop. dt.: Vidimus eines öffentlichen Notars vom 11. September 1640 im zweiten Konvolutenbuch der Stadt Eger in SOA Plzeň – SOkA Cheb, Bestand AM Cheb, Buch Nr. 1011, fol. 132r–133v (B); Vidimus des Egerer Stadtrates vom 23. August 1723 in ANM, Bestand F – Topografická sbírka, Kart. 51, Sign. Cheb privilegia, sub dato (C).

Ed.: Simon, Material, S. 305–307, Nr. 6 (falsch zum 3. Oktober); Bondy – Dworský, Juden, S. 102–104, Nr. 220 (falsch zum 3. Oktober); CIM III, S. 75–77, Nr. 54. – Auszug: Gradl, Privilegien Eger, S. 23 (falsch zum 3. Oktober); ders., Geschichte, S. 379–380.

Reg.: RI XI, Nr. 7824; Siegl, Kataloge, S. 15, Nr. 408 (dt.).

Lit.: Gradl, Geschichte, S. 379; Sturm, Eger, S. 273–274; Kubů, Cheb v době husitské, S. 110; Maimon – Guggenheim, Germania Judaica, III/1, 274; Kaar, Stadt, S. 283, Anm. 78; Hruza, Sigismund, S. 107–108; Bystrický, Západní Čechy, S. 53.

Bereits drei Jahre nach der Judenvertreibung bewilligte K. S. der Stadt Eger die Wiederaufnahme der Juden in die Stadt – siehe Reg. Nr. 111, 128.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 2 n. 83, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/f8ed93c2-c814-449c-ada0-a26e8099a59a
(Abgerufen am 23.04.2024).