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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Graf Gerhard (von Vienne), durch seine Gemahlin Berta, eine Schwester der Kaiserin Irmingard, mit Karl von der Provence verschwägert (parens noster), wird dessen Erzieher (nutritor).

Überlieferung/Literatur

Erwähnt in D Prov. 1 (Reg. 2501 von 856 oder 857 Oktober 10 für die Kirche von Lyon, für die Gerhard interveniert: comes et parens noster ac nutritor Girardus (ed. Poupardin, S. 2 Z. 2).

Kommentar

Gerhard, ehemals Graf von Paris, war um 840 ins Lager Lothars I. geschwenkt, dem er von da an – unter anderem als Pfalzgraf – treu ergeben blieb. Schon um 847 im Burgundischen in einer Führungsposition nachweisbar (Böhmer-Zielinski I, Nr. 46, Kommentar, vgl. Poupardin, Provence, S. 12 Anm. 7), nennt ihn Lothar I. um 850 in einem Restitutionsprivileg für die Kirche von Lyon, für die sich Gerhard damals verwendet, fidelissimus comes atque marchio (D Lo.I.126). Zu diesem Zeitpunkt scheint er bereits mit dem Ducatus von Lyon betraut gewesen zu sein. Ob ihm der junge Karl noch von Lothar I. übergeben wurde, ist unklar. Man hat vermutet (Kaschke, Dispositio, S. 95), daß Karl zunächst am Hof seines Vaters aufgewachsen ist, wo er sich noch kurz vor dessen Tod aufgehalten zu haben scheint (Reg. 2492. Ob er dann aber, wie Kaschke, a.a.O., weiter annimmt, zunächst im Gewahrsam Lothars II. blieb – dieser müßte ihn in diesem Fall nach Orbe (Reg. 2495 mitgenommen haben – ist reine Spekulation. Vor 856 oder 857 Oktober 10, dem Datum der ersten überlieferten Urkunde Karls, ist Gerhard nicht zusammen mit Karl bezeugt, doch wird ihm spätestens beim Treffen in Orbe (das vorige Reg.) der junge König anvertraut worden sein, vielleicht schon am Sterbelager Lothars I. – In insgesamt drei Urkunden Karls wird Gerhard als Intervenient aufgeführt (neben dem hier genannten D 1 noch in DD 5 u. 9 [Regg. 2525 u. 2542), in D 9 wird er dabei vom König als magister noster apostrophiert. Faktisch war er, vielleicht im Zusammenspiel oder in Konkurrenz zu dem als Erzkapellan Karls fungierenden Erzbischof Remigius von Lyon (s. bes. Regg. 2501 u. 2530), „Regent“ für den zunächst wohl noch minderjährigen (vgl. Reg. 2492 Kommentar), auf jeden Fall aber kranken König (vgl. Reg. 2548; vgl. Offergeld, Reges pueri, S. 332f. Daß es im übrigen keine formelle Regentschaft für den minderjährigen König gegeben hat, betont Ders., ebd., S. 34 – 43, bes. S. 35; vgl. auch Brühl, Deutschland-Frankreich, S. 391 Anm. 223 (Lit.). – Als Girart de Roussillon ist Gerhard später in die altfranzösische Epik eingegangen. Entsprechend umfangreich ist die einschlägige Literatur; vgl. Poupardin, Provence, S. 10 – 14 (mit der älteren Lit., darunter vor allem Longnon, Girard, bes. S. 252); Louis, Girart, bes. S. 53f.; Levillain, Girart, bes. S. 240; Lot, Études, S. 73 – 178; Vollmer, Die Etichonen, bes. S. 169f.; Schmid, Königseintrag, S. 107 Anm. 64, 116f. m. Anm. 106. Knappe Übersicht auch Winzer, in LexMA IV (1986) Sp. 1311 (7. Gerhard). Vgl. noch Schieffer, Vorbemerkung zu D Lo.I.68; Schilling, Guido von Vienne, S. 47.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2496, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/cf7e7e9e-ef37-43a9-834d-d722c696eed1
(Abgerufen am 29.03.2024).