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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Karl, Lotharii quondam piissimi [augusti] et inclyti filius, bestätigt (consentimus et confirmamus) pro divini cultus amore ac animae nostrae emolumento auf Bitten der im Gau Sisteron im Ort Sault (in pago Sisterico in loco qui dicitur Saltus) versammelten Bischöfe (vgl. Reg. 2517) das von diesen dem Kloster Cessieu (in honore omnipotentis Dei et veneratione beatissimi Benedicti confessoris Christi sanctorumque martyrum Florentini atque Hilarii = Saint-Benoît de Cessieu), das Abt Aurelian von Ainay unter Mitwirkung des Erzbischofs Remigius (von Lyon) im Gau von Lyon unweit der Rhône (in pago Lugdunense non longe a Rhodano fluvio in loco cuius vocabulum est Saxiacus) gegründet hat, ausgestellte Bestätigungsprivileg (quoddam privilegium ... quod ipsi episcopi facerent et sua subscriptione ... roborarent), verleiht dem Kloster Immunität und Königsschutz (more regio nostrae emunitatis defensione confirmaremus) sowie das Recht, am 27. September einen Jahrmarkt und am Freitag jeder Woche einen Wochenmarkt abzuhalten, wofür er Zollfreiheit verfügt, gewährt dem Kloster nach dem Tod des Aurelian für alle Zeit die freie Wahl des Abtes, der das Kloster nach der Benediktsregel leiten soll, und erlaubt schließlich dem Aurelian und seinen Nachfolgern, zum Schutz des Klostergutes einen Vogt zu wählen (eligere tutorem sive causidicum ad res ipsius monasterii inquirendas seu defendendas), der das Kloster im Fall von Streitigkeiten vor Gericht vertreten darf (ipsius coenobii advocatus ... solatium ei atque adiutorium praebeant), als handele es sich beim Klosterbesitz um Königsgut (sicut in nostris propriis sese regalis habet auctoritas), und der sich gegebenenfalls auch direkt an den König wenden darf (ad nostram praesentiam liberrimam habeat potestatem veniendi). – Ohne Eschatokoll und Datierung.

Incipit:
Si enim

Überlieferung/Literatur

Kopien: Paris, BnF, Ms. lat. 17 197, fol. 40r – 41v (Teil 1) u. 50r – 51r (Teil 2), Abschriften Pierre Louvet Mitte 17. Jh. (in zwei Teilen: „Praeceptum Caroli regis de Saxiaco“ bzw. „De coenobio Athanacensi“), wohl aus älterer Chartularvorlage, vgl. G (F); Lyon, Bibl. Municipale, Ms. 193 (früher 121), Abschrift Jean Columbi (1592 – 1679) von 1671, „ex veterrimo apographo pergameneo quod Louvet medicus Bellioce miserat“ (vgl. ebd., fol. 118v: „ex libro membraneo antiquissimis characteribus exarato, quem Louvet medicus ad me miserat“), fol. 116, nur der erste Teil (G); Auszüge durch P.-F. Chifflet (17. Jh.) Paris, BnF, Coll. Baluze 144, fol. 5v – 6r u. 7r, wohl aus gleicher Vorlage.

Drucke: Guichenon, Bresse, IV, Preuves, S. 226 – 228, Auszüge (in zwei Teilen und als zwei Urkunden angesehen), wohl aus gleicher Quelle; Dopsch, Karolinger-Diplome, Nr. 6 S. 213 – 214, nur der erste Teil (vgl. ebd., S. 204f.) aus E F; Mühlbacher,_Burgund, S. 648 – 651, nach kompletter Abschrift Dopsch, Karolinger-Diplome, im Apparat der MGH; Prou-Poupardin, Recueil, S. 6 – 10 Nr. 4.

Regg.: BM2, Nr. 1330; Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 715.

Kommentar

Die chronologische Einordnung basiert auf der Synodalurkunde der Bischöfe (das vorige Reg.). An einer Ausstellung in Sault oder Sisteron, wo Karl von der Provence anwesend war (siehe die vorigen Regg.), ist kaum zu zweifeln. – Das komplett nur in E und auch dort nur in zwei getrennten und nicht aufeinander bezogenen Teilen von der Hand Pierre Louvet s (vgl. Reg. 2501 Kommentar) in einem Sammelkodex 17. Jh. überlieferte D 4 hat erstmals Mühlbacher, Eine Urkunde Karls von Burgund, wieder zusammengefügt und ausführlich kommentiert. Zur Überlieferung vgl. schon Reg. 2501; siehe Schilling, BM2, Nr. 570, S. 97, 104 m. Anm. 204. – Der Narratio, in der Friedensschluß und Reichsteilung (von Orbe) sowie ein von Karl einberufenes Treffen der Bischöfe und Principes erwähnt werden (Regg. 25162517, liegt ein westfränkisches Formular zugrunde, wie die gleichlautenden Passagen im Synodaldekret von Germigny 843 September/Oktober (ed. Hartmann, MGH Conc. 3, Nr. 1 S. 1 – 7, bes. S. 3f., vgl. die vorigen Regg.) und in einer 843 Oktober ausgestellten Urkunde Karls des Kahlen für das Kloster Saint-Lomer zeigen (D KdK. 27, vgl. Böhmer-Fees, Nr. 393, dort auch zur Lokalisierung des Klosters). Auch das im Rahmen einer Synode ausgestellte Bestätigungsprivileg der Bischöfe (Reg. 2518 diente bei der Herstellung unseres Textes über weite Passagen als Vorlage; vgl. den Petitdruck in der Ed. Poupardin. Schließlich lag der Kanzlei Karls noch die Gründungsurkunde des Abts und späteren Erzbischofs von Lyon, Aurelian (875/76 – 895), für Cessieu vor (ed. Mabillon, Acta Sanctorum O.S.B. IV/2, S. 498f.), aus der gleichfalls eine Passage übernommen wurde. – Gegenüber dem von Mühlbacher, a.a.O., umsichtig geführten Echtheitsnachweis auch jener Passagen, die der Immunitätsverleihung folgen, darunter die freie Wahl des Vogtes (vgl. insbesondere D KdK. 131, dazu Mühlbacher, a.a.O., S. 647f.), kann der vage Interpolationsverdacht Poupardin s (ed. cit., Vorbemerkung): „toute la partie du texte qui suit la formule d’immunité, depuis le mot concedimus, doit être vraisemblablement considérée comme une interpolation“, nicht überzeugen. – Die wenigen formelhaften Teile in Protokoll und Kontext (Arenga, Corroboratio) ergeben keinen zwingenden Hinweis auf den Kanzlisten Karls von der Provence, dem D 4 geschuldet sein könnte. Die Arenga (vgl. Poupardin, ed. cit., S. 129; Hausmann/Gawlik, Arengenverzeichnis, Nr. 2720) wurde aus dem genannten D KdK. 27 übernommen. Erstmals läßt sie sich in Ludwigs des Fromme D LdF BM2, Nr. 949 für Saint-Rémi in Reims nachweisen. Von dort ist sie in die NU Karls des Kahlen (D KdK. 148) gelangt. Vgl. auch D O.I. 92 für Saint-Èvre bei Toul. – Zu Erzbischof Remigius von Lyon vgl. bes. bes. Regg. 2501(Kommentar) u. 2530. – Zur Überlieferung siehe auch Schilling, BM2, Nr. 570, S. 104 Anm. 204.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2519, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e3be0eb7-0cdb-47ed-8c60-f5bf81e798c3
(Abgerufen am 28.03.2024).