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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,3

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Nachdem Hugo die Belagerung Roms aufgehoben hat (ab obsidione desistit [Flodoard]), läßt er seinen Bruder Boso (Markgraf von Tuszien), der auf Anstiftung seiner Gemahlin Willa (Willa uxore sua cupidissima stimulante [Liutprand]) einen Anschlag gegen ihn vorbereitet haben soll (repertisque quibusdam fratris sui Bosonis contra se, ut fertur, insidiis [Flodoard]; adversus regem nova quaedam et perversa molitus agere [Liutprand]), durch eine List gefangennehmen und unter Bewachung halten (eundem fratrem suum dolo capit atque in custodia mittit [Flodoard]), während Willa nach Burgund ins Exil geschickt wird (Liutprand).

Überlieferung/Literatur

(Flodoard, Annales a. 936, ed. Lauer , S. 64f.; Liutprand, Antapodosis IV, 11-12, ed. Becker , S. 109-111 (ed. Chiesa , S. 103f.).)

Kommentar

Während Flodoard den Sturz unmittelbar auf die Aufhebung der Belagerung Roms folgen läßt, berichtet Liutprand über diese Ereignisse erst einige Kapitel später, gewürzt mit pikanten Details über die Habgier Willas und die Skrupellosigkeit Hugos, die der Chronist in satirischer Übertreibung ausbreitet und die hier unberücksichtigt bleiben können; vgl. Buc , Hussies, S. 214f. -- Ob der Sturz Bosos noch vor Rom oder erst auf dem Rückmarsch durch Tuszien erfolgte, ist unklar, da nicht sicher ist, ob Boso seinen königlichen Bruder nach Rom begleitet hat. -- Fasoli , I re d'Italia, S. 138f., vermutet, daß Boso damals Rudolf II. von Hochburgund nach Italien hatte rufen wollen. Mor , L'età feudale I, S. 146, erwägt ein Komplott zwischen Boso und Alberich II. von Rom, eine Hypothese, die sich auf die Bemerkung Liutprands stützen könnte, die italischen Großen hätten den Frieden zwischen Hugo und Alberich hintertrieben (Reg. 1755, Kommentar). -- Nachfolger Bosos wurde Hugos illegitimer Sohn Hubert, der noch vor 926 in der Provence geboren ist (Reg. 1465). Er begegnet schon in D 39 von 935 September 18 als Markgraf im Gefolge seines Vaters (Reg. 1720), was Fasoli , a.a.O., S. 139 Anm. 14, zum Anlaß nimmt, den Sturz Bosos bereits ins Jahr 935 zu setzen, doch scheitern ihre Überlegungen daran, daß in einer Tauschurkunde des Bischofs Konrad von Lucca, die auf 936 September 17 (Lucca) datiert ist, Missi des Dux Boso mitwirken (Reg. 1750). -- Ein Graf Boso ist um 940 im Gebiet von Vienne bezeugt; wahrscheinlich handelt es sich hier um den unterdessen nach Burgund zurückgekehrten Bruder Hugos; vgl. Keller , Gerichtsort, S. 25 Anm. 99. -- Vgl. Manteyer , Provence, S. 122; Hofmeister , Markgrafen, S. 406; Hlawitschka , Franken, S. 202; Krah , Absetzungsverfahren, S. 184.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,3 n. 1757, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0936-00-00_6_0_1_3_3_323_1757
(Abgerufen am 29.03.2024).