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RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 2

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Kg. S. schreibt Burggraf Johann von Nürnberg hinsichtlich dessen Streits mit der Stadt Eger.

Überlieferung/Literatur

Orig. oder Kop. im bearbeiteten Bestand nicht überliefert. – Dep.: Ergibt sich aus dem Brief des am Prager Hof weilenden Egerer Ratsherrn Michael Büchelberger an dessen Ratskollegen Erhard Rudusch vom 30. April 1413, in SOA Plzeň – SOkA Cheb, Bestand AM Cheb, Kart. 537, Fasc. 752, Inv. Nr. A 4422/20 (alt: A 3522/20). Büchelberger führt an, dass er vor zwei Tagen, i.e. am 28. April 1413, in Prag den Gesandten Burggraf Johanns von Nürnberg, dessen Küchenmeister Czugenrewter, bei Kg. Wenzel [IV.] angetroffen habe, welcher die Briefe Kg. S.s und Markgraf Wilhelms [II.] von Meißen an den Burggrafen in der Egerer Angelegenheit nach Prag mitgebracht hätte (mit den briffen, di mein herr der kunig von Vngern und margraff Wilhelm czu Meissen meinem hern purkgraffen von unsern wegen gesant haben).

Lit.: Kaar, Stadt, S. 281.

Kommentar

Der verlorene Brief S.s hing mit dem längeren Streit zwischen Eger und dem Burggrafen von Nürnberg, Johann von Zollern, zusammen. Die Grenzstreitigkeiten zwischen Eger und den Burggrafen von Nürnberg hatten bereits eine lange Vorgeschichte gehabt, sie gipfelten aber nach den Jahren 1412/13. Im Sommer 1412 führten die Egerer mit Unterstützung Kg. Wenzels [IV.] einen Krieg gegen den mit dem Stadtrat verfeindeten Egerer Lehnsmann Erhard Forster. Nach dem Sieg der Egerer wandte sich Forster an Burggraf Johann, verkaufte ihm seine umfangreichen Lehengüter im südwestlichen Egerland (i.e. die Burgen Neuhaus an der Eger und Selb mit 28 Dörfern und dem ausgedehnten Selber Wald) und erhielt diese von Johann als ein Zollern’sches Lehen neu verliehen. Dieser Vorfall begründete eine mehrjährige intensive Kontroverse zwischen Eger und dem Nürnberger Burggrafen, in die auch Kg. Wenzel [IV.] eingebunden war, ohne die Egerer wirksam schützen zu können.2

Aus diesem Grund wandte sich der Egerer Stadtrat versuchsweise auch an Kg. S., der mit Burggraf Johann traditionell sehr enge Kontakte pflegte.3 S., der gerade in Oberitalien weilte und mit dem Krieg gegen Venedig beschäftigt war, richtete Ende Februar oder eher im März Briefe an die Brüder Johann und Friedrich von Zollern sowie an die Bischöfe Johann II. von Würzburg und Albrecht von Bamberg.4 Auch die Intervention S.s blieb allerdings unwirksam. Trotz der kontinuierlichen Unterstützung Kg. Wenzels und teilweise auch S.s5 in den Folgejahren musste die Stadt Eger im Jahr 1417 die Zollern’sche Hoheit über Neuhaus und Selb anerkennen.

Zur Datierung des oben rekonstruierten Dep.s lässt sich sagen, dass es mit deutlichem Vorlauf vor dessen erster Erwähnung am 30. (oder eigentlich am 28.) April 1413 ausgestellt worden sein muss. Kg. S. weilte in Friaul, sodass die Zustellung eines Briefs nach Nürnberg beim Einsatz eines Schnellboten mindestens eine Woche, im Hinblick auf den Alpenübergang aber wohl doppelt so lange gedauert haben wird. Burggraf Johann dürfte dann wohl eine Abschrift des Briefs an Kg. Wenzel nach Prag geschickt haben, was noch mindestens drei Tage gedauert haben muss. Als spätestmöglicher Termin für die Ausstellung des Dep.s kommt somit wohl die erste Aprildekade in Frage. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass der verlorene Brief S.s an Johann gleichzeitig mit den oben zitierten, ebenfalls verlorenen Briefen an dessen Bruder Friedrich von Zollern sowie an die Bischöfe von Würzburg und Bamberg in der Egerer Angelegenheit ausgestellt wurde, die bereits um Mitte April erwähnt wurden und somit spätestens Ende März 1413 ausgestellt worden sein müssen.6

Anmerkungen

  1. 1Zur Datierung siehe die Angabe zur Überlieferung sowie den Kommentar.
  2. 2Zu diesem Streit siehe ausführlich Gradl, Minderung; ders., Geschichte, S. 313–335; Jánský, Kronika, I, S. 85–93 (tsch.) und 244–250 (dt.).
  3. 3Der Gesandte Burggraf Johanns in Prag meinte, dass er durch den Brief S.s (sowie auch den Markgraf Wilhelms von Meißen) die Position des Egerer Stadtrats am Prager Hof verschlechtern könnte, denn Kg. Wenzel sollte dadurch erfahren, dass die Egerer sich nicht nur an den Böhmenkg., sondern auch an andere Herrscher und Fürsten gewandt hatten (SOA Plzeň – SOkA Cheb, Bestand AM Cheb, Kart. 537, Fasc. 752, Inv. Nr. A 4422/20 [alt: A 3522/20]: und maynne uns domit grössleich ungelymphem [!] gegen unserm herren künig, als sam wir uns von seinen gnaden wenden und an ander herschafft slahen wolden; vgl. dazu Kaar, Stadt, S. 281, Anm. 70).
  4. 4Neben dem oben rekonstruierten Dep. siehe noch Regg. Nr. 3, 4, 5.
  5. 5Siehe die Briefe S.s vom 2. Mai und 13. Oktober 1417, sowie seine Urk. vom 26. Juni 1417 – Regg. Nr. 14, 15, 16 und 19.
  6. 6Siehe Regg. Nr. 3, 4, 5.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 2 n. 2, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d35f83a3-fa34-4a4d-bca8-f0f0607436bd
(Abgerufen am 28.03.2024).