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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Der römische Diakon Nikolaus, Sohn des Regionars Theodor, wird im Beisein Kaiser Ludwigs (II.) von Klerus und Volk in der Kirche des hl. Dionysius einmütig zum Papst Nikolaus (I.) gewählt.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Lib. pont. (Duchesne II 152; Přerovský II 595f.); Ann. Bertiniani a. 858 (Grat 78); Ann. s. Benigni Divionensis a. 857 (MG SS V 39); Gregor von Catino, Chr. Farfense (Balzani, FSI XXXIV 243); Flodoard von Reims, De Christi triumphis (Migne, PL CXXXV 819); Pseudo-Liudprand, Liber (Migne, PL CXXIX 1251); Ann. Elnonenses a. 858 (Grierson 146); Ann. Elmarenses a. 856 (Grierson 82); Radulfus Niger, Chr. (Krause 217); Martin von Troppau, Chr. (MG SS XXII 429); Tholomeus von Lucca, Hist. eccl. (MG SS XXXIX 358); Amalricus Augerius, Actus pont. (Muratori, SS rer. Ital. III,2 298); Thomas Ebendorfer, Chr. pont. Rom. (MG SS rer. G. NS XVI 293f.).

Reg.: J p. 237; JE I p. 342; Böhmer-Mühlbacher2 n. 1216b; Böhmer-Zielinski n. 172; Hack, Empfangszeremoniell 609.

Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich II 52f.; Dopffel, Kaisertum und Papstwechsel 128-131; Heimbucher, Papstwahlen 173-175; Duchesne, État pontifical 235; Hartmann, Geschichte Italiens III/1 244; Perels, Nikolaus 24-26; Mann, Lives III 9f.; Brezzi, Roma 61f.

Kommentar

Über die Ereignisse berichtet am ausführlichsten der Lib. pont. Dort (und in den davon abhängigen Schriften wie Pseudo-Liudprand, dem Lib. pont. des Petrus Guillelmus/Pierre Bohier und Thomas Ebendorfer) heißt es nur, Kaiser Ludwig, der kurz zuvor Rom verlassen habe, sei bei der Nachricht vom Tod Benedikts III. (n. 420) zurückgekehrt (vgl. Böhmer-Mühlbacher2 n. 1216a); von einer kaiserlichen Mitwirkung an der Wahl verlautet jedoch nichts. Die übrigen angegebenen Quellenstellen (mit Ausnahme der Ann. s. Benigni Divionensis sowie der Ann. Elmarenses, die jeweils nur eine knappe Notiz bieten) unterstreichen jedoch den kaiserlichen Einfluß auf die Wahl. Am deutlichsten wird dies im Bericht der Ann. Bertiniani: Nicolaus praesentia magis ac favore Ludoici regis et procerum eius quam cleri electione substitutur. Da der Bericht des Lib. pont. eine mögliche kaiserliche Anwesenheit schon bei der Wahl nicht ausschließt und da zudem die Ann. Bertiniani weder dem Gewählten noch dem Kaiser besonders wohlwollend gegenüberstehen, darf der maßgebliche Einfluß des Kaisers auf die Wahl als gegeben gelten, den die päpstlich orientierte Berichterstattung verschwieg. Weitere Belege zur Erhebung bieten die Quellennotizen zu den Sedenzzeiten in n. 867. Von dem späteren Papst Hadrian (II.) als Kandidaten berichtet lediglich die Vita Hadriani im Lib. pont. (Duchesne II 173), jedoch habe dieser wie beim Tod Leos IV. diversis argumentis et exquisitis excusationibus verzichtet. Nikolaus wurde von Papst Sergius II. zum Subdiakon (n. 14), von Papst Leo IV. zum Diakon (n. 157) geweiht, Benedikt III. zog ihn zur päpstlichen Verwaltung heran, vgl. Andrieu, Carrière ecclésiastique 97-102. Zur weiteren Vorgeschichte und zur Stellung des Diakons unter den Vorgängerpäpsten vgl. Perels, Nikolaus 21-24. Sein Vater Theodor ist wohl mit dem 850-857 genannten Theodor notarius ac scriniarius identisch, vgl. Santifaller, Elenco 49-51, jedoch gibt Duchesne II 167 Anm. 1 zu bedenken, daß zu dieser Zeit regionarius eher einen Defensor bezeichnete. Die Datierung ergibt sich aus dem berechenbaren Weihetermin (vgl. n. 424). Schließt man das Todesdatum des Vorgängers (n. 420) in die Überlegungen ein und bedenkt dessen Begräbnis sowie das übliche dreitägige Fasten vor Wahlhandlungen (vgl. n. 350), so dürfte die Wahl nur knapp vor dem Weihetermin gelegen haben. Nach Vinzenz von Beauvais, Speculum hist. war Nikolaus der 103. Papst, laut Frutolf von Michelsberg – Ekkehard von Aura, Chr. univ. a. 858 (MG SS VI 172) der 105., laut Sigebert von Gembloux, Chr. a. 857 (MG SS VI 340) der 106., laut dem Chr. Suevicum univ. (MG SS XIII 65), Bernold von Konstanz, Chr. a. 858 (MG SS V 420) und dem Eulogium (Haydon, SS rer. Brit. IX,1 244) der 107., laut Amalricus Augerius der 112. Papst.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 421, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0858-04-21_1_0_1_4_2_421_421
(Abgerufen am 25.04.2024).