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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

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Papst Johannes (VIII.) rügt Erzbischof Theoderich von Besançon (reverentissimo et sanctissimo Theoderico archiepiscopo Bisinconensi confratri nostro) mit einem Zitat von Papst Gelasius (I.) (JK 665) wegen eines ausgebliebenen Besuchs, ermahnt ihn (monemus), den Papst zusammen mit dem päpstlichen Legaten, dem magister militum und dux (von Ravenna) Deusdedit, aufzusuchen, verbietet ihm (monemus ... obtestamur apostolicaque auctoritate expresse iubemus et interdicimus), den vakanten Bischofsitz Lausanne, um den ein Streit entbrannt sei, auf Befehl des Königs oder auf Wunsch des Volkes neu zu besetzen, bevor er ihm nach Rücksprache die Erlaubnis dazu erteilt habe, und ordnet an, den Legaten gut zu empfangen, der ihm das sagen werde, was im vorliegenden Schreiben weggelassen wurde.

Originaldatierung:
Data ut supra.
Incipit:
Igitur quia fraternitas tua apostolicę ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 59r; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 107r.

Drucke: Carafa, Epist. III 378; Sirmond, Conc. Gall. III 472; Conc. coll. reg. XXIV 138; Labbe-Cossart, Conc. IX 86; Mansi, Coll. XVII 89; Migne, PL CXXVI 788; Bouquet-Delisle, Recueil IX 165; Besson, Contribution 138 n. 4 ; MG Epist. VII 117f. n. 134.

Reg.: J 2394; Forel 25 n. 75; JE 3169; GP II/2 169 n. 1; Gall. Pont. I 40f. n. 8.

Lit.: Besson, Contribution 45f.; Buzzi, Ravenna e Roma 128f.; Schieffer, Päpstliche Legaten 27f.; Riesenberger, Prosopographie der päpstlichen Legaten 200; Vregille, Besançon et Lausanne 81f.; Morerod, Lausanne 63.

Kommentar

Der Papstbrief ist nur in den aufgeführten Registerabschriften überliefert, vgl. zu diesen Caspar, Register Johanns 85-99 und Lohrmann, Register Johannes 5-156. Dem Tadel des Papstes, daß Theoderich ihn nicht früher aufgesucht habe, obwohl er von den Schwierigkeiten Johannes' VIII. erfahren habe, ist wohl kein früherer Befehl zum Erscheinen vor dem Papst zu entnehmen; vgl. bezüglich einer ähnlichen Klage gegenüber Teutrannus von Tarentaise n. 359. Durch das Protokoll der Synode von Troyes, das eine Zusammenfassung der behandelten Themen bietet, weiß man, daß Theoderich von Besançon der im vorliegenden Brief erwähnten Aufforderung des Papstes entsprach und am Konzil von Troyes (n. 405) teilnahm, vgl. n. 435; darauf deuten auch die Unterschriftenlisten hin, vgl. MG Conc. V 104, 135, 141. Am 14. April 878 war Bischof Hartmann von Lausanne verstorben, vgl. Gall. christ. XV 331. Daraufhin hatte sich, wie aus dem Schreiben an Theoderich hervorgeht, eine zwiespältige Wahl abgezeichnet, an der auch König Karl III. ein Interesse hatte. Aus einem im Auftrag Karls geschriebenen Brief Bischof Salomons II. von Konstanz an Theoderich von Besançon wird deutlich, daß Karl III. bestrebt war, einen eigenen Kandidaten auf den Bischofsstuhl von Lausanne zu befördern (MG Formulae 411, vgl. auch Besson 47f.). Wohl in Troyes (vgl. n. 405) setzte sich der Papst aber gegenüber Theoderich für Hieronymus ein, der wie aus n. 631 hervorgeht, regulariter ... electum war, vgl. n. 393; vgl. n. 631, n. 632, n. 633 und n. 634 zum Fortdauern des Streits um das Bistum Lausanne bis 880. Endgültig als Bischof von Lausanne anerkannt war Hieronymus wohl erst 881, so daß die Ann. Lausannenses bzw. das Chartular des Kapitels von Lausanne (Roth 8) dessen Episkopat erst in diesem Jahr beginnen lassen, vgl. Besson 49. Zur ravennatischen Begleitung des Papstes vgl. neben n. 334 Buzzi und Riesenberger. Die Passage ... terrendo in suis decretalibus episcopis parvipendentibus fratrum vexationes scribit ..., die in Zusammenhang mit der angemahnten Eintracht zwischen Bischöfen erscheint, weist Ähnlichkeiten auf mit Kanon 4 des Konzils von Troyes (MG Conc. V 103), vgl. MG Epist. VII 118 Anm. 3. Der Brief muß zu einem Zeitpunkt verfaßt worden sein, als Zeit und Tagungsort der Synode nicht feststanden, deswegen ist er auf Ende Mai zu datieren. Vgl. hierzu auch n. 359. Zur mit dem Data ut supra verbundenen Problematik vgl. Caspar 127-132 und Lohrmann 178f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 358, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ceb53d5c-91fc-4b50-bfdc-497f8ad562c6
(Abgerufen am 19.03.2024).