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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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(Treffen und) Reichsteilung: Kaiser Ludwig (II.) und Lothar (II.) teilen das Reich ihres verstorbenen Bruders Karl (von der Provence) (regnum fratris mortui partitur) dergestalt, daß Ludwig (II.) einen Teil des transjurensischen Burgunds und die Provence (partem Transiurensis Burgundiae simul et Provinciam), das übrige Reich aber Lothar (II.) erhält (reliquam partem Lotharius rex sibi retinuit).

Überlieferung/Literatur

Ado v. Vienne, Chron., ed. Pertz, MGH SS 2, S. 322f.

Vgl. den Vertrag von Meerssen (Reg. 2626), überliefert Ann. Bertin. a. 870, ed. Grat, Annales Bertiani, S. 172 – 174.

Reg.: BM2, Nr. 1222b (vgl. 1298b); Böhmer-Zielinski I, Nr. 210.

Kommentar

Daß das verabredete Treffen (Reg. 2553 noch im Frühjahr 863 zustandekam und daß bei dieser Gelegenheit die Reichsteilung tatsächlich beschlossen wurde, wird zwar weder von Hinkmar noch von Ado von Vienne ausdrücklich gesagt, ist aber nicht zuletzt wegen der hochrangigen Zusammenkunft der Geistlichkeit aus allen drei Reichsteilen (Reg. 2552), die mit großer Wahrscheinlichkeit in diesen Zeitraum fiel, anzunehmen; vgl. Parisot, Lorraine, S. 224f.; Schneider, Brüdergemeine, S. 182 (nicht berücksichtigt von Voss, Herrschertreffen, S. 210f.). Poupardin, Provence, S. 33 – 35, nimmt an, daß die beiden Brüder sich schon im April in der Provence getroffen haben, was aber kaum zutrifft; vgl. Reg. 2539 (Kommentar). Die wohlwollende Erwähnung Ludwigs II. in D LdJ. 19 (das folgende Reg.), im Unterschied zu D LdJ. 18 (das vorige Reg.), legt es nahe, daß die Einigung in der ersten Maihälfte, möglicherweise in Mantaille selbst, dem Ausstellort des D 18, gelang. – Der nach dem Tod Lothars II. (Reg. 2605) abgeschlossene Teilungsvertrag von Meerssen zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen (Reg. 2626) läßt Rückschlüsse auf jene Gebiete des Regnum Provinciae zu, die Lothar II. 863 erhalten hat, nämlich den alten Dukat Lyon mit den Civitates Lyon und Vienne und den dort residierenden bedeutenden Erzbischöfen Remigius und Ado (vgl. Airlie, Unreal Kingdom, S. 340f.), aber auch die rechts der Rhône ganz im Süden der Provence gelegenen Civitates Viviers und Uzès sowie den Pagus Sermorens (vgl. Reg. 2508 siehe auch D LdJ. 36/Reg. 2600. Der Anteil Ludwigs II. umfaßte folglich die übrige linksrhônische Provence mit den Kirchenprovinzen Arles, Aix und Embrun, daneben auch das Erzbistum Tarentaise sowie die Bistümer Belley (Provinz Besançon) und Saint-Jean-de-Maurienne (Provinz Vienne); vgl. Longnon, Girard, S. 258; Parisot, Lorraine, S. 225f.; Poupardin, Provence, S. 34f.; Schilling, Guido von Vienne, S. 47; Kaschke, Reichsteilungen, S. 68; Schneider, Auf der Suche, S. 95f.; Bougard, Le royaume d’Italie, S. 490. – Vgl. die Karten bei Longnon, Atlas historique de la France, Planche 6; Hees, Ludwig II., Anhang. – Louis, Girart, S. 83f., vermutet, daß der Aufstieg Viennes, das seit dieser Zeit Lyon als Hauptort des niederburgundischen Dukats und Sitz des Grafen/Dux ersetzt hat – Boso und Ludwig der Blinde residierten in der Folgezeit in Vienne – , mit den damaligen Vereinbarungen zusammenhängt. Auch die Fälschung zahlreicher Papsturkunden zugunsten von Vienne scheint mit der damaligen Reichsteilung, durch die das Gebiet von Tarentaise nicht mehr dem für Vienne zuständigen Herrscher unterstand, zusammenhängen; vgl. Schilling, Gallia pont. III/1, S. 45; Dies., BM2, Nr. 570, S. 81f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2555, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/df2ab82f-725c-49da-bc90-499493dd9387
(Abgerufen am 28.03.2024).