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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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Ludwig restituiert (reddimus) der Kathedrale von Avignon (matris ecclesiḝ s. Marie et s. Stephani et s. Iohannis Baptiste) unter Bischof Fulcher auf dessen Bitten und auf Bitten des Grafen Boso, nosterque propinquus, zu seinem Seelenheil die Abtei Saint-Ruf (abbatiolam s. Rufi) sowie die Kirche s. Iuliani mit dem Land (cum territorio) in Capistiniano im Comitat von Avignon mit allem Zubehör – Besitz, der der Kirche von Avignon in ältester Zeit übertragen, dann ihr aber schon vor langer Zeit (iam preterito longo tempore) zusammen mit anderem Besitz unrechtmäßig entzogen worden war. – Ubboldus notharius ad vicem Alexandri archicanc. – M. SR. SI D.

Originaldatierung:
.XV. Kal. Sept., Vienne, publice – a. inc. 918 (920), a. imp. 17, Ind. 8.
Incipit:
Imperialis dignitas
Empfänger:
Kathedrale von Avignon

Überlieferung/Literatur

Or. Avignon, Arch. dép. du Vaucluse, 1 G 6 pièce n. 11 (A).

Kopien: Avignon, Arch. dép. du Vaucluse, 1 G 127: „Diversorum Avenionis“, 1. Hälfte 17. Jh., fol. 117r-v (vormals 107r-v), aus A (E). – Weitere Kopien 17. Jh. verzeichnen Manteyer, Chartes Avignon, S. 32, und Prou-Poupardin, Recueil, S. 101.

Drucke: Gallia christiana, I, Instrumenta, S. 139 Nr. 6, aus A, zu 920 = Bouquet, Recueil 9, S. 686 – 687 Nr. 19, zu 920; Manteyer, Chartes Avignon, Nr. 40 S. 31 – 33, zu „918/7“, mit detaillierter Beschreibung der äußeren Merkmale; Prou-Poupardin, Recueil, Nr. 55 S. 101 – 102, zu 918; ARTEM 914.

Regg.: B 1480, zu 920; Bréquigny, Diplomata, I, S. 381, zu 920; Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 1039, zu 920.

Kommentar

D 55, bereits das siebte im Archiv von Avignon überlieferte Originaldiplom Ludwigs des Blinden (vgl. zuletzt Reg. 2943), ist durch die Anwendung von Reagenzien (die Manteyer ed. cit., seltsamerweise nicht erwähnt) stellenweise kaum noch lesbar und vielleicht aus diesem Grund von Lot/Lauer, Diplomata Karolinorum, auch nicht faksimiliert worden (auch W. Arndt scheint es bei seinem Besuch in Avignon [vgl. zuletzt Reg. 2938] nicht transkribiert zu haben). Für die Textherstellung hat schon Poupardin E heranziehen müssen. Besondere Probleme wirft die Datierung auf, mit der sich ausführlich Manteyer, Provence, S. 499 – 502, befaßt hat, dessen Analyse wir hier folgen. Danach sind die Angaben von Indiktion und Regierungsjahr authentisch, während am Inkarnationsjahr manipuliert wurde, indem man das ursprüngliche 918 wohl in 920 korrigiert hat. Das 17. Kaiserjahr führte, wenn korrekt berechnet, im August auf 917, während die 8. Indiktion 920 ergäbe. Nur wenn man mit Manteyer, a.a.O., S. 501, annähme, daß das ursprüngliche Inkarnationsjahr nach dem Pisanischen Stil (25. März vor unserem Jahresanfang) berechnet war, stimmt es mit dem Regierungsjahr zu 917 überein. Die fehlerhafte Indiktionszahl kann dann aber gar nicht zur Datierung herangezogen werden. – Von dem 915 erstmals bezeugten (D 54 = Reg. 2948) Notar Ubold, dem seit dieser Zeit führenden Urkundenschreiber Ludwigs, sind drei weitere Urkunden im Original überliefert (DD 56, 59 u. 69/Regg. 2954, 2960 u. 2997), die alle zur Gänze von ein- und derselben Hand geschrieben scheinen, also wohl von Ubold selbst mundiert wurden (zu näheren Einzelheiten vgl. das sehr viel besser erhaltene D 56/Reg. 2954); siehe Zielinski, Urkundenwesen, S. 179f. Wie schon im Falle des D 54/Reg. 2948 ist das einfache Diktat kanzleigemäß, mit charakteristischen Berührungen zu den übrigen Diplomen des Ubold insbesondere in Corroboratio und Datierung (diesmal im Unterschied zu D 54 mit Inkarnationsjahr und Indiktion). Invocatio und Intitulatio weisen abermals kleinere Unterschiede zu den traditionellen Standardformen auf, doch ist dieser Variantenreichtum geradezu typisch für Ubold. Die Arenga (Hausmann/Gawlik, Arengenverzeichnis, Nr. 1095) wandelt ein traditionelles Motiv in gekonnter Weise ab. – Zur Sache siehe bereits D 51 (Reg. 2938) für den Vorgänger des Fulcher; letzterer ist bereits in D 53 (Reg. 2943) begegnet. – Graf Boso ist der Bruder Hugos von Vienne; beide hatten an der Erhebung Fulchers zum Bischof von Avignon mitgewirkt; vgl. Reg. 2942.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 2951, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a4a71e0b-4835-4a3a-b8d3-d1525bd40809
(Abgerufen am 29.03.2024).