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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Karl, Lotarii quondam piissimi augusti et incliti filius, überträgt (concedimus) Erzbischof Agilmar von Vienne auf dessen Bitte in Anerkennung seines treuen Dienstes (pro suo indesinenti servitio et ob fidelitatis suae devotionem) zu freiem Eigen (ad proprium; iure proprietario) Fiskalgut (de rebus fisci nostri) mit allem Zubehör im Comitat von Lyon, im Einzelnen de terra arabile modiatas 50 in den Villae Silviniacum und Lucum, modiatas 40 in Gabrizitto und modiatas 60 in Granisco. – Ohne Rekognition. – M. (SI D).

Originaldatierung:
.XV. Kal. Iul., Cambisonno palatio – a. r. 2, Ind. 6.
Incipit:
Decet regalem
Empfänger:
Erzbischof Agilmar von Vienne

Überlieferung/Literatur

Kopien: Paris, BnF, Coll. Baluze 75, fol. 360r – v, Kopie 17. Jh. (nicht von Baluze), aus dem verlorenen Chartular (Ende 12. Jh.) des Domkapitels von Vienne fol. 74 n. 187 (E); ebd., Ms. lat. 5214, pp. 53 – 54, 17. Jh., gleichfalls aus dem verlorenen Chartular (F).

Drucke: Gallia_christiana, XVI, Instrumenta, Sp. 8 Nr. 10, aus E (mit .XV. Kal. Iun.), zu 858; Sickel, Diplome, S. 433 – 434 Nr. 28, aus F (mit .XV. Kal. Iun.), zu „857?“; Prou-Poupardin, Recueil, S. 3 – 4 Nr. 2, zu 857.

Regg.: Jean-Baptiste Moulinet, Vérification et description du Cartulaire du chapitre de Saint-Maurice de Vienne, 1771, mit Hinweis auf das Siegel: „le seing figuré dud. roi“, zu 857, ed. Chevalier, Description Saint-Maurice, S. 42 Nr. 187, zu 858; Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 711, zu 858; BM1 1292 = BM2, Nr. 1328, zu 858. – Datierung auch Mabillon, De re diplomatica I3, S. 266 (mit .XV. Kal. Iun., vgl. Sickel, a.a.O.).

Vgl. Charvet, Histoire Vienne, S. 192; Collombet, Histoire Vienne, I, S. 274f., zu 858.

Kommentar

Regierungsjahr und Indiktion stimmen zu 858 überein, wenn die Zählung der Herrscherjahre mit dem Treffen von Orbe im Spätsommer 856 einsetzt; vgl. Reg. 2495 Im anderen Fall müßte man einen Widerspruch zwischen Regierungsjahr (zu 857) und Indiktion annehmen (so Poupardin, ed. cit.). Vgl. auch Calmette, Rezension, S. 194. – Daß es sich bei Cambisonno um das westlich von Langres, also im Westfränkischen gelegene Chamesson handelt (so unter anderem Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 711), ist kaum anzunehmen. Bezweifelt hat dies schon Mabillon, a.a.O. Wohl eher ist mit Mühlbacher (BM2, Nr. 1328) an einen Ort in der Nähe von Lyon zu denken. – Zu dem in der französischen Revolution verlorengegangenen Chartular des Domkapitels von Vienne (vgl. schon Archiv Geschichtskunde 11, S. 482f.) siehe Stein, Bibliographie, Nr. 4087; Vérité, Répertoire [I], Nr. 542 (vgl. Nr. 547 [= Coll. Baluze 75], Nr. 549 [= BnF Ms. lat. 5214]); siehe auch Amory, Donatio Ansemundi, S. 166 – 170. – Moulinet erwähnt regelmäßig das im Chartular wiedergegebene Siegel Karls, worauf in unserem Regest immer mit „(SI D)“ hingewiesen wird; vgl. D 3 (Reg. 2510) u. passim. Allgemein zu Moulinet s Regesten siehe Chevalier, Description Saint-Maurice, bes. S. 6; Vérité, Répertoire [I], Nr. 542 S. 313; Schilling, BM2, Nr. 570, S. 94f., 97. Zum einzig erhaltenen Siegel Karls siehe D Prov. 8 (Reg. 2531); Prou-Poupardin, Recueil, S. LV. – Das M ist in E nachgezeichnet. – Das kanzleigerechte Diktat des unbekannten Kanzlisten (die fehlende Rekognition ist wohl dem Chartularschreiber anzulasten) lehnt sich in einzelnen Passagen (vgl. etwa die Corroboratio mit dem grammatikalisch falschen subter illud) an D Lo.I.81 (843 Oktober 22) für denselben Empfänger an, das bei der Herstellung unseres D 2 wohl vorlag. Agilmar von Vienne (842 – 859/60) war von 835 bis 843 Erzkanzler Lothars I.; vgl. Poupardin, Provence, S. 346f.; Schieffer, Die Urkunden Lothars I., S. 17 – 19; Fleckenstein, Hofkapelle, S. 122, 124. In D Lo.I.81 hat ihm der Kaiser kurz vor dessen Ausscheiden aus dem Kanzleidienst das gesamte Eigengut bestätigt. 842 November 23 hat auch Karl der Kahle den Besitz Agilmars in regno Aquitanico atque Burgundiae in seinen Schutz genommen (D KdK. 13, vgl. Böhmer-Fees, Nr. 339, überholt Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 704). Er zählte offensichtlich auch unter Karl zu den einflußreichsten geistlichen Würdenträgern, zu dessen Gunsten noch DD 3 u. 5 ergingen (Regg. 2510 u. 2525). Der unter Karl von der Provence mit dem Titel eines Erzkapellans bezeugte Erzbischof Remigius von Lyon (vgl. bes. Reg. 2530) wird in der Rekognitionsformel der Urkunden kein einziges Mal genannt. Überhaupt wird dem Kanzleileiter in den wenigen Urkunden, in denen er neben dem Notar genannt wird (DD 5, 7, 8, eventuell D 9 = Regg. 2525, 2530, 2531, 2542, kein Titel beigefügt; vgl. Prou-Poupardin, Recueil, S. VIIIf. – Die traditionelle Arenga vom Typ „Decet regalem excellentiam“ (vgl. Poupardin, ed. cit., S. 129; Hausmann/Gawlik, Arengenverzeichnis, Nr. 639) und die Bezeichnung der Urkunde als decretum in der Corroboratio verbindet unser D 2 mit dem nachfolgenden D 3 (Reg. 2510) für einen Vasallen des Agilmar, das vom Kanzler Bertraus rekognosziert ist, im Diktat ansonsten aber einem anderen Schema folgt. Die dritte von Karl von der Provence für Agilmar von Vienne ausgestellte Urkunde (D 5 = Reg. 2525) nennt in der Rekognition den Notar Deidonum (wie in D 1/Reg. 2501für Lyon). Begründete Vermutungen, wer D 2 verfaßt und rekognosziert haben könnte, sind angesichts dieses Befundes nicht möglich. – Allgemein zum Erzbistum Vienne vgl. die Übersicht bei Schilling, Gallia pont. III/1, bes. S. 26 – 35; siehe auch Emery, Vienne, S. 333 – 342.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2506, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/fd59e0a5-97b3-4b9c-98fd-6866015b2a71
(Abgerufen am 28.03.2024).