RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4
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Westfränkische Vorherrschaft - Aufstieg Bosos von Vienne (869-879) - RI I,3,4 n. 2745
879 (August – Anfang Oktober?)
Papst Johannes (VIII.) ermahnt Boso (von Vienne) (dilecto filio Bosoni glorioso principi) im Vertrauen auf den Bund gegenseitiger Zuneigung (mutuḝ dilectionis fḝdere confisi) und eingedenk seines Versprechens, den päpstlichen Besitz in ganz Gallien (per totius Galliḝ provincias) zu schützen (Reg. 2722), die Vergabe der päpstlichen Villa Vendœuvres (villam nostram Venduaram) als Lehen an seinen Vasallen Arembert rückgängig zu machen; auch bittet er ihn, dem Kloster Pothières, das von seinem Gründer, dem Grafen Gerhard (von Vienne), dem Hl. Petrus übertragen wurde, gegen dessen Widersacher zu Hilfe zu kommen (vestrum auxilium eidem sancto loco impendatis).
- Empfänger:
- Boso (von Vienne)
Überlieferung/Literatur
Registerschreiben Johannes’ VIII., ed. Caspar, MGH Epist. 7, Nr. 221 S. 197.
Regg.: J-E 3285; Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 822; Schilling, Gallia pont. III/1, S. 365 Nr. 29.
Kommentar
Das Papstschreiben kündet erstmals von gewissen Spannungen zwischen Johannes VIII. und Boso in der zweiten Jahreshälfte 879; vgl. Bougard, Boson, S. 37 m. Anm. 17. Bosos vom Papst kritisiertes Vorgehen steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit den im Vorfeld seiner geplanten Königserhebung getroffenen Maßnahmen, wie schon Dümmler, Geschichte III2, S. 124, bemerkt hat. In der gleichen Angelegenheit sind zwei weitere Briefe des Papstes überliefert, einer an Hugo Abbas und einen gewissen Radoald (ed. cit., Nr. 220 S. 196 = J-E 3284), in welchem das an Boso gerichtete Schreiben bereits erwähnt und Bosos Vasallem Arembert die Exkommunikation angedroht wird, ein zweiter an das Kloster Pothières (ed. cit., Nr. 218 S. 194f. = J-E 3282), in dem der Papst neben den Schreiben an Boso und Hugo Abbas auch eine dem Erzbischof Ansegis von Sens und dem Grafen Konrad von Paris übersandte beglaubigte (bulla nominis nostri: S. 195 Z. 16f.) Abschrift des testamentum Gerhards und seiner Gemahlin Berta erwähnt, womit das Schreiben der beiden an Papst Nikolaus I. gemeint ist (Reg. 2550). – Zu den rechtsgeschichtlichen und politischen Implikationen des erwähnten foedus mutuae dilectionis und des Schutzversprechens Bosos siehe Fried, Boso, S. 199 – 201; vgl. auch Regg. 2722 u. 2732. – Zu den Klostergründungen des Grafen Gerhard siehe bes. Reg. 2522 – Vgl. noch Poupardin, Provence, S. 60 m. Anm. 3, 96 Anm. 2; Seemann, Boso, S. 80f.; Louis, Girart, S. 123, 138f.; Bautier, Origines, S. 44 Anm. 7.
Nachträge
Empfohlene Zitierweise
RI I,3,4 n. 2745, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c0697c2e-5328-4b7c-b855-56c15a2771e8
(Abgerufen am 18.04.2024).