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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Karl (III.) zieht dem (in Begleitung seiner Mutter, der Königin Irmingard, heranrückenden) jungen Ludwig, dem Sohn Bosos, nach Kirchen entgegen und nimmt ihn ehrenvoll als Lehnsmann quasi wie einen Adoptivsohn an (obviam quem imperator ad villam Chirihheim veniens honorifice ad hominem sibi quasi adoptivum filium eum iniunxit).

Überlieferung/Literatur

Regino v. Prüm a. 887, ed. Kurze, S. 115.

Regg.: Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 861 (mit Ortsangabe Kirchheim); BM2, Nr. 1749a. Vgl. Reg. 765.

Kommentar

Die Datierung in den Juni ergibt sich durch die in Kirchen (bei Lörrach) von Karl III. zwischen dem 30. Mai (D Ka.III. 159) und dem 17. Juni (D 161) ausgestellten Urkunden. – Die Königin Irmingard wird zwar nicht ausdrücklich genannt, doch ist von ihrer Teilnahme auszugehen. – Das in der Literatur häufig behandelte Treffen, dem unter anderem Bischof Geilo von Langres beiwohnte (das folgende Reg.), hat zu weitreichenden Schlüssen Anlaß gegeben. So haben insbesondere Ewig, Ludwig, S. 579 – 582, sowie Hlawitschka, Lotharingien, S. 33 – 35 (vgl. Ders., Nachfolgeprojekte, S. 25f. [S. 129f.]), gefolgert, daß Karl III., indem er den kleinen Ludwig in Kirchen adoptierte, diesen als Erben und Nachfolger im Gesamtreich ausersehen habe. Allerdings sprechen die Ann. Fuld. in wenig präzisen Worten (vgl. schon Poupardin, Provence, S. 144: „ses termes un peu trop vagues“) nur davon, daß Ludwig „wie (quasi) ein Adoptivsohn“ angenommen wurde, wir haben es hier also eher mit einer Interpretation des Annalisten zu tun als mit einer Tatsachenbeschreibung. Wenn man sich später in Valence auf die regia dignitas berufen hat, die schon Karl III. Ludwig dem Blinden verliehen habe (Reg. 2862), so spricht auch dies für die nachträgliche Interpretation des Treffens in Kirchen durch die Königswähler Ludwigs und nicht unbedingt für die Intentionen Karls III. Schon Penndorf, Reichseinheitsidee, S. 129 – 133, und Löwe, Karlsbuch, bes. S. 144 m. Anm. 112, hatten den weitreichenden Schlußfolgerungen von Hlawitschka, a.a.O., skeptisch gegenübergestanden; vgl. jetzt bes. MacLean, Kingship, S. 113f., 162 – 169, der den rechtlich unverbindlichen Versöhnungscharakter der Ereignisse von Kirchen herausstellt. – Vgl. noch Dümmler, Geschichte III2, S. 277; Favre, Eudes, S. 76; Poupardin, Provence, S. 144 – 147; Bautier, Origines, S. 66f.; Ganivet, Consolation, S. 180. – Bei der angeblichen incisio capitis Karls III., von der älteren Literatur als Kopfoperation Karls III. verstanden, handelt es sich im übrigen um einen gewöhnlichen Aderlaß wegen der Kopfschmerzen des Kaisers (pro dolore capitis, incisionem accepit); vgl. Oesterle, Kopfoperation; zustimmend MacLean, a.a.O., S. 39 – 41 (der die Krankheiten Karls III. alle für nicht gravierend hält).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2833, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b5c5ec54-5db2-48c1-a09f-7271a86e33ed
(Abgerufen am 24.04.2024).