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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Papst Nikolaus (I.) dankt dem Kaiser Michael III. (von Byzanz) (dilecto filio Michaheli glorioso imperatori Graecorum) für dessen Brief (n. 510) und die Bemühungen um Einheit; er verweist darauf, daß ohne römische Zustimmung keine Synode Beschlüsse fassen könne, tadelt auch deshalb die in Michaels Brief berichtete Absetzung des Patriarchen Ignatios auf einer Synode in Konstantinopel ohne päpstliche Zustimmung und kritisiert das Verfahren insgesamt. Er bemängelt ebenso die Erhebung des Laien (Photios) zum Patriarchen unter Mißachtung der Interstitien, bekräftigt dies mit Verweis auf das Konzil von Serdika, Papst Coelestin (I.) (JK 371), Papst Leo (I.) sowie das Konzil von Chalkedon sowie Papst Gelasius (I.) (JK 636) und nennt weiterhin den Brief Hadrians (I.) nach Konstantinopel (JE 2448) bezüglich des Verbotes, einen Laien zum Patriarchen zu weihen. Der Papst kündigt vor einer Zustimmung die Entsendung seiner Legaten an: vor diesen und einem Konzil solle die Angelegenheit des von Papst Leo IV. (vgl. n. 309) und Benedikt (III.) (vgl. n. 403 und n. 418) ermahnten Ignatios in dessen Anwesenheit untersucht werden. Nikolaus erläutert weiterhin Fragen der Bilderverehrung und weist erneut auf die Schreiben seiner Vorgänger, insbesondere Papst Hadrians (I.) (JE 2448, JE 2449) hin, bittet den Kaiser um die Unterstützung bei der Wahrnehmung der päpstlichen Vikariatsrechte des Sitzes von Thessaloniki, der die römische Kirche in (genannten) Gebieten vertrete, und verweist auf seine Vorgänger Damasus (I.) (JK 237, JK 238), Siricius (JK *257, JK 259), Innozenz (I.) (JK 285, JK 300), Bonifaz (I.) (JK 350, JK 351, JK 363-365), Coelestin (I.) (JK 366), Systus (III.) (JK 393-396), Leo (I.) (JK 403, JK 404, JK 409, JK 481, JK 483, JK 509, JK 510), Hilarus, Simplicius, Felix und Hormisda. Er fordert die Rückgabe der (päpstlichen) Patrimonien in Kalabrien und Sizilien sowie das Recht, den Erzbischof von Syrakus zu weihen, und empfiehlt seine Legaten, die Bischöfe Radoald von Porto und Zacharias von Anagni. Data mense Septembri die XXV. indictione VIIII.

Originaldatierung:
Data mense Septembri die XXV. indictione VIIII.
Incipit:
Principatum divinae potestatis, quem omnium ...
Empfänger:
Kaiser Michael III. (von Byzanz)

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: Ende 9. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 4965 fol. 44r-48r; Ende 9. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 5749 fol. 36v-40r; 15. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 7304 fol. 174v-178r; 15. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Regin. lat. 1033 fol. 21v-24v; Ende 15./Anf. 16. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 1332 fol. 49v-54v; Anf. 16. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 1333 fol. 23r-25v; 16. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 1334 fol. 41r-45r; 16. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Ottobon. lat. 952 fol. 144r-160r; 16. Jh. (?), Rom Bibl. Vat.: Cod. Ottobon. lat. 767 fol. 192v-196v; 16. Jh. (?), Rom Bibl. Vat.: Cod. Ottobon. lat. 769 fol. 43v-47v; 17. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 4169 fol. 65r-71v; 17. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 5593 fol. 63r-69v; 17. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 6813 fol. 62r-68v; 17. Jh., Rom Bibl. Vallicelliana: C 23 fol. 158r-158v (fragm.).

Insert: n. 831.

Erw.: n. 569; n. 570; n. 572; n. 777; n. 778; n. 823; n. 824; n. 825; n. 826.

Drucke: Carafa, Epist. III 6; Conc. coll. reg. XXII 62 und XXIII 205; Labbe-Cossart, Conc. VIII 270 und 1021; Hardouin, Acta Conc. V 122, 802 und 1043; Mansi, Coll. XV 162 und XVI 59; Migne, PL CXIX 773; MG Epist. VI 433-439 n. 82; Acta Rom. Pont. (Tàutu 599-605 n. 316) (fragm.).

Reg.: J 2021; JE 2682; Acta res Albaniae I 13 n. 54; Russo, Reg. Calabria 44 n. 91; IP x 13f. n. 19; IP x 214 n. 80; IP x 316 n. 66; MMFH III 141f. n. 15.

Lit.: Hergenröther, Photius I 415-417; Fabre, De patrimoniis 63; Perels, Nikolaus 32-34; Haller, Nikolaus 19f., 24 Anm. 60, 138 Anm. 369, 139 Anm. 371; Dvornik, Photian Schism 75f.; Anastos, Transfer of Illyricum 25f.; Fuhrmann, Collectio Thessalonicensis 376; Congar, Nicolas Ier 394, 399, 403f.; Stiernon, Konstantinopel 39f.; Bishop, Nicholas 24, 77, 83 mit Anm. 7, 108, 110f., 250; Döpmann, Streit zwischen Rom und Byzanz 63; Hartmann, Synoden 287; Goetz, Auctoritas et Dilectio 38; Nerlich, Diplomatische Gesandtschaften 199; Herbers, „Textus"

Kommentar

125; Scholz, Politik 203f. Die in manchen Editionen (vgl. MG Epist. VI) angegebenen vatikanischen Kopien in Vat. lat. 3789, 3827 und in Ottobon. lat. 276 bieten den vorliegenden Brief lediglich als Insert in n. 831 und sind damit keine eigenständigen Überlieferungen. Die weiteren angegebenen Hss. überliefern das Schreiben innerhalb der von Anastasius Bibliothecarius übersetzten Akten des Konzils von Konstantinopel 869/70, vgl hierzu Lohrmann, Arbeitshandschrift sowie Perels, Briefe I 542-545, Jasper, Beginning 115 und Kuttner, Catalogue 63-65. In n. 569 und n. 570 klagt der Papst, der vorliegende Brief sei in Konstantinopel verfälscht worden. Wie aus der Erwähnung in n. 777 hervorgeht, müssen drei Exemplare des Schreibens ausgefertigt worden sein (vgl. hierzu Hergenröther 418 und Herbers). Demnach wurden diese von den Skriniaren Zacharias, Petrus und Leo geschrieben, vgl. n. 777 sowie Santifaller, Elenco 53f. und 261. Die anderen angegebenen Erwähnungen berufen sich bei ihrer Darstellung zur Vorgeschichte des Konflikts zwischen Nikolaus und Michael immer wieder auf diesen Brief. Der Hinweis darauf, daß Leo IV. und Benedikt III. Ignatios mehrfach zurechtgewiesen hätten, zeigt einerseits das päpstliche Traditionsbewußtsein, zugleich aber auch ein gewisses Mißtrauen gegenüber Ignatios. Die zum Vikariat von Thessaloniki genannten Papstdekretalen erscheinen (außer denjenigen von Hilarus, Simplicius, Felix und Hormisda) auch in der Coll. ecclesiae Thesalonicensis (Epist. Rom. pont. ad Vicarios per Illyricum), vgl. jedoch zu Hilarus (JK †565, auch in der Propagandaschrift Gunthers von Köln belegt und wohl kein Spurium) und zur Vermutung, daß hiermit der Schlußteil dieser Sammlung gemeint sei, Fuhrmann. Zu den wohl verloren gegangenen Patrimonien in Süditalien vgl. Hartmann, Hadrian bes. 42-50 (mit weiterer Literatur). Zur Datierung vgl. auch die Überlegungen bei Anastos zur Unterstellung des Illyricum unter Byzanz (gegen Grumel). Überbracht wurde das Schreiben zusammen mit dem Brief an den Patriarchen Photios (n. 526) durch eine päpstliche Gesandtschaft (n. 527).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 525, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d5069f9a-d3ac-4ffb-aee7-407aa63cb058
(Abgerufen am 19.04.2024).