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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Ludwig restituiert (reddimus) der (erzbischöflichen) Kirche von Vienne (matri ecclesiae s. Mauricii Viennensium urbis) auf Bitten des dortigen Erzbischofs Ragamfred, sacri palatii nostri notariorum summus, und des Grafen Hugo, karissimus propinquus noster (vgl. D 40 = Reg. 2918, eingedenk ihrer treuen Dienste (propter diutinum famulatum nobis sincerissime ab ipsis exibitum), zu seinem Seelenheil und dem seiner Eltern, die in der Kathedrale ihr Grab gefunden haben (Regg. 2828 u. 2899), einen Teil der Villa Fornis (Four) im Comitat von Vienne, der unlängst durch Schuld der vorherigen Kirchenleiter entfremdet worden war (non longo tempore praeterito ... ob incuriam priorum praelatorum eiusdem ecclesiae ... fuisse sublatam), mit der Kirche Saint-Nazaire und allen Pertinentien, wobei er den Presbyter Teudo, eiusdem matris ecclesiae filius, und dessen Neffen, den Kleriker Ubold, wegen ihrer Verdienste um die Restitution des entfremdeten Besitzes mit dem lebenslänglichen Nießbrauch (omnibus diebus vitae illorum iure possideant usuario) der genannten Kirche und ihrer Pertinentien betraut. – Arnulfus notarius ad vicem Ragamfredi archicanc. – M.

Originaldatierung:
.VII. Kal. Nov., Viennae urbi – a. imp. 5.
Incipit:
Si sacerdotum ac servorum
Empfänger:
(erzbischöflichen) Kirche von Vienne

Überlieferung/Literatur

Kopien: Paris, BnF, Coll. Baluze 75, fol. 370r – 371v, Abschrift 17. Jh. (mit Korrekturen von Baluze), aus dem verlorenen Chartular (Ende 12. Jh.) des Domkapitels von Vienne fol. 78r n. 194 (E); ebd., Ms. lat. 5214, pp. 77 – 79, 17. Jh., gleichfalls aus dem verlorenen Chartular (F), danach Abschrift Dümmler, München, MGH-Archiv A 116; Paris, BnF, Ms. lat. 11 897, fol. 117r-v, 17. Jh., wie F (zu 859: „Ludovici II. Imperatoris praeceptum“) (G).

Drucke: Baluze, Capitularia, II,1 1677, Nr. 83 Sp. 1471 – 1472, zu 859 (Kaiser Ludwig II. von Italien) = 3 1780, Nr. 83 Sp. 1471 – 1472 (ND Mansi, Collectio nova,2 XVIII B), wohl aus E = Mansi, Collectio nova,1 XVIII, Nr. 83 Sp. 973 – 974 = Bouquet, Recueil 8, Nr. 2 S. 416, zu 859; Prou-Poupardin, Recueil, S. 87 – 89 Nr. 47, zu 905.

Regg.: B 1474, zu 904; Jean-Baptiste Moulinet, Vérification et description du Cartulaire du chapitre de Saint-Maurice de Vienne, 1771, mit Hinweis auf das Siegel Ludwigs: „le seing figuré dud. empereur“, ed. Chevalier, Description Saint-Maurice, S. 43 Nr. 194, zu 905; Georgisch, Regesta, I, Sp. 123, a. 859 Nr. 10 (Kaiser Ludwig II.); Bréquigny, Diplomata, I, S. 252, zu 859 (Kaiser Ludwig II.); Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 990, zu 905; Böhmer-Zielinski III, Nr. 1443, zu 905. – Auch erwähnt von Charvet, Histoire Vienne, S. 246; Mermet, Histoire de Vienne, S. 272f.

Kommentar

Das 5. Kaiserjahr, das einzige (überlieferte?) Datierungskriterium, führt auf 905, doch sprechen die formalen und sachlichen Übereinstimmungen mit D 46 (Reg. 2924), das am 31. Oktober 904 ausgestellt wurde, eher für 904, ein Datum, das schon Böhmer (B 1474) vorgezogen hatte. Beide Restitutionsprivilegien für die Kirche von Vienne unter dem Erzkanzler Ragamfred scheinen im Abstand von nur wenigen Tagen ausgestellt zu sein. Angesichts des wohl schon Ende 904 geplanten, im Mai 905 beginnenden neuerlichen Italienzugs (vgl. Reg. 2926) mußte es Ludwig darum gehen, seine führenden Getreuen hinter sich zu scharen. Jedenfalls kann D 47 nicht als Beleg dafür dienen, daß Ludwig nach seiner Blendung im August 905 (Böhmer-Zielinski II, Nr.1204A) im Oktober desselben Jahres wieder in Vienne war. Erst 907 Oktober ist er dort urkundlich zweifelsfrei nachweisbar (D 49 = Reg. 2932). – Die Zuweisung an Kaiser Ludwig II. von Italien geht schon auf die kopiale Überlieferung zurück (z.B. G). Der Notar Arnulf, der seinem kaiserlichen Herrn wieder nach Italien folgen sollte (vgl. Böhmer-Zielinski II, Nr. 1186), hat D 47 rekognosziert (diesmal wieder mit seinem einfachen Notarstitel), aber, wie die Diktatübereinstimmungen insbesondere mit D 40/Reg. 2918(Protokoll, Eschatokoll, Promulgatio, formelhafte Teile der Dispositio), aber auch mit D 46/Reg. 2924 (Arenga!) zeigen – DD 40 u. 46 wurden vom Notar Teudo rekognosziert – wohl nicht selbst konzipiert. Die Textherstellung unseres D 47 scheint vielmehr diesem Teudo überlassen worden zu sein. Teudo wird mit dem im Kontext genannten Presbyter Teudo identisch sein und vielleicht aus diesem Grunde die Beglaubigung der Urkunde dem langjährigen Kanzleileiter Arnulf überlassen haben. Der als Neffe des Teudo im Kontext genannte und gleichfalls bedachte Kleriker Ubold ist der spätere Notar gleichen Namens (erstmals in D 54/Reg. 2948), so daß wir in unserem bemerkenswerten Stück gleich drei amtierende und künftige Kanzlisten Ludwigs des Blinden nachweisen können; vgl. Zielinski, Urkundenwesen, S. 177, 179. – Beim Grafen Hugo handelt es sich abermals um den späteren König; vgl. zuletzt Reg. 2919. Zur Sache vgl. auch Schilling, BM2, Nr. 570, S. 81. – Zur Beisetzung König Bosos und der Königin Irmingard in der Kathedrale von Vienne vgl. Regg. 2828 u. 2899. – Four (Dép. Isère, Arr. La Tour-du-Pin, Ct. La Verpillière). – Vgl. noch Gingins-la-Sarraz, Archiv Geschichtskunde 8, S. 57 Anm. 283; Poupardin, Provence, S. 201 Anm. 7.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2923, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ff8e79bd-a947-44b2-81a8-83daad175536
(Abgerufen am 18.04.2024).