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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

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Papst Johannes (VIII.) verkündet Erzbischof Adalard von Tours, dessen Nachfolgern sowie allen gegenwärtigen und zukünftigen Gläubigen (reverentissimo et sanctissimo Adalaldo venerabili archiepiscopo Turonensi successoribusque tuis necnon et omnibus fidelibus sanctę Dei ecclesię praesentibus scilicet atque futuris), die Priester der Diözese Tours hätten ihn gebeten, ein Kapitular der Könige und ein Schreiben der Bischöfe zu bestätigen, demzufolge jeder Kirche eine eigene Hufe samt Sklaven und Pertinenzien zustehe, ohne jedoch Anspruch auf (Fron)dienste (sine personali et civili munere exigendo) erheben zu können außer im Dienste der Kirche (divino ... in ecclesiasticis rebus obsequio), wie es die alten und die neuen Kanones (canonum prisca auctoritas et moderna) vorsehen; in der Vergangenheit verliehener und jüngst veräußerter Besitz sei unverzüglich wiederzugeben; er befiehlt (volumus apostolicaque auctoritate expresse iubemus), die vorgenannten unter seinem Pontifikat erlassenen, von den Bischöfen unterzeichneten und den Königen angeordneten Schreiben anzuerkennen und zu beachten; bei Zuwiderhandlung werde ein Priester seine Ehre verlieren (proprio honore privetur), exkommuniziert und mit dem Anathem belegt, ein Laie aber ewig verdammt.

Incipit:
Decet enim Romanam ecclesiam, quę ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 53v; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 96v.

Drucke: Carafa, Epist. III 381; Sirmond, Conc. Gall. III 483; Conc. coll. reg. XXIV 455; Labbe-Cossart, Conc. IX 317; Hardouin, Acta conc. VI 201; Mansi, Coll. XVII 354; Migne, PL CXXVI 800; Cocquelines-Mainardi, Bull. Rom. I 222; Tomassetti, Bull. Rom. I 359 n. 26; Bouquet-Delisle, Recueil IX 171; MG Epist. VII 103f. n. 112.

Reg.: J 2405; JE 3160.

Lit.: Hefele-Leclercq, Hist. IV,2 673; Arnold, Johannes 32 mit Anm. 33; Scholz, Politik 232.

Kommentar

Der Papstbrief ist nur in den erwähnten Registerabschriften überliefert, vgl. zu diesen Caspar, Register Johanns 85-99 und Lohrmann, Register Johannes 5-156. Johannes VIII. beruft sich auf ein Kapitular der Könige, womit wahrscheinlich ein solches Ludwigs des Frommen gemeint ist, vgl. MG Capit. I 277 c. 10 sowie eine ähnliche, vermutlich ebenfalls von Ludwig dem Frommen stammende Bestimmung in MG Capit. I 333 c. 4. Das Kapitular ist in die Sammlung des Ansegis eingegangen, vgl. MG Capit. NS I 484 c. LXXXV; zur Rezeption des Kapitulars in anderen Sammlungen vgl. ibid. Anm. 361. Auch in die Kapitelsammlung Erzbischof Herards von Tours wurde die Bestimmung aufgenommen, vgl. MG Capit. II 136 c. XL sowie ibid. Anm. 139 zu Benedictus Levita als direkte Vorlage. Unklar ist, welcher Natur das "Schreiben der Bischöfe" war, auf das sich Johannes VIII. bezieht. Der Verweis auf ein von den Bischöfen unterzeichnetes Schriftstück läßt jedoch an einen Konzilsbeschluß denken. Nur hier belegt sind die genauen Angaben über die zu der Hufe gehörigen Besitzungen. Zur Aufforderung, entfremdete Güter (der Kirche von Troyes) zurückzugeben, vgl. n. 409. In dem Schreiben wird die römische Kirche als mater ... omnium Dei ecclesiarum bezeichnet, vgl. dazu n. 422. Zu mancipia und zum Nebeneinander von Hörigen und Sklaven in der Karolingerzeit vgl. Imbert, Temps carolingiens 78. Der Brief ist undatiert. Caspar zufolge wäre er im August, und zwar vor oder nach der Synode von Troyes entstanden, vgl. MG Epist. VII 103 Anm. 8 und 87 Anm. 8. Eine Abfassung am Tagungsort des Konzils Troyes ist wahrscheinlich; es kommt aber der Zeitraum August bis September für die Enstehung in Frage. Der Datierung Ewalds (JE: Juni-Juli 878) ist somit nicht zu folgen.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 402, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d3a58799-3269-428a-84f7-444593dbfe40
(Abgerufen am 19.04.2024).