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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

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Papst Johannes (VIII.) ermahnt (monemus) die Erzbischöfe Æthelred von Canterbury, Wulfhere von York sowie alle Bischöfe, Priester, Diakone und Kleriker Englands (reverentissimis et sanctissimis confratribus nostris Adelfredo Cantuariorum et Uulfredo Eburaci archiepiscopis seu omnibus episcopis presbiteris et diaconibus et universis clericis per Anglorum patriam constitutis), entsprechend dem Beispiel einiger damals in Rom weilender angel(sächsischer) Vornehmer (vgl. n. 86, an den Vigilien des heiligen Gregor (am 11. März) die bisherigen klerikalen Gewänder abzulegen und Klerikerkleidung nach römischer Sitte (secundum Romanum morem) anzulegen.

Incipit:
Congregatis itaque omnibus Anglorum proceribus ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 16. Jh., Rom Bibl. Vallicelliana: C 23 fol. 168r.

Insert: Deusdedit, Coll. can. II 90 (Wolf von Glanvell 225); Coll. Caesaraugustana (12. Jh., Paris Bibl. nat.: Ms. lat. 3875 fol. 57v-58r; 12. Jh., Paris Bibl. nat.: Ms. lat. 3876 fol. 51v; 12. Jh., Barcelona Arch. Cor. Aragón: S. Cugat 63 fol. 85v); Coll. can. der Hs. Rom, Vat. lat. 3829 (Anf. 12. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 3829 fol. 267v).

Drucke: Baluze, Miscellanea I2 400 (zu Johannes VII.); Mansi, Coll. XII 165 (zu Johannes VII.); Migne, PL LXXXIX 63 (zu Johannes VII.); Haddan/Stubbs, Councils III 264 (zum Jahr 704); MG Epist. VII 293f. n. 36; Whitelock/Brett/Brooke, Councils I 2 n. 2; Birch de Gray, Cartularium Saxonicum I 175 n. 119.

Übers.: Whitelock, English Hist. Doc. I 880 n. 221.

Reg.: J 2145; JE 2995.

Lit.: Ewald, Brit. Sammlung 320f.; Levison, England and the Continent 41 Anm. 3; Hodgkin, History Anglo-Saxons II 637; Lamb, Canterbury 168f.; Deanesly, Anglo-saxon church 55; Brooks, Hist. Canterbury 149f.; Nelson, King 62.

Kommentar

Der Brief ist ausschließlich in den genannten Kanonessammlungen sowie in einer späten Handschrift aus dem 16. Jh. überliefert, die aber auf der kanonistischen Tradition basiert. Zur Sammlung des Deusdedit vgl. Kéry, Canonical collections 228-233, Jasper, Beginning 128f. und Fowler-Magerl, Clavis Canonum 160-163. Zur Coll. Caesaraugustana und ihrer Entstehungszeit vgl. Kéry 260-262 und Fowler-Magerl 239-244. Drei Versionen sind bei der zuletzt genannten Sammlung zu unterscheiden, die durch die Handschriften Paris, Bibl. nat., Ms. lat. 3875, Paris, Bibl. nat., Ms. lat. 3876 und Barcelona, Archivo de la Corona de Aragón, San Cugat 63 repräsentiert werden und nach 1120 (erste Fassung), 1143-1144 (zweite Fassung) und kurz nach 1143 (dritte Fassung) datieren. Zur Coll. can. der Hs. Vat. lat. 3829 vgl. Fowler-Magerl 216-218. In den alten Drucken wurde das Fragment teils anderen Päpsten mit dem Namen Johannes zugeordnet. Vgl. aber zu einem weiteren an Æthelred von Canterbury gerichteten Schreiben Johannes' VIII. n. 293. Die im Papstbrief erwähnte Talartuniken (talares tunicae) waren lang herabfallenden Tuniken, die in der späten Kaiserzeit von Laien und Geistlichen getragen wurden. Während die Laien im 6. und 7. Jh. wieder zum Gebrauch kurzer Tuniken zurückkehrten, konnte sich die Talartunika, besser bekannt als Albe, als kirchliches Gewand halten, hierzu vgl. Braun, Liturgische Gewandung 70-72. Dem vorliegenden Schreiben ist zu entnehmen, daß der englische Klerus sich an den Gepflogenheiten der Laien orientierte und dabei kirchliche Vorschriften verletzte. Es zeigt, daß solche Verstöße keineswegs nur aus der Gallia und Spanien bekannt sind, wie von Braun 72 vorausgesetzt. Die Spekulationen von Ewald, Brit. Sammlung 320 bezüglich der Datierung eines kanonistisch überlieferten Brieffragments direkt an den Beginn einer neuen Indiktion, wenn diesem das Lemma Ex registro vorausgeht, die sich bei n. 96 als irrig herausgestellt haben, sind abzulehnen. Im Schreiben wird der 11. März als Termin für die neue Kleiderordnung genannt; der Brief wird demnach nicht allzu lange vor diesem Festtag ausgefertigt worden sein (frühestens wohl Ende des vorhergehenden Jahres). Als Anhaltspunkt für das Jahr, in dem das Stück ausgestellt wurde, können die erwähnten, in Rom weilenden Angelsachsen dienen, die wahrscheinlich mit Burgred von Mercia und seinem Gefolge zu identifizieren sind (vgl. n. 86). Diese kamen 874 (wohl erst in der zweiten Jahreshälfte) nach Rom, wo Burgred kurz darauf starb, vgl. Walker, Mercia 58. So ergibt sich eine Datierung des vorliegenden Brieffragments auf Ende 874 bis Anfang 875.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 125, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/dc61e2ca-34b0-4204-beda-f84db83fb51d
(Abgerufen am 29.03.2024).