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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Papst Leo (IV.) empfängt die Bischöfe Susannus von Vannes (Susannum episcopum Venetensem) und Felix von Quimper (Felicem Corisopiti), die von einer bretonischen Synode zur Einholung des päpstlichen Urteils bezüglich des gegen sie und andere Bischöfe erhobenen Simonievorwurfes geschickt worden waren, sowie den von Fürst Nominoe von der Bretagne (... Nominoe principis Britaniae ...) entsandten Abt Conwoion von Redon (Conoveum ... Redoni abbatem), der dem Papst auftragsgemäß eine goldene Krone überreicht, ihm über die Pläne Nominoës zur Wiedererrichtung eines bretonischen Reiches berichtet, einen zugehörigen Bittbrief überreicht und die Reliquien römischer Märtyrer erbittet.

Überlieferung/Literatur

Erw.: n. 203; Synodalbrief an Herzog Nominoë von Juli-August 850 (MG Conc. III 203-206); JE 2708; Gesta Conwoionis II 10 (MG SS XV,1, 457f. = MG Conc. III 190, verbesserter Text: Lot, Schisme breton 77f.; Brett 179); Vita Conwoionis c. 9 (AASS ord. s. Ben. IV, 2, 191; Brett 239-241); Chr. Namnetense 11 (Merlet 34 = Lot, Schisme breton 74 = MG Conc. III 191f.). Reg.: -. Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich I 2 341; Merlet, Emancipation 6f.; Levillain, Réformes ecclésiastiques 210 und 246ff.; Lot, Schisme breton 79ff.; Lot, Festien 27; Lot-Halphen, Charles le Chauve 213-215; Duine, Schisme breton 435f., 445; Martin, Evêques simoniaques 87; Mann, Lives II 296; Pocquet-du-Haut-Jussé, Papes et Bretagne 5f.; Durtelle de Saint-Sauveur, Hist. Bretagne 168; Kienast, Volksstämme 118 Anm. 7; Riché, Bretagne 131f.; Chédeville, Chrétienté 36; Smith, "Archbishopric" of Dol 63; Herbers, Leo 322, 328, 331f.

Kommentar

Die Legation der bretonischen Bischöfe ist wie andere Ereignisse des sogenannten bretonischen Schisma (vgl. n. 202 , n. 203 , n. 204 , n. 231 , n. 233 und n. 235 ) im wesentlichen durch die genannten, in manchem widersprüchlichen Quellen belegt, vgl. zum Diskussionsstand besonders Wattenbach-Levison-Löwe 601f., Brett und Herbers. - Der Brief n. 203 berichtet nur von dem Fragenkatalog, der dem Papst durch mehrere (möglicherweise die genannten) Bischöfe vorgelegt wurde; der Synodalbrief verzeichnet knapp die Anfrage Nominoës und die päpstliche Antwort (n. 203); schließlich gedenkt Nikolaus I. in JE 2708 der Anfrage Nominoës bezüglich der Bischofsabsetzung. Der Text des Regestes beruht jedoch bis auf den letzten Nebensatz auf der ältesten erzählenden Quelle, den zwischen 868 und 875, nach den neueren Forschungen von Brett 8-10 evtl. auch erst kurz vor 917, entstandenen Gesta Conwoionis, die ihren Helden feiert und diesen teilweise als Opfer des schlauen Nominoë hinstellt, vgl. Lot, Schisme breton 80. Es heißt, daß sich ein sonst nicht näher bekanntes Konzil, das wohl nicht mit der Absetzungssynode von Coetleu (MG Conc. III 185ff.) identisch sein muß, über die Simonie einiger bretonischer Bischöfe beriet und die beiden genannten Bischöfe nach Rom entsandte. Dieser Legation schloß sich Abt Conwoion von Redon auf Geheiß Nominoes an, um dem Papst das genannte Geschenk zu überreichen und um Reliquien zu erbitten. Dem Bericht der Gesta entspricht auch die Vita Conwoionis aus dem 11. Jh., sie fügt lediglich hinzu, daß Conwoion dem Papst eine deprecatoria epistola Nominoës überreicht habe (vgl. auch deren Erwähnung im oben genannten Synodalbrief). Das antibretonisch ausgerichtete Chr. Namnetense aus dem 11. Jh. berichtet hingegen nur von einer Legation des Abtes Conwoion, verändert das Kronengeschenk in eine goldene Vase, läßt den Abt beim Papst das Gesuch um Wiedererrichtung des bretonischen Reiches und die Absetzung der Bischöfe vortragen.-Ist auch den zeitlich am nächsten liegenden Gesta Conwoionis nicht in allem Glauben zu schenken (vgl. n. 202 ), so wird doch im allgemeinen-mit Ausnahme von Levillain 254f.-angenommen, daß die bretonischen Bischöfe Conwoion begleiteten und wohl auch bereits zu diesem Zeitpunkt dem Papst ihre Anfrage vorlegten, deren Tenor aus der päpstlichen Antwort n. 203 erschlossen werden kann. In diesem Schreiben bemerkt der Papst, er habe einige Kapitel verändert, andere belassen. Möglicherweise sind die in den Gesta näher bezeichneten Bischöfe mit den in n. 203 im Plural bezeichneten bretonischen Bischöfen identisch, vgl. Lot-Halphen 214 Anm. 3. Ob allerdings die Formulierung in Leos Antwortschreiben n. 203 nunc ... hi confratres nostri, videlicet talem et tales ecclesiarum presules ... auf zwei Bischöfe hinweist, wie Merlet, Emancipation 9 vorschlägt, bleibt fraglich, vgl. den anderen Standpunkt bei Levillain 253, der eine Stilisierung des Verfassers aufgrund der Kenntnis von JE 2708 annimmt. Aus der (erschlossenen) Datierung des Briefes Leos IV. (n. 203) ergibt sich auch die Datierung der Gesandtschaft auf die zweite Jahreshälfte 848, vgl. Lothalphen 213 Anm. 3, ChÉdeville-Guillotel, Bretagne des saints 272 sowie Herbers 327.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 166, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0848-07-00_1_0_1_4_2_166_166
(Abgerufen am 28.03.2024).