Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

Sie sehen den Datensatz 178 von insgesamt 727.

Papst Johannes (VIII.) berichtet den Erzbischöfen, Bischöfen, Äbten, Priestern, Richtern und dem ganzen Volk der Gallia und der Germania (archiepiscopis episcopis abbatibus sacerdotibus cunctisque iudicibus et universo populo per omnes Gallias et Germanias constitutis), daß der nomenculator Gregor (Gregorium nomenculatorem) und sein Schwiegersohn, der (Vestararius) Georg (vom Aventin) (Georgium generum eius), trotz der durch Bischof Petrus von Fossombrone (in Pavia) gegen sie erhobenen Klage (n. 162) und der ihnen durch die Bischöfe Zacharias (von Anagni) und Gauderich (von Velletri) (Zachariam et Gaidericum ... episcopos) sowie den primicerius Christophorus (Christophorum sedis apostolicae primicerium) übermittelten Aufforderung, zur verabredeten Anhörung zu kommen (n. 174), den Gerichtstag immer wieder aufgeschoben hätten und dann zusammen mit Bischof Formosus (von Porto) (Formoso episcopo), dem secundicerius Stephan (Stephano secunderio), dem magister militum Sergius (Sergio magistro milito) und Constantinus, dem Sohn des nomenculator (Constantino nomenculatoris filio) gegen das Wohl der res publica und Kaiser Karls (des Kahlen) (contra salutem reipublicae dilectique ... Karolo a nobis electi et ordinati principis) verstoßen, nachts mit nachgemachten Schlüsseln die Porta S. Pancrazio geöffnet hätten und mit ihren Verbündeten und allen Schätzen der Kirche geflohen seien, wobei sie das Stadttor (für einen Überfall) der Sarazenen offen gelassen hätten (noctis silentio cum adulteris clavibus portam Urbis quae vocatur sancti Pancratii apuerunt et cum suis complicibus cumque omnibus thesauris sanctae Dei ecclesiae Sarracenis ... diffugerunt portasque patentes) und daß auch die vom Papst ausgesandten Bischöfe Dominicus (von Trivento) und Grimoald (von Bomarzo) (Dominicum et Grimoldum ... episcopos) die Geflohenen nicht mehr hätten aufspüren können; der Papst informiert die Empfänger, daß er das Gericht zur rechtmäßigen Befragung verschoben habe (synodice simulque legaliter quaereremus) und teilt im folgenden den Synodalbeschluß der Exkommunikation des Bischofs Formosus von Porto, des nomenculator Gregor, Georgs (vom Aventin), des secundicerius Stephanus, des magister militum Sergius und Constantinas mit (n. 175), verweist auf die entsprechenden Beschlüsse und stellt den Geläuterten die Wiederaufnahme in Aussicht; der Papst ermahnt (exhortamur) die Empfänger des Schreibens, die Briefe in den Diözesen öffentlich zu verlesen und an benachbarte Pfarreien weiterzugeben (litteras per omnes dioceses vestras publice relegentes et ad vicinas paroecias dirigentes) sowie sich von den genannten Personen fernzuhalten (praefatorum depositorum excommunicatorum et anathematizatorum consortia ... declinetis) und in keiner Weise mit ihnen oder ihren Verbündeten im Gebet, Speise, Getränk oder im Gespräch (in oratione cibo potu colloquioque) in Kontakt zu treten, da sie sonst gemäß der Kanones in gleicher Weise exkommuniziert oder gebannt seien.

Originaldatierung:
Data XI. kalendas Maii.
Incipit:
Zelo christianae religionis ecclesia Dei ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 12. Jh., Reims Bibl. mun.: Ms. 672 fol. 214ra-214vb.

Erw.: n. 182.

Drucke: Sirmond, Conc. Gall. III 431; Hardouin, Acta conc. VI 115; Mansi, Coll. XVII 236; Migne, PL CXXVI 675; MG Epist. VII 326–329 n. 9; Fontes historiae Bulgaricae VII 146f (fragm.).

Reg.: J 2270; JE 3041; Werminghoff, Synoden 647.

Lit.: Dümmler, Auxilius 4-6, 56f.; Dümmler, Ostfränk. Reich III2 27-29; Hartmann, Gesch. Italiens III,2 23-26; Schieffer, Päpstliche Legaten 21; Arnaldi, Giovanni Immonide 69f., 78; Riesenberger, Prosopographie der päpstlichen Legaten 144, 215, 251f., 253-257, 260 und 268; Lohrmann, Register Johannes 135 und 233f.; Hartmann, Synoden 334, 338 und 347; Arnaldi, Natale 875 21f.; Arnold, Johannes 53, 63f., 181f.; Ziemann, Wandervolk 396.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Mordek, Bibl. capitularium 626. Zu den Exkommunikationen der genannten Personen auf der Synode in Rom 876 vgl. n. 175. Bei der vorliegenden Mitteilung handelt es sich wohl um den Brief, der dem Bericht Hinkmars zufolge am 11. Juli 876 auf der Synode von Ponthion (n. 182) verlesen wurde, vgl. Ann. Bertiniani (Grat 204): ... lecta est epistola apostolici de dampnatione Formosi episcopi, Gregorii nomencolatoris et consientium eis ... Zu dem erwähnten Constantino nomenculatoris filio vgl. n. 175. Das Schreiben wurde wohl von den Legaten Leo von Gabii und Petrus von Fossombrone ins Westfrankenreich transportiert, vgl. n. 179. Zu den genannten Helfern des Papstes vgl. neben den im Hauptregest zitierten Regesten Riesenberger. Die Datierung auf 876 ergibt sich aus der im Schreiben enthaltenden Angabe praesentis nonae indictionis.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 178, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/bc5b6a49-0759-49a9-853a-9a55927279af
(Abgerufen am 29.03.2024).