Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

Sie sehen den Datensatz 516 von insgesamt 571.

Ludwig schenkt (poposcit dari sibi) seinem Getreuen und obsecundator continuus Bonus sowie dessen Gemahlin Gentrudis auf Bitten des genannten Bonus zu freiem Eigen (iure hereditario) den Besitz des verstorbenen Aimulf (haereditatem Aimulfi condam) im Comitat von Lyon in der Villa Cisiriano (Sérézin-du-Rhône), nämlich zwei Höfe mit Weinland, Weiden und Salinen (cum vineis et campis et salicetis) in genau bezeichneter Lage, um den Dienst des Bonus künftig noch stärker nutzen zu können (ad augendam circa nos sue possibilitatis obsecundationem). – Uboldus notharius iubente domno imperatore. – M. SR. SI.

Originaldatierung:
Ohne Datierung.
Incipit:
Decet imperialem
Empfänger:
Bonus sowie dessen Gemahlin Gentrudis

Überlieferung/Literatur

Or.: Paris, BnF, Coll. de Bourgogne vol. 76, n. 10 (A).

Kopien: Paris, BnF, Ms. lat. nouv. acq. 2262, Chartular C von Cluny (vgl. cartul R-4190), um 1100, n. 124 fol. 58r (S. 114) (C); ebd., Ms. lat. nouv. acq. 766, Chartular D von Cluny (vgl. cartul R-4014), n. 224 fol. 62r, unvollständige Abschrift 13. Jh. (D); ebd., Coll. Moreau 4, fol. 126r-v, Abschrift Lambert de Barive von 1773 Dezember 27, aus A (mit Nachzeichnung der ersten Zeile, der Signum-Zeile und des Siegels). – Mehrere jüngere Kopien aus C D verzeichnet Prou-Poupardin, Recueil, S. 122.

Faksimile: Lot/Lauer, Diplomata Karolinorum, Taf. 13 (Rois de Provence Nr. 13), mit Regest; Atsma-Vézin, Documents de Cluny, Nr. 8 S. 52 – 55 (mit Transkription).

Drucke: Bruel, Recueil des chartes de l'abbaye de Cluny, I, Nr. 246 S. 237 – 238, aus A; Prou-Poupardin, Recueil, Nr. 69 S. 122 – 123; ARTEM 1584.

Regg.: Sickel, Diplome, Nr. 20 S. 430; Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 1054, zu „Vers 924“; Delisle, Fonds de Cluni, Nr. 156/10 S. 254.

Kommentar

Gründe für das Fortlassen der Datierungszeile in dem ausreichend freien Raum unterhalb von Rekognition und Siegel sind nicht erkennbar. Die beiden datierten DD für Bonus stammen von 924 (DD 62 – 63 = Regg. 2975 u. 2970). Die nachweisbare Tätigkeit des Notars Ubold setzt 915 ein (D 54 = Reg. 2948) und reicht bis Ende 927 (D 68 = Reg. 2995). Wahrscheinlich in der ersten Jahreshälfte 928 ist der blinde Kaiser gestorben (Reg. 2999). – Zu Schrift und äußeren Merkmalen der vier von Ubold rekognoszierten und im Original überlieferten Urkunden (neben D 69 noch DD 55, 56 u. 59/Regg. 2951, 2954 u. 2960), die wohl alle von seiner Hand selbst stammen, siehe ausführlich Reg. 2954 (Kommentar); vgl. Prou-Poupardin, Recueil, S. XVII; Zielinski, Urkundenwesen, S. 179. Das vorliegende D 69 ist besonders gut erhalten und zählt mit seinem kompletten Siegel (vgl. Bruel, Recueil des chartes de l'abbaye de Cluny, I, Taf. II Nr. 2; Prou-Poupardin, Recueil, S. LVII mit Tafel III, Abb. 1; Corpus des sceaux français II, S. 131 Nr. 55) zu den schönsten Urkunden, die von Ludwig dem Blinden überliefert sind. – Abermals (vgl. zuletzt D 68/Reg. 2995) sind die Diktatübereinstimmungen mit den übrigen Urkunden des Ubold in den formelhaften Teilen, insbesondere zu Beginn der Dispositio und in der Corroboratio (vgl. bes. D 56/Reg. 2954), unübersehbar. Seiner Vorliebe für immer neue Intitulatio-Varianten frönt Ubold auch in unserem Stück (vgl. aber ganz ähnlich schon sein D 56). Die Arenga (Hausmann/Gawlik, Arengenverzeichnis, Nr. 618) variiert ein altes Motiv, das sich in der Kanzlei Ludwigs des Blinden auch sonst einer gewissen Beliebtheit erfreut (DD 59 – 60/Regg. 29602961 [Ubold] – DD 61 – 62/Regg. 2966 u. 2975 [Elias]). Der ungewöhnliche Obsecundator-Titel (eigentlich: Gehilfe, Diener) des Bonus kehrt in D 70 (Reg. 2998) wieder und ist dort auf eine Tätigkeit in der Pfalz bezogen. Du Cange, s.v., belegt einen obsecundator im kirchlichen Bereich als Gehilfen des Bischofs beim Gottesdienst und obsecundatores sacrorum scriniorum im Codex Theodosianus. – Zu Cisiriano (Sérézin-du-Rhône) siehe schon D 68 (Reg. 2995: Cisiriacus), dort dem Comitat von Vienne zugewiesen.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2997, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b5c204f7-a8d0-41cf-a201-7e42e56ab91a
(Abgerufen am 19.04.2024).