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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Ludwig überträgt (concederemus per nostrae largitionis auctoritatem) einem gewissen Gerard, seinem Getreuen, auf Bitten seiner geliebten Gemahlin, der Kaiserin Adelheid (dilecta ac benemerita coniux nostra Adaleida augusta), einen vormals dem Juden Natam gehörenden (quae fuit Natam hebraeo) Weinberg (vinea) im Gau von Vienne in agro Trecianense vel in ipsa villa Treciano (Tressin) an der via publica in genau bezeichneter Lage mit allen Pertinentien zu erblichem Eigen (iure hereditario). – Uboldus notarius ad vicem Alexandri archicanc. – M. (SI D).

Originaldatierung:
.XV. Kal. Feb., Viennae, publice – a. imp. 14.
Incipit:
Si iustum est
Empfänger:
Gerard

Überlieferung/Literatur

Kopien: Paris, BnF, Coll. Baluze 75, fol. 372r – 373r, Abschrift Baluze 17. Jh., aus dem verlorenen Chartular (Ende 12. Jh.) des Domkapitels von Vienne fol. 79 n. 196 (E); ebd., Ms. lat. 5214, pp. 81 – 82, 17. Jh., gleichfalls aus dem verlorenen Chartular (F), danach Kopie Ende 19. Jh. von A. Dopsch, München, MGH-Archiv A 116 (vgl. Archiv Geschichtskunde 7, S. 838); Grenoble, Bibl. Municipale, Ms. R 8907 (Secousse 904), fol. 8v – 9r, Abschrift 17. Jh., aus gleicher Quelle (G).

Drucke: Chevalier, Cartularium St.-Andreae, Append., Nr. 16* S. 226 – 227, aus E F; Dümmler, Urkunden der italienischen Könige, Nr. 23 S. 318 – 319, aus F, zu 914; Prou-Poupardin, Recueil, Nr. 54 S. 99 – 100.

Regg.: Jean-Baptiste Moulinet, Vérification et description du Cartulaire du chapitre de Saint-Maurice de Vienne, 1771, mit Hinweis auf das Siegel Ludwigs: „le seing dud. empereur“, ed. Chevalier, Description Saint-Maurice, S. 43f. Nr. 196; Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 1025.

Kommentar

Das 14. Kaiserjahr führt im Januar bei korrekter Berechnung auf 915. Dümmler, a.a.O., geht bei seiner Datierung zu 914 wohl von einem vorgezogenen Wechsel des Regierungsjahrs zusammen mit dem Inkarnationsjahr aus. Vgl. auch Manteyer, Provence, S. 498 – 500. Allgemein zur problematischen Datierung vieler Urkunden Ludwigs Prou-Poupardin, Recueil, S. LI – LIV. – Der hier erstmals begegnende Notar Ubold ist die neue führende Kraft in der Beurkundungsstelle Ludwigs des Blinden. Er hat bis Dezember 927 (D 68 = Reg. 2995) insgesamt zehn Urkunden (zumeist ad vicem des Erzkanzlers und Erzbischofs Alexander von Vienne – zu diesem vgl. bes. D 49/Reg. 2932) rekognosziert, von denen vier im Original erhalten blieben (DD 55 – 56, 59 u. 69 = Regg. 2951, 2954, 2960 u. 2997). Ubold stammte wie sein Vorgänger Teudo (zuletzt Reg. 2941), dessen Neffe er war (Reg. 2923), aus der Kirche von Vienne, für die er auch nichtkönigliche Urkunden geschrieben hat und wo er noch um 940 als Kanoniker bezeugt ist (Reg. 3039); vgl. Prou-Poupardin, Recueil, S. X, XIIf.; Zielinski, Urkundenwesen, S. 177, 179f. – Dufour, Introduction, S. XXXf. u. 23 Anm. 3, hält den Urbaldus abbas, der 924 April in Chalon-sur-Saône eine Urkunde Rudolfs von Westfranken (Raoul de Bourgogne) rekognosziert hat (D Raoul 4), für personengleich mit dem Notar Ludwigs des Blinden (Ubold scheint Ende 923 bis Mitte 924 als Urkundenschreiber vom Diakon Elias vertreten worden zu sein, siehe D Prov. 61 – 63/Regg. 2966, 2970 u. 2975), was aber so lange als unwahrscheinlich gelten muß, als dieser Ubold in keiner seiner zahlreichen königlichen und nichtköniglichen Urkunden als abbas firmiert oder in anderem Zusammenhang abbas genannt wird. Typisch für das Diktat der von Ubold rekognoszierten und wohl auch weitgehend konzipierten Urkunden ist eine große Variantenbreite in den formelhaften Teilen insbesondere des Protokolls (Invocatio, Intitulatio). Konstanter ist dagegen seine auffällig formulierte Datumzeile (Datum est hoc praeceptum Viennae, publice, ... anno ... imperii domni nostri Ludovici augusti), die nahezu alle von ihm rekognoszierten Urkunden verbindet. Im Kontext des D 54 hat sich Ubold eines einfachen Formulars bedient, das in den formelhaften Teilen in ähnlicher Form schon in vielen älteren Urkunden Ludwigs des Blinden begegnet ist (vgl. etwa DD 36 u. 40/Regg. 2901 u. 2918. Die Arenga (Hausmann/Gawlik, Arengenverzeichnis, Nr. 2984) variiert ein altes Motiv, das durch die Erwähnung der intervenierenden Kaiserin eine besondere, aber wiederum nicht ungewöhnliche Note erhält (vgl. Hausmann/Gawlik, a.a.O., S. 665, s.v. „coniux“). – Nur in unserem D 54 ist im übrigen Ludwigs Gemahlin Adelheid bezeugt, die vielleicht dem hochburgundischen Königshaus entstammte und eine Tochter König Rudolfs I. gewesen sein könnte; vgl. Poupardin, Provence, S. 207f.; Hlawitschka, Verbindungen (1988), passim; Brühl, Deutschland-Frankreich, S. 333 Anm. 210, 486 Anm. 176, 517 m. Anm. 421. – Tressin liegt an der Rhône ca. 10 km südlich von Vienne (Dép. Loire, Ct. Pelussin, Com. La Chapelle-Villars). An Estressin, heute ein Stadtteil von Vienne (Reg. 2945), ist kaum zu denken (vgl. aber Dümmler, a.a.O., mit Hinweis auf Gingins, Mémoires Bourgogne-Jurane (1853), S. 118 Anm. 193).

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2948, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/df0a80ce-e3d1-48ff-96b0-0a7ebc5d5191
(Abgerufen am 20.04.2024).