Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

Sie sehen den Datensatz 851 von insgesamt 1059.

Auf einer Synode in Konstantinopel wird Papst Nikolaus (I.) abgesetzt und mit dem Anathem belegt.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Akten des IV. Konzils (von Konstantinopel 869-870) (Mansi, Coll. XVI 198, 401, 412); Brief des Metrophanes von Smyrna (Mansi, Coll. XVI 417); Lib. pont. (Duchesne II 178); Widmungsbrief des Anastasius Bibliothecarius an Hadrian II. von 871 (MG Epist. VII 406); Vita s. Ignatii (Mansi, Coll. XVI 256, 260 = Migne, PG CV 537, 541); Synodicon vetus (Duffy/Parker 138 n. 161).

Reg.: Grumel, Regestes I/2 90 n. 482; Grumel-Darrouzès, Regestes I 121 n. 498.

Lit.: Hergenröther, Photius I 649-653; Vogt, Basile Ier 210; Perels, Nikolaus 164-166; Dvornik, Photian Schism 120-131; Zimmermann, Papstabsetzungen 46; Sansterre, Représentants 195-228; Wieczynski, Conspiracy 185f.; Hartmann, Synoden 290; Stiernon, Interprétations 694; Nerlich, Diplomatische Gesandtschaften 44, 201, 214, Herbers, 866 – Bulgarien 18f.

Kommentar

Außer in den Akten und in den lateinischen, zeitlich dem Pontifikat Hadrians II. zuzuordnenden Notizen wird meist nur in den antiphotianisch ausgerichteten, oben angeführten Quellen die Absetzung des Papstes sowie das Anathem auf der Synode eigens genannt; zu weiteren Notizen über die Synode vgl. Grumel-Darrouzès. Insbesondere enthalten die Protokolle des Konzils von Konstantinopel 869-870 mehrfach Anspielungen auf die Ereignisse. Ein Einladungsschreiben an die Patriarchen des Ostens (Grumel-Darrouzès n. 497) spricht von angeblichen Beschwerden aus Italien, die nach Byzanz gedrungen seien. Den Vorsitz der Synode führte wohl Kaiser Michael; zu den vermutlichen Anklagepunkten und den verschiedenen Unterschriftslisten vgl. bereits Hergenröther. Für das Vorhaben des Photios waren wohl auch Kaiser Ludwig II. und seine Gemahlin Angilberga gewonnen worden oder sollten noch überzeugt werden, vgl. Grumel-Darrouzès n. 495, n. 499 und n. 500, Böhmer-Zielinski n. 273 und 279 sowie Nerlich. Da die Akten später vernichtet wurden, bleibt unklar, auf welcher rechtlichen Grundlage die „Papstabsetzung" erfolgte. Die Frage, inwieweit dieser Akt gegen den päpstlichen Primat gerichtet war oder eher auf dem päpstlich-byzantinischen Konflikt in Bulgarien basierte, hat Dvornik eher zugunsten der zweiten Möglichkeit beantwort, jedoch könnten sich durchaus mehrere, aufgrund der Quellenlage nicht mehr eindeutig zu scheidende Motive vermischt haben. Zur Beteiligung weiterer östlicher Patriarchate (Alexandria, Antiochia und Jerusalem), die durch Legaten angeblich repräsentiert wurden, sowie zur Teilnahme zweier aus Rom geflohener griechischer Mönche vgl. die Forschungsdiskussion bei Sansterre (bes. 212-222 und 227f.), zur Mitteilung der Beschlüsse im Westen vgl. ibid. sowie n. 852. Der Terminus ante quem ergibt sich aus der Ermordung Michaels III. am 23./24. September 867 (Dölger, Regesten des oströmischen Reiches 57) sowie dem Sturz des Photios einen Tag später.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 851, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/af5d1a32-be67-490e-8711-964ee2b6eb99
(Abgerufen am 20.04.2024).