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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

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Papst Johannes (VIII.) teilt Erzbischof Anspert von Mailand (Ansperto venerabili archiepiscopo Mediolanensi) mit, daß er eine Universalsynode im Frankenreich abhalten werde (vgl. n. 405), und berichtet von dem Überfall des dux Lambert von Spoleto (Lamberti perfidi Spolitani ducis) und des Markgrafen Adalbert (von Tuszien) (eiusque complicis Adelberti marcionis vel ... patrie proditoris) auf Rom und seiner Gefangenschaft in der Peterskirche (n. 310); der Papst ermahnt den Erzbischof unter Berufung auf Konzilskanones eindringlich (iterum iterumque monemus, hortamur expresseque mandamus), zusammen mit allen anderen Bischöfen und seinen Suffraganen – außer denen, die verhindert seien (quos sacri canones pro incommodis casis stare patiuntur) – auf dem schnellsten Weg zur Synode zu erscheinen, und empfiehlt ihm seinen Kardinalpresbyter Petrus (von S. Grisogono) (n. 348), den er zu König Karlmann geschickt habe.

Originaldatierung:
Data ut supra.
Incipit:
Pro innumeris igitur et multiplicibus ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 47v; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 85r.

Drucke: Carafa, Epist. III 358; Conc. coll. reg. XXIV 108; Labbe-Cossart, Conc. IX 67; Hardouin, Acta conc. VI 24; Mansi, Coll. XVII 71; Migne, PL CXXVI 771; MG Epist. VII 90f. n. 96.

Reg.: J 2367; JE 3140; Desimoni, Reg. 48 n. 45; IP VI/1 4 n. 8 und 40 n. 62; Savio, Vescovi Milano 337.

Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich III2 77; Lapôtre, Jean VIII 12 (ND 78); Hartmann, Gesch. Italiens III,2 55f. Caspar, Register Johanns 111 Anm. 1, 133; Engelmann, Legaten 83; Cazzani, Vescovi 76; Riesenberger Prosopographie der päpstlichen Legaten 157 und 180; Lohrmann, Register Johannes 221f.; Gorla, L'arcivescovo Ansperto 56; Hlawitschka, Widonen 72 (ND 207); Arnold, Johannes 109, 187f.

Kommentar

Der Brief, der nur in den erwähnten Registerabschriften überliefert ist (vgl. zu diesen Caspar 85-99 und Lohrmann 5-156), bietet zwei auffällige Brüche im Text, so daß der Kardinalpresbyter Petrus im direkten Zusammenhang mit den Bedrückungen in Italien erscheint, während der Bericht über die Gefangennahme des Papstes abrupt an die Einladung Ansperts zur Synode anschließt. Die Unstimmigkeiten beruhen wohl auf einer ungeordneten Registrierung der Minuten, die von dem Abschreiber des Registers getreu wiedergegeben wurde, vgl. dazu Caspar, Lapôtre und Lohrmann. Graf Lambert von Spoleto hatte im Februar 878 zusammen mit seinem Schwager Adalbert von Tuszien Rom besetzt und den Papst für 30 Tage in der Peterskirche gefangengehalten, bevor dieser Ende April ins Westfrankenreich aufbrechen konnte, vgl. n. 310. Anspert reiste wohl zusammen mit dem Kardinalpresbyter Petrus weiter zu Karlmann und übergab dort einen Brief des Papstes, vgl. n. 348 sowie n. 345: ... directa glorię vestrę per Anspertum Mediolanensem ... An der Synode, die unter Vorsitz des Papstes im August 878 in Troyes abgehalten wurde (vgl. n. 405), nahm Anspert jedoch nicht teil, vgl. Hartmann, Synoden 338. Die im Text angeführten Kanones sind wahrscheinlich mit denen des Konzils von Karthago von 401, die das Fernbleiben bei einer Synode behandeln, zu identifizieren, vgl. c. 10 (Munier, Conc. Africae 357f.). Das vorliegende Schreiben wurde wohl zusammen mit n. 345 verfaßt; aus der Datierung Data de civitate Genuense ... dort ergibt sich Genua als Abfassungsort (vgl. auch Böhmer-Zielinski n. 551). Der Papst verließ Rom wohl nach dem 28. April, vgl. dazu n. 334, und traf bereits am 11. Mai in Arles ein, vgl. n. 349, n. 352 und Ann. Bertiniani a. 878 (Grat 223), so daß das Schreiben an Erzbischof Anspert mit Caspar 147 auf Anfang Mai zu datieren ist. Zur mit dem Data ut supra verbundenen Problematik vgl. Caspar 127-132 und Lohrmann 178f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 346, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ac4b254e-37a0-4e5b-9d45-b6c1cd18c061
(Abgerufen am 28.03.2024).