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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Lothar (II.) schenkt (tribuimus) dem zwischen Saône und Rhône im burgus von Lyon (in burgo Lugdunensi) gelegenen Kloster Saint-Pierre (-les-Nonnains) (monasterium ... b. Petri principis apostolorum) mit seiner Marienkirche (seu ecclesiae s. Mariae), wo er sich orationis causa aufgehalten hat, für das Seelenheil seiner Eltern, seines Bruders Kaiser Ludwig (II.) und seines verstorbenen Bruders Karl (von der Provence), der dort sein Grab gefunden hat (cuius ibidem corpus sepulturae traditum est, siehe Reg. 2549), zur Vergebung seiner Sünden und für das Heil seiner Gemahlin Waldrada (ad ... salvationem amantissimae coniugis nostrae Vualdradae) und seines Sohnes Hugo aus Eigengut (res ... nostrae proprietatis) die Zelle S. Maximini im Comitat von Maurienne mit den zugehörigen Gebäuden und 35 Mansen Land für die Lichter und den Unterhalt der Nonnen. – MF. – SR. NT. – SI. – Ercambaldus regiae dignitatis archicancellarius.

Originaldatierung:
.XV. Kal. Iun., civitate Lugduni – a. r. 8, Ind. 12.
Incipit:
Si locis Deo
Empfänger:
Kloster Saint-Pierre (-les-Nonnains)

Überlieferung/Literatur

Or.: Paris, BnF, Coll. de Bourgogne vol. 75, n. 21 (A).

Schriftprobe: Silvestre/Madden, Universal Palaeography, Taf. 172 Nr. 2 (vgl. Textbd. II, S. 476f.).

Drucke: Delalande, Conciliorum, S. 176 – 177, ohne Signum- u. Rekognitionszeile, „ex archivio eiusdem monasterii“, zu 864; Ménestrier,Lyon, S. XXXVI – VII, ohne Rekognitionszeile, zu 858; Gallia christiana, IV, Instrumenta, Nr. 4 Sp. 4, aus A = Bouquet, Recueil 8, Nr. 7 S. 408 – 409 = Monfalcon, Lugdunensis historiae monumenta, ed. Ia, S. 273 = ed. IIa, S. 87 – 88; D LdJ. 19 (MGH-Archiv K 8/1, mit Kopien von K. Pertz, 14. 9. 1863, und A. Dopsch, 20. 8. 1894); ARTEM 1577.

Regg.: B 703, zu 864; Bréquigny, Diplomata, I, S. 264; Wauters, Table chronologique I, S. 252, zu 864; BM1 1265 = BM2, Nr. 1300 (nach Abschrift Dopsch, Karolinger-Diplome, jetzt MGH-Archiv K 8/1, siehe oben). – Kurze Auszüge schon Mabillon, Annales ordinis s. Benedicti, III1, S. 101 = III2, S. 94.

Kommentar

Die Indiktion ist wie in DD 17 u. 18 (Regg. 2755 u. 2757) um eine Einheit zu hoch berechnet. – D 19 wurde anscheinend ausgestellt, nachdem die endgültige Vereinbarung über die Aufteilung des brüderlichen Erbes mit Kaiser Ludwig II. (das vorige Reg.) erreicht war, wie dessen ehrenvolle Erwähnung vermuten läßt. Zum ersten Mal sind auch Waldrada und Hugo in den Gebetspassus mit einbezogen worden; anscheinend hat Lothar zuvor die Unterstützung seines kaiserlichen Bruders in der unheilvollen Eheaffäre erhalten; vgl. Schieffer, Die Urkunden Lothars II., S. 371. – Geschrieben wurde D 19 in „leidlicher“, nicht eben „kalligraphisch meisterhafter Diplomschrift“ (Schieffer, Vorbemerkung) nach Art des bekannten Notars Rodmund (Schieffer, Die Urkunden Lothars II., S. 375), kaum von diesem selbst. Das Eschatokoll hat der sich hier erstmals Erzkanzler nennende Erchambold (zu diesem ebd., S. 375f.) in wesentlich hellerer Tinte mundiert. – NT: Ercambaldus archicancellarius recognovi et subscripsi; ipse senior fieri iussit. – Das Formular ist kanzleigemäß; vgl. Schieffer, Vorbemerkung. – Zum Empfänger vgl. Picot, Saint-Pierre, zu unserem Stück ebd., bes. S. 24, 144f.; zur Sache auch Airlie, Unreal Kingdom, S. 344. – Zur Stadttopographie von Lyon, zum Aufenthalt Lothars II. daselbst sowie zur Lage des Klosters Saint-Pierre im burgus von Lyon vgl. Brühl, Palatium I, S. 205, 209, 213, 222 (mit der zugehörigen Karte); siehe auch Topographie chrétienne IV, bes. S. 33 (mit der Karte S. 17); Rubellin, Église, S. 254. – Der Comitat von Maurienne war als Folge der genannten Teilungsvereinbarung an Kaiser Ludwig II. gekommen (das vorige Reg., Kommentar), was die Frage aufwirft, inwiefern Lothar II. über dortigen Besitz überhaupt noch verfügen konnte. Die vor allem von Parisot, Lorraine, S. 224f., in diesem Zusammenhang vorgetragenen Bedenken (vgl. auch Picot, a.a.O.) sind allerdings nicht stichhaltig, da es sich bei dem an Saint-Pierre fallenden Besitz offensichtlich um Eigengut Lothars II. handelt (res ... nostrae proprietatis, siehe oben); vgl. schon Poupardin, Provence, S. 33f. Gerade weil Comitat und Diözese von Maurienne an Ludwig II. fielen, hat Lothar II. sofort sein dortiges Eigengut als Seelgerätstiftung einem Empfänger in seinem Reichsteil übertragen und so zusätzlich abgesichert. – Zur Grablege Karls von der Provence, die auch in der Chronik Ados v. Vienne genannt wird, siehe Reg. 2549.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2556, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a97ed299-7e08-4805-b400-98abe4578d4d
(Abgerufen am 19.04.2024).