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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

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Papst Johannes (VIII.) entsendet die Legaten Johannes von Tuscania und Johannes von Cervia (?) ins Frankenreich, damit sie Ludwig (den Deutschen) wegen seines Einfalls ins Westfrankenreich ermahnen und die Einberufung einer Synode vorbereiten.

Überlieferung/Literatur

Erw.: n. 164; n. 165; n. 166; n. 167; Synodalakten von Ponthion (MG Conc. V 53).

Reg.: vgl. Böhmer-Mühlbacher2 n. 1517m; vgl. GP VII/1 35 n. *68.

Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich II2 404f.; Hefele-Leclercq, Hist. IV,2 650f.; Engelmann, Legaten 80-82; Schieffer, Päpstliche Legaten 16-19; Riesenberger, Prosopographie der päpstlichen Legaten 227f. und 231; Hartmann, Synoden 333f.; Schieffer, Beziehungen karolingischer Synoden 154; Arnold, Johannes 90f.

Kommentar

Nur aus den oben angegebenen Papstbriefen und dem vierten der von Odo von Beauvais in Ponthion (vgl. n. 182) vorgelegten Kapitel ist die Entsendung der beiden Legaten bekannt. Die Gesandten sollten den ostfränkischen König Ludwig den Deutschen für seinen Einfall ins Westfrankenreich tadeln und Ansegis von Sens als Vikar (vgl. n. 143) unter den Bischöfen Anerkennung verschaffen; demnach sorgten sie wohl auch für die Übermittlung von n. 157 und möglicherweise des Privilegs für Saint-Médard in Soissons (n. 158). Im Gegensatz zu n. 164 und n. 165 ist in den Ann. Bertiniani a. 876 (Grat 200f.) und den Akten der Synode von Ponthion (n. 182) nicht Johannes von Cervia sondern Johannes von Arezzo als Legat genannt. Vermutlich nahm Johannes von Arezzo, der im Februar 876 an der Reichsversammlung von Pavia teilnahm (Böhmer-Zielinski n. 496 und n. 497) und am 1. März 876 in Vercelli ein Diplom Karls des Kahlen erhielt (Böhmer-Zielinski n. 499), auf Wunsch des Kaisers die Stelle des Bischofs von Cervia ein, vgl. Schieffer und Riesenberger; ob diese Auswechslung, wie Schieffer annimmt, in Pavia oder erst in Vercelli geschah, ist ungewiss. Es ist jedoch davon auszugehen, daß Johannes von Cervia die Legation zunächst tatsächlich angetreten hatte, weshalb dessen Name auch noch in n. 164 und n. 165 steht, vgl. Schieffer. Der Kaiser ließ die päpstlichen Legaten Johannes von Tuscania und Johannes von Arezzo und den Vikar Ansegis von Sens zu sich nach Saint-Denis kommen und rief dort auf Anweisung des Papstes und Rat jener eine Synode in Ponthion für Mitte Juli ein, vgl. Ann. Bertiniani a. 876 (Grat 200f.). Wohl erst im Anschluß an das Zusammentreffen mit Karl dem Kahlen in Saint-Denis reisten die Legaten ins Ostfrankenreich zu Ludwig dem Deutschen, der sich aber weigerte, sie zu empfangen, vgl. die in Ponthion eingereichten Kapitel Odos von Beauvais (MG Conc. V 53) und zum zeitlichen Ablauf Schieffer. Vgl. n. 182 zum Verlauf der Synode und n. 179 zu den beiden anderen Legaten, die Johannes VIII. etwas später nach Ponthion schickte. Nach dem Ende des Konzils blieben Johannes von Tuscania und Johannes von Arezzo noch im Umfeld Karls des Kahlen und begleiteten ihn zusammen mit Odo von Beauvais im August auf seinem Raubzug ins Ostfrankenreich, vgl. Ann. Bertiniani a. 876 (Grat 206f.). Vgl. Riesenberger zur Person der Legaten. Die Abreise der Legaten aus Rom erfolgte wohl unmittelbar im Anschluß an die Abfassung von n. 164-167, da Karl der Kahle bereits am 7. März 876 die Alpen überquert hatte (Ann. Bertiniani a. 876 [Grat 200]) und vor seiner Abreise aus Italien der Austausch des Legaten Johannes von Cervia gegen Johannes von Arezzo erfolgt sein dürfte.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 169, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ec78370e-38eb-4175-af61-843ad1de93f5
(Abgerufen am 24.04.2024).