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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Karl schenkt (concedimus) der (Bischofs-) Kirche Notre-Dame (von Carpentras) und ihrem (in Venasque residierenden) Bischof Johannes auf Fürsprache des Grafen Gerhard (Gerardus illustris comes nostris detulit optutibus per Iohannem venerabilem Vendacensis episcopumecclesiae suḝ sedis s. Dei genetricis Mariae et eidem episcopo) aus dem dem Bischof bislang in beneficio überlassenen Fiskalgut die Kirche Saint-Antoine mit dem Fiskalgut in der Stadt Carpentras sowie weiteren Fiskalbesitz an genannten Orten, darunter die beim Castrum von Venasque gelegene Kirche Saint-Pierre. – M. – SR. – (SI D ?). – Grimplandus regiae dignitatis comerius.

Originaldatierung:
.XVIII. Kal. Apr., Vasione civitate – a. r. 13, Ind. 2.
Incipit:
Dignum est
Empfänger:
(Bischofs-) Kirche Notre-Dame (von Carpentras) und ihrem (in Venasque residierenden) Bischof Johannes

Überlieferung/Literatur

Angebl. Or.: Carpentras, Bibl. Inguimbertine, Ms. 560 (vormals 537), Urkundensammlung 11. – 16. Jh., auch genannt Cartulaire de l’évêché de Carpentras (Vérité, Répertoire [I], Nr. A31), n. 1, um 1000 (A).

Kopien: Ebd., n. 2, 12. Jh., aus A (B). Mehrere Kopien 17./18. Jh. aus A oder B verzeichnet Prou-Poupardin, Recueil, S. 25f. Vgl. auch München, MGH-Archiv, A 102 (Nachlaß Tangl), Nr. 4, Kopie W. Arndt vom 19. 11. 1868, aus A.

Faksimile von A: Lot/Lauer, Diplomata Karolinorum, Taf. 15 (Rois de Provence Nr. 15), mit Regest, zu „862 (?)“. rucke:Columbi, De rebus gestis, II, S. 54 – 58 = Columbi, Opuscula S. 381 – 382, zu 868, aus A; Bouche, Provence, I, S. 729, zu 868, „dans les Archives du Chapitre de Carpentras“; Gallia christiana, I, Instrumenta, S. 147 – 148 Nr. 1, zu 867, aus A = Bouquet, Recueil 8, Nr. 9 S. 401 – 402, zu 863; Boyer, Vaison, II, S. 14 – 15, zu 868; Prou-Poupardin, Recueil, Nr. †14 S. 25 – 27, zu „862 (?)“; ARTEM 5027.

Regg.: B 719 (zu 863); Georgisch, Regesta I, Sp. 127, a. 863 Nr. 5; Bréquigny, Diplomata, I, S. 263 (zu 863); Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 736, zu „(863)“; BM1 1300 = BM2, Nr. 1338, zu 856 – 862.

Kommentar

Wie schon von Mühlbacher (BM2, Nr. 1338) bemerkt und nach Poupardin, Vorbemerkung, zuletzt von Schieffer, Vorbemerkung zu Dep. Lo.II.50, ausführlich dargelegt, handelt es sich bei D †14 um eine sich den Anschein eines Originals gebende Fälschung der Zeit um 1000, für die eine Urkunde Lothars II., die anscheinend von dessem 866 bis 869 bezeugten Kanzler Grimland (Schieffer, Die Urkunden Lothars II., S. 376f.) rekognosziert war, zumindest in Protokoll und Eschatokoll, Promulgatio und Corroboratio sowie in den äußeren Merkmalen (Layout, Schrift, graphische Sonderzeichen wie Chrismon und SR, ja sogar im M, das nicht auf dem K von „Karolus“, sondern auf dem H von „Hlotharius“ aufbaut) Pate gestanden hat; Abbildungen von Rekognitionszeilen dreier Originale Grimlands zuletzt bei Worm, Rekognitionszeichen II, Abb. 104 – 106 (vgl. ebd., I, S. 67f.), siehe bes. Abb. 105 (D LdJ. 32). Auch die Allerweltsarenga basiert auf einer Vorlage Lothars I. oder Lothars II. (vgl. Hausmann/Gawlik, Arengenverzeichnis, Nr. 700, 704, 706), die allerdings im zweiten Teil variiert wurde (mit markantem piḝtatis sue provideat amminiculo) und in dieser Form mehrfach in Urkunden Ludwigs des Blinden begegnet (D Prov. 40 u. 56, vgl. Hausmann/Gawlik, Nr. 701, vgl. Nr. 703, 705). Ob es allerdings eine für das Bistum Carpentras, dessen Bischof seit dem 6. Jahrhundert zumeist in dem nahegelegenen Venasque residierte (vgl. Duchesne, Fastes I, S. 271), ausgestellte Urkunde Lothars II. tatsächlich gegeben hat, ist sehr unsicher; dagegen sprechen sowohl allgemein-politische Gründe (im Süden des Regnum Provinciae hatte Kaiser Ludwig II. von Italien Karl von der Provence beerbt und nicht etwa Lothar II., siehe Reg. 2555) als auch das rekonstruierbare Itinerar Lothars II., dessen Aufenthalt in Vaison-la-Romaine (Dép. Vaucluse, Arr. Carpentras) in Verbindung mit der erst 866 einsetzenden Tätigkeit Grimlands nicht vorstellbar erscheint; vgl. Schieffer, Vorbemerkung, a.a.O. (gegen Poupardin, Provence, S. 33f. Anm. 3). – Anzumerken ist noch, daß das Pergament im SR zwar ein Loch aufweist, in dem das Siegel befestigt gewesen sein könnte, von einem Siegelabdruck im Pergament aber nichts zu erkennen ist; war das Stück vielleicht gar nicht besiegelt? – Die Datierungsmerkmale des Spuriums sind überaus widersprüchlich. Die 2. Indiktion fällt überhaupt nicht in die Regierungszeit Karls, genausowenig wie es ein (im übrigen nur in B genanntes) 13. Regierungsjahr gegeben hat. Auf 863 käme man, wenn man eine Verlesung eines .XIII. Regierungsjahrs aus .VIII. annähme, doch war Karl im März 863 bereits verstorben. Im Ergebnis kann man das Machwerk (mit Mühlbacher) keinem bestimmten Datum zuweisen. Angesichts dieser Ausgangslage steht nicht einmal fest, daß Karl überhaupt für Carpentras geurkundet hat – genausowenig, wie die Ortsangabe Vaison-la-Romaine für das Itinerar Karls verwertbar ist. – Allgemein zu Carpentras und dem nahegelegenen Venasque vgl. Lex.MA II, Sp. 1523f. (P. Amargier). Bischof Johannes scheint sonst nicht weiter bezeugt zu sein (Duchesne, a.a.O.). – Zu der im Auftrag der MGH im Herbst 1868 von Wilhelm Arndt unternommenen Südfrankreichreise, auf der dieser unter anderem die zahlreichen Originale Ludwigs des Blinden in Avignon kopiert hat (siehe Regg. 2901, 2921, 2932, 2933, 2938, 2943, 2951 u. 2954), vgl. Ders., Reisebericht, bes. S. 239 – 241, 282f.; Wesche, Reisenden, S. 24. Siehe Archiv Geschichtskunde 7, S. 842; Fuhrmann, Gelehrtenleben, S. 153 – 156.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. †2539, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/bf387f96-76e4-4931-a0ec-593a73e314cc
(Abgerufen am 28.03.2024).