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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Ludwig bestätigt (confirmare dignaretur) der (bischöflichen) Kirche von Avignon (s. Avinionensis ecclesiae in honore s. Mariḝ Dei genitricis dicatḝ) auf Bitten des dortigen Bischofs Remigius, der durch Vermittlung eines Getreuen des Königs, des Grafen Teutbert (sub introductu cuiusdam fidelis nostri Teudberti comitis), an ihn herangetreten ist, ein von ihm schon vor geraumer Zeit dem Vorgänger des Remigius ausgestelltes Präzept (auctoritatem quam priscis temporibus predecessori suo facere iussimus) (Dep., Reg. 2912) und restituiert (reddimus) ihr die unterhalb der Stadt gelegene „Insel“ (quandam insulam subtus Avinione sitam) zwischen Rhône auf der einen und Sorgilione (die Sorgue) und Vedrerias auf der anderen Seite (ex una parte Rodano discurrente, ex altera Sorgilione adque Vedrerias) mit allem Zubehör sowie den dritten Teil (der Einnahmen) des Stadthafens (ex porto eiusdem civitatis tertiam partem ... per huius nostrae potestatis donum concedimus). – Warnerius notharius ad vicem domni Alexandri archicanc. – MF. SR. SI D.

Originaldatierung:
.XIIII. Kal. Nov., Vihenna, publice – a. imp. 7, Ind. 11.
Incipit:
Si erga loca
Empfänger:
(bischöflichen) Kirche von Avignon

Überlieferung/Literatur

Or. Avignon, Arch. dép. du Vaucluse, 1 G 6 pièce n. 5 (A).

Kopien: Avignon, Arch. dép. du Vaucluse, fonds du chapitre métropolitain, 1 G 553, Cartulaire du chapitre d’Avignon („Liber Sorgie C“, vgl. Vérité, Répertoire [I], Nr. 134), 12. Jh., fol. 42v – 43r (vgl. Duhamel, Inventaire, S. 111) (C); ebd., fonds de l’archevêché d’Avignon, 1 G 21, Or.-Vidimus Kaiser Karls IV. von 1365 Juni 7 (D). Zahlreiche Kopien 17. Jh. verzeichnet Prou-Poupardin, Recueil, S. 90. Vgl. auch München, MGH-Archiv A 116, Kopie W. Arndt vom 14. 11. 1868, aus A (mit Kommentar).

Faksimile: Lot/Lauer, Diplomata Karolinorum, Taf. 6 (Rois de Provence Nr. 6), mit Regest.

Drucke: Nouguier, Hist. d’Avignon, S. 149 – 150, aus D (zu 824 als D Ludwigs des Frommen); Bouche, Provence, I, S. 933; Fantoni Castrucci, Istoria d'Avignone, II, S. 313 – 314, aus D; Gallia christiana, I, Instrumenta, S. 137 – 138 Nr. 3 = Bouquet, Recueil 9, Nr. 13 S. 683; Caveirac, Réponse, S. 106 – 107, aus D; Manteyer, Chartes Avignon, Nr. 35 S. 19 – 20; Prou-Poupardin, Recueil, Nr. 49 S. 89 – 91; Duprat, Cartulaire Notre-Dame, Nr. 89 S. 89 – 91, aus A (mit den Varianten von C); ARTEM 908.

Regg.: B 1477; Bréquigny, Diplomata, I, S. 368; Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 997. – Auch erwähnt von Mermet, Histoire de Vienne, S. 274.

Kommentar

Regierungsjahr und Indiktion (Septemberindiktion) stimmen zu 907 Oktober überein. – Zum reichen Originalurkundenfonds von Avignon vgl. schon DD 36 u. 44 (Reg. 2901 u. 2921), die beide an den Presbyter und Propst Rigmund gingen, der Dompropst in Arles war; vgl. Zielinski, Urkundenwesen, S. 174f. In Avignon liegen auch die Originale von DD 50, 51, 53, 55 u. 56 (Regg. 2933, 2938, 2943, 2951 u. 2954). – Erstmals wird hier in D 49 der neue Erzbischof von Vienne, Alexander (907 – ca. 927), als Erzkanzler genannt; vgl. Poupardin, Provence, S. 350. Mit dem April 907 verstorbenen Vorgänger Alexanders, Erzbischof Ragamfred, verschwindet auch der langjährige Notar und Kanzler Arnulf aus der Überlieferung (zuletzt D 47 = Reg. 2923). An seiner Stelle hat der bis 912 in insgesamt drei Urkunden, die alle im Original überliefert sind (neben D 49 noch DD 50 u. 53/Regg. 2933 u. 2943), bezeugte Notar Warnerius unser Stück rekognosziert; vgl. Prou-Poupardin, Recueil, S. X, XIII; Manteyer, Provence, S. 477f., 483f. Ob Warnerius indes auch der Schreiber der in einem Zug geschriebenen Urkunde ist, muß offen bleiben; vgl. die von ihm rekognoszierten, aber zweifellos von anderer Hand geschriebenen DD 50 u. 53 (Regg. 2933 u. 2943). Kleinere Textkorrekturen und mehrere markante orthographisch-linguistische Eigenheiten unseres D 49, die Manteyer, Vorbemerkung, zusammengestellt hat, lassen volkssprachlichen Einfluß erkennen (vgl. das folgende D 50 mit noch deutlicherem Befund). Mit seinen äußeren Merkmalen: Elongata in erster Zeile und in abgesetzter Signumzeile; großes Eingangschrismon über vier Zeilen (im Faksimile von Lot/Lauer fortgefallen); Monogramm; Chrismon zu Beginn der Rekognitionszeile; markantes SR; diplomatische Minuskel mit großen Oberlängen und weiten Zeilenabständen etc.) entspricht das in einem Zuge geschriebene D 49 noch weitgehend dem Idealbild der spätkarolingischen Herrscherurkunde. Auffällig ist, daß die Rekognitionszeile nur in etwas vergrößerter Kontextschrift ausgeführt ist (vgl. das von anderer Hand geschriebene, aber gleichfalls von Warnerius rekognoszierte D 53). Bei der Abfassung des Kontextes hat sich Warnerius anscheinend einer ihm zugänglichen Urkunde Ludwigs des Frommen für das Erzbistum Vienne bedient (BM2, Nr. 885), die in Arenga (Hausmann/Gawlik, Arengenverzeichnis, Nr. 2748) und Promulgatio wörtlich ausgeschrieben wurde. Die übrigen formelhaften Teile insbesondere in Protokoll und Eschatokoll sind ohne erkennbare Anlehnung an das zuletzt vom Notar Arnulf verwandte Formelwerk anscheinend unabhängig konzipiert worden, genauso wie die nicht sonderlich elegante Dispositio, in der einzelne Wendungen entweder seinen noch nicht gefestigten persönlichen Stil verraten (sie kommen in DD 50 u. 53 nicht mehr vor) oder auf unbekannter Vorlage beruhen (sub introductu cuiusdam fidelis nostri – quo firmior haberetur venturis temporibus – quorum petitiones placide suscipientes – auctoritatis conlatio – per huius nostrae potestatis donum – iniusta refragatione). – Zu Bischof Remigius von Avignon vgl. noch die beiden nachfolgenden Präzepte (DD 50 – 51 = Regg. 2933 u. 2938). Zu dem nicht erhaltenen älteren Präzept Ludwigs für einen möglicherweise unbekannten Vorgänger des Remigius siehe Reg. 2912. Zum Grafen Teutbert vgl. zuletzt D 45 (Reg. 2922). – Die in zahlreiche Arme sich teilende Sorgue mit ihrem Ursprung in Fontaine-de-Vaucluse fließt mit einem ihrer kanalisierten Seitenarme noch heute durch Avignon, ehe sie in die Rhône mündet. Bei der als insula apostrophierten Örtlichkeit wird es sich wohl kaum um das heutige L’Isle-sur-la-Sorgue ca. 20 km östlich von Avignon handeln.

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2932, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ede30a0f-7a6e-4e80-8a62-d5e01c240933
(Abgerufen am 19.04.2024).