Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,2

Sie sehen den Datensatz 125 von insgesamt 653.

Wido bestätigt auf die durch den Pfalzgrafen Manfred (Maimfredus comes sacri palatii) vorgetragene Bitte des Bischofs Leodoin von Modena, der die Königsurkunden seiner Kirche vorgelegt hat, der Bischofskirche von Modena (s. Mutinensis aecclesia, quae est constructa in honore s. Geminiani confessoris Christi et episcopi) den Besitzstand, die Immunität mit Königsschutz, das Inquisitionsrecht und zahlreiche weitere Rechte, darunter Zoll- und Wegerechte, Bau- und Befestigungsrechte im Umkreis einer Meile, Schutz gegen städtische Einungen (populi malivola conspiratio ad tollendas res aecclesiae) und hierauf bezügliche Prozeßbestimmungen (pugna aut testibus dirimetur). - Pön 30 Pfund Gold. - Godradus notarius ad vicem Helbunci archicanc. - M. SR. SI D. - a. inc. 892, a. r. 4, a. imp. 1, Ind. 10. - "Cum locis divino".

Originaldatierung:
(X. Kal. Dec., Lignaco villa)

Überlieferung/Literatur

Or. Modena, Arch. Capitolare, perg. A.8.XXVI (A). - Mehrere Kopien 19. Jh. verzeichnet Schiaparelli, I Diplomi di Guido, S. 27. - Faksimile: Arch. paleogr. ital. IX, Taf. 57 (mit Regest). - Drucke: Sigonio, Hist. de Regno Italiae2, S. 259 = Sigonio, Opera II, Sp. 361 (Auszüge); Sillingardus, Catalogus ep. Mutinensium, S. 27-29 (daraus Auszüge bei Vedriani, Historia di Modona I, S. 401) = Ughelli, Italia sacra II1, Sp. 120-122 = II2, Sp. 97-99 (Auszüge auch bei Muratori, Antiq. Ital. I, Sp. 85-86; VI, Sp. 40); Tiraboschi, Mem. stor. Modenesi I, Cod. diplom., Nr. 51 S. 66-69, aus A; * Tiraboschi, Diritti della città di Modena, Sommario, S. 3; Schiaparelli, I Diplomi di Guido, Nr. 11 S. 27-32. - Regg.: B 1274; Dümmler, Gesta, Nr. 9; Fainelli, CD Veronese II, Nr. 22 S. 26-27; Vicini, Regesto di Modena, Nr. 31 S. 53 (mit den Dorsualnotizen).

Kommentar

Der Königshof Legnago (Prov. Verona) ist nur hier als Ausstellort bezeugt. - Die Datierungsangaben sind in diesem und dem folgenden Diplom (Reg. 918), wenn man den üblichen Kanzleibrauch zugrundelegt (vgl. Schiaparelli, Ricerche II, S. 58ff.), kontrovers. Während das Königsjahr (die übliche Epoche ist der Februar 889, vgl. Reg. 878; nur wenn man annähme, daß Wido seine Herrschaft auch schon von Herbst 888 an datieren ließ [vgl. Regg. 868,871-872], wäre das 4. Königsjahr korrekt) im Einklang mit dem Inkarnationsjahr auf 892 führt, ergeben das Kaiserjahr und die Indiktion (Septemberindiktion) das Jahr 891. Zu 891 paßte auch dann das Inkarnationsjahr, wenn man byzantinischen Jahresanfang (am 1. September vor unserer Zeitrechnung) annähme. 892 November ist aber schon aus Itinerargründen ausgeschlossen, da Wido damals von seinem Romzug (vgl. Reg. 937) noch nicht wieder ins Veronesische zurückgekehrt sein kann. Im Übrigen liegt Legnago etwa eine Tagesreise von Ferrara entfernt, wo Wido zwei Tage später das folgende Diplom ausstellt (s. das folgende Reg.); s. auch Schiaparelli, Ricerche II, S. 62. Zu Berengars Verbleib s. Reg. 921. - Geschrieben wurde D 11 als Charta Trans versa von Goderad A in drei Anläufen, wie die unterschiedliche Tintenfärbung ergibt. Dabei ist er zum Schluß aus Platzmangel in Bedrängnis gekommen; die Rekognitionszeile steht nämlich unüblicherweise direkt neben der Signumzeile, das Siegel ist in derselben Zeile ganz nach rechts gerutscht. Das Monogramm ragt mit dem unteren V in die Datierungszeile hinein. - Das weitgehend selbständige Diktat ist für die Kanzlei Widos durchaus charakteristisch; zu einzelnen Anklängen an die VUU D Karol.I.147, D LdF. M2 750 u. D Lu.II.37 ( B-Zi 190) vgl. Schiaparelli, Vorbemerkung, S. 28. Unser Stück diente seinerseits als Vorlage für ein Diplom Lamberts (vgl. Reg. 1068) und Konrads II. ( D Ko.II.65); vgl. auch Schiaparelli, I Diplomi di Berengario I, Nr. 24 (Reg. 1081). - Zu dem für die Anfänge der kommunalen Entwicklung bedeutenden Rechtsinhalt vgl. Dilcher, Stadtkommune, S. 47, 85; Fasoli/Manselli/Tabacco, Struttura sociale, S. 298; Fumagalli, Terra e società, S. 86; Szabo, Verkehrspolitik, S. 136; Settia, Castelli, S. 52f.; Tabacco, Aristocrazie, S. 258. Speziell zu den cancellarii der Kirche von Modena (ed. Schiaparelli, S. 30 Z. 27) vgl. die bei Schiaparelli, Vorbemerkung, angegebene Lit. - Zu Bischof Leodoin von Modena (871-891), der aus der Kapelle Ludwigs II. kommt und an der Herstellung mehrerer Urkunden des Kaisers beteiligt war (vgl. B-Zi 293), s. Fleckenstein I, S. 130; Wattenbach/Levison/Löwe IV, S. 402 Anm. 70. Zu Pfalzgraf Manfred, auch Graf von Mailand und Lodi, s. schon Reg. 908. - Vgl. noch Dümmler, Geschichte III2, S. 371; Pivano, Stato e chiesa, S. 44.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI I,3,2 n. 917, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0891-11-22_1_0_1_3_2_918_917
(Abgerufen am 16.04.2024).