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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Placitum. In Anwesenheit zahlreicher hochrangiger Magnaten der Provence (praedicti vero maiores privilegio et proceres potestate, vgl. das vorige Reg.) führt Erzbischof Agilmar von Vienne mit seinem advocatus Witger zum wiederholten Male Klage (iam frequens querela extiterat) gegen den Grafen Wigerich wegen der unrechtmäßigen Entfremdung mehrerer ihm von Kaiser Lothar (I.) rechtmäßig übertragener Besitzungen (res et mancipia quae ei domnus imperator Lotharius legitimo concesserat iure [Dep.]) in der Villa Cogana sowie in weiteren Villae, Calausis et Adnancia (verderbt ?), woraufhin der befragte Wigerich die Vorwürfe einräumt (hoc minime denegavit neque advocatum ponere potuit), die Güter durch wadium dem Erzbischof und dessem advocatus zurückgibt (per suum wadium ipsi Agilmaro ... vel suo advocato propriis reddidit manibus) und seinen Missus Fulrad in seiner Vertretung (in sua advocatione) beauftragt, Witger, den advocatus des Erzbischofs, mit den erstatteten Gütern zu investieren (legalem vestituram in omnibus faceret). – Rodulfus subscripsit (sic statt scripsit?).

Originaldatierung:
Ohne Datierung.
Zeugen:
20 titellose Zeugen (Signa und Unterschriften), darunter an erster Stelle Richard (wohl der gleichnamige Vassus dominicus des Umstands, siehe das vorige Reg.).

Überlieferung/Literatur

Placitum (noticia allegationis seu querelationis), edd. Achery, Spicilegium1 XIII, S. 263 – 264;2 III, S. 343; Baluze, Capitularia, II,1 1677, Nr. 80 Sp. 1467 – 1468 (ND Mansi, Collectio nova,2 XVIII B).

Regg.: Georgisch, Regesta, I, Sp. 122, a. 858 Nr. 17; Bréquigny, Diplomata, I, S. 238 (zu 853); Hübner I, Nr. 337 (zu „c. 853“); Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 709 (dort die kopiale neuzeitliche Überlieferung).

Kommentar

Zur Datierung und zum Ort vgl. das vorige Reg. – Das Placitum folgt in seinem Aufbau jenem Typus einer fränkischen Gerichtsurkunde, wie er insbesondere im Regnum Italiae in zahlreichen Exemplaren überliefert ist; vgl. Bougard, Justice; Böhmer-Zielinski I, Nr. 392 u. passim. Aus dem Regnum Provinciae sind nur wenige Exemplare bekannt (D Prov. 28, 52 = Regg. 2857, 2941, siehe auch D Burg. 29/Reg. 3046 sowie Regg. 2621 2659 u. 2929); vgl. Grimaldi, Justice, S. 66f. – Im Eschatokoll ist das Placitum von Sermorens, das in neuzeitlichen Kopien überliefert ist, gekürzt. Neben der Datierung fehlt auch eine Schreiberformel (möglicherweise ist sie noch rudimentär in der letzten Zeugenunterschrift enthalten, vgl. oben). Auch scheinen einige formelhafte Wendungen, die üblicherweise den Kontext abschließen, zu fehlen. Schließlich ist es wenig glaubhaft, daß nur titellose Zeugen unterschrieben haben sollten. – Zur möglichen Identität des Grafen Wigerich vgl. Poupardin, Provence, S. 14 Anm. 4; Chaume, Origines I, S. 218 Anm. 1. – Daß die im Text genannte Schenkung Kaiser Lothars (legitimo concesserat iure) in urkundlicher Form erfolgte, wird zwar nicht ausdrücklich genannt, ist aber wahrscheinlich. Da eine Villa Cogana nirgendwo in den überlieferten Diplomen Lothars I. für Vienne bzw. für dessen Erzbischof Agilmar erscheint (DD Lo.I.81 – 82, 94, 103 – 104, Dep. 196), ist von einem Deperditum für Agilmar auszugehen. Vgl. auch Schilling, BM2, Nr. 570, S. 81 Anm. 90 („Eigengut Agilmars“).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2509, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c5f58573-a5e1-4832-be78-c5dbc8d25188
(Abgerufen am 28.03.2024).