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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,2

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Die Sarazenenfestung am Garigliano wird von einem großen vereinigten christlichen Heer, in dem sich auch Papst Johannes (X.) befindet, mit Unterstützung einer byzantinischen Flotte nach dreimonatiger Belagerung eingenommen.

Überlieferung/Literatur

Liutprand, Antapodosis II, 51-54, ed. Becker, S. 61f. (ohne Zeitangabe), danach Gregor v. Catino, Chronicon, ed. Balzani, I, S. 302f.; Chron. Casin. I, 52, ed. Hoffmann, S. 133-135 (mit a. inc. 915, Ind. 3 = 915); Lupus protospat. a. 916. ed. Pertz, MGH SS V, S. 53; Benedikt von S. Andrea, ed. Zucchetti, S. 157f. (ohne Zeitangabe); Ann. Casin. a. 914, ed. Pertz, MGH SS III, S. 172; Ann. Benev. a. 915/916, ed. Bertolini, S. 120. Vgl. auch den an dieser Stelle nur fragmentarisch überlieferten Cat. com. Capuae, ed. Cilento, Italia meridionale longobarda, S. 129, 163 (2. Aufl. S. 305, 339), mit Ind. III = 915 (danach wohl Chron. Vult., ed. Federici, I, S. 375). - Regg.: J-L I, S. 450 (zu 916); B-Z 35 (zu 915; vgl. dort auch jüngere, zum Teil sagenhafte Nachrichten); vgl. B-Z 33-34.

Kommentar

Das Jahr der Sarazenenschlacht ist strittig. Den August 915 nach dreimonatiger Belagerung nennt Leo von Ostia in seiner Chronik (Chron. Casin.), ihm ist unter den Neueren vor allem Fedele, La battaglia del Garigliano, gefolgt. Für 916 hat unlängst Tucciarone, Saraceni, bes. S. 111-115, plädiert. Er stützt sich dabei (neben einer auf 916 weisenden Variante in der 2. und 3. Redaktion des Leo von Ostia, deren Hintergrund völlig unklar ist) vor allem auf eine urkundlich bezeugte Reise des Abts Johannes von Montecassino (914-925) im Frühjahr 915 (Abreise etwa im April) im Auftrag der Fürsten Landulf I. und Atenolf II. von Capua an den Hof nach Konstantinopel (vgl. Le pergamene di Conversano, ed. Coniglio, Nr. 4 S. 8-10, zu April 915). Nun wird aber der Zweck der Reise nicht genannt, und die Annahme Tucciarones, die Reise sei mit dem Ziel erfolgt, den byzantinischen Kaiser zur Unterstützung für die geplante Aktion zu bewegen (die deswegen nicht schon im Frühsommer desselben Jahres habe beginnen können), ist daher nicht schlüssig. Eine Datierung ins Jahr 916, für die auch das Zeugnis des Lupus protospat. angeführt werden kann, ist deswegen eher unwahrscheinlich, weil die genannten Fürsten von Capua, die beide maßgeblich an den Sarazenenkämpfen beteiligt waren, am 10. Juli 916 in Capua für das Kloster S. Vincenzo al Volturno geurkundet haben ( Voigt, Beiträge, Nr. 126, ed. Federici, Chron. Vult. II, S. 37 Nr. 86). In dieser im Protokoll nicht zu beanstandenden Urkunde führt Fürst Landulf erstmals den Titel eines antypatus patrikios, der ihm anscheinend zuvor für seine Verdienste im Kampf gegen die Sarazenen vom byzantinischen Kaiser verliehen worden war; vgl. v. Falkenhausen, Dominazione, S. 34 m. Anm. 54. - Den Ort der Kämpfe, die Ebene am Garigliano unweit der auf dem mons Garelianus gelegenen Sarazenenfestung, bezeichnet Liutprand; diesen Berg identifiziert Fedele, a.a.O., S. 192 mit dem Monte d'Argento etwa drei Kilometer westlich von der Mündung des Garigliano ins Mittelmeer (vgl. die Karte bei Tucciarone, Saraceni, nach S. 154). Dagegen lokalisiert Tucciarone, a.a.O, S. 116-121, das Sarazenenlager wohl zu Recht weiter nördlich unweit von Suio bei der Örtlichkeit La Saracinesca. Die Schlacht selbst habe weiter südlich auf halbem Wege zum Meer nördlich der Mündung des Torrente Ausente in den Garigliano stattgefunden (vgl. die zit. Karte). - Mit der Zerstörung der strategisch wichtigen Sarazenenfestung findet die jahrzehntelange latente Bedrohung Roms ihr Ende. Zum Anteil des Papstes an den voraufgehenden Bündnisverhandlungen und an den Kämpfen selbst vgl. B-Z 33-35, 37; Zimmermann, Papsturkunden I, Nr. 40 S. 68f., Nr. 41 S. 69-71. Daß auch Berengar an diesen Kämpfen persönlich beteiligt war, wie zuletzt Eickhoff, Seekrieg, S. 298f., annimmt, findet in den Quellen keine Stütze; vgl. Hiestand, Byzanz, S. 126-128, bes. S. 128 Anm. 73. Die führende Beteiligung spoletinischer Truppen unter Führung des Markgrafen Alberich ist dagegen unbestritten. Daß Alberich zuvor ein Bündnis mit Berengar abgeschlossen habe, berichtet nur eine geschwätzige jüngere Quelle (Bojardus Ferrariensis, Chronicon, ed. Muratori, Rer. Ital. SS EX, Sp. 310A-B); vgl. B-Z 33. Von einem Bündnis zwischen dem Papst und den Römern auf der einen und dem Dux von Gaeta auf der anderen Seite erfahren wir in einer von Vehse, Bündnis, bes. S. 202-204, edierten Urkunde. - Unter der reichen Literatur (vgl. Hiestand, a.a.O., S. 127 Anm. 65 u. 67) vgl. noch Amari, Storia II, S. 195-197; Gay, L'Italie méridionale, S. 161-163; Saletta, Arabi, bes. S. 104-108; Papagna, Saraceni, S. 31-33. Vgl. noch v. Falkenhausen, Dominazione, S. 80 Nr. 13; Falkenhausen, I Bizantini in Italia, S. 59; Falkenhausen, I Longobardi meridionali, S. 275; Arnaldi, Berengario I, S. 24.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,2 n. 1293, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0915-08-00_1_0_1_3_2_1303_1293
(Abgerufen am 20.04.2024).