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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Papst Sergius (II.) teilt allen Erzbischöfen, Bischöfen, Äbten, Klerikern, Grafen und Getreuen (omnibus venerabilibus confratribus nostris archiepiscopis seu reverentissimis et sanctissimis episcopis, religiosis abbatibus, gloriosis ducibus, clericis(!), comitibus atque cunctis fidelibus ...) mit, er habe auf eine durch den sächsischen Grafen Liudolf überbrachte briefliche Bitte Ludwigs (des Deutschen) dem Grafen Liudolf verschiedene Reliquien (corpora Innocentii et Anastasii paparum ... reliquias Domini ... Marie atque duodecim apostolorum ) für das Kloster (Gandersheim) übergeben.-Omnis itaque Christianarum milicia sciat .. .

Incipit:
Omnis itaque Christianarum milicia sciat ..

Überlieferung/Literatur

Insert: Gründungsurkunde Liudolfs für Gandersheim (Goetting, Kritik 363f.; Goetting, Gründungsurkunden für Gandersheim 369-371). Reg.: J CCCXL; JE † 2594. Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich P 370; Goetting, Kritik 262ff.; Goetting, Anfänge 8f. und 37; Goetting, Gandersheim und Rom 37; Semmler, Corvey und Herford 310f.; Boshof, Traditio Romana 83-85; Goetting, Hildesheim 90 Anm. 49; Hägermann, Bremen und Wildeshausen 20 und 28; Naß, Fulda und Brunshausen 20 und 53; Goetting, Gründungsurkunden für Gandersheim 329, 331ff., 335ff., 340f., 347; Herbers, Rom im Frankenreich 140f. und 147-149.

Kommentar

Das nur in eine angebliche Gründungsurkunde des sächsischen Grafen Liudolf (gest. 866) inserierte und dort mit den Worten cuius litteras quamvis in papiro secundum priscam apostolic sedis consuetudinem scriptas habeam, hic tamen propter eos qui illas habere non possunt, ponere dignum duxi ... angekündigte und mit dem Satz haec sunt verba epistole, quam mihi venerabilis papa Sergius in papiro, ut diximus, scriptam et suo sigillo munitam dedit beendete Papstschreiben ist eine Fälschung aus dem zweiten Viertel des 11. Jh. unter Verarbeitung von heute teilweise nicht mehr bekannten Quellen, wie zuletzt Goetting, Gründungsurkunden für Gandersheim (inbesondere 341-346 Vergleich mit der Translatio s. Viti und Urkunden für Corvey) nachgewiesen hat. Vgl. auch bei Goetting, Kritik 365ff. und Ders., Gründungsurkunden für Gandersheim, das Referat zur bisherigen Forschung. Gesichert ist die Reise von Liudolf und seiner Frau Oda 845-846 nach Rom, um die im Text erwähnten Reliquien zur Klostergründung von Gandersheim zu erwerben, vgl. n. 40 . Das heute verlorene Beglaubigungsschreiben ist Ludwig dem Deutschen zuzuschreiben, obwohl im Nachsatz von ... imperiali ... epistola ... die Rede ist, vgl. auch die Erwähnung des königlichen Briefes durch Hroswith von Gandersheim (n. 40). Zu den Quellen der gefälschten Gründungsurkunde zählte mit Sicherheit auch ein echtes Sergiusprivileg, das Boshof vorsichtig als Bestätigung für die Echtheit der Reliquien interpretiert, dem er jedoch abweichend von Goetting keine besondere päpstliche Schutzformel für das Kloster zubilligt, denn diese hätte nach seiner Meinung zur Fälschungszeit anders ausgesehen. Somit ist eine Schutzformel zwar möglich, aber nicht sicher. Goetting, Gründungsurkunden für Gandersheim, rückt insbesondere 340-353 von der Annahme einer Schutzformel ab und untersucht die Entstehung der Gründungsurkunde erneut. Erst die sogenannte jüngere Gründungsurkunde aus dem 13. Jh. (ed. von Goetting im Paralleldruck S. 368-371) entsprach dem Bedürfnis nach einer schon althergebrachten Schutzformel (353); zu Schutz, Schutzformeln und Reliquien vgl. auch Herbers, Leo 399-403. Datiert man die Romreise Liudolfs und Odas mit Goetting auf 845-846 (vgl. n. 40 ), so ist auch für die begleitende Sergiusurkunde derselbe Zeitraum anzunehmen.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. F41, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0845-00-00_2_0_1_4_2_41_F41
(Abgerufen am 28.03.2024).