Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,2

Sie sehen den Datensatz 82 von insgesamt 653.

Berengar, der erfahren hat, daß Arnulf von Ostfranken mit einem Heer über die Alpen zieht, sendet ihm zunächst Boten entgegen und trifft sich dann selbst mit ihm in Trient, wo er von jenem (als Vasall) angenommen und im Besitz des Regnum Italiae mit Ausnahme der Höfe Navum et Sagum, die Arnulf für sich behält, bestätigt wird (Italiam equidem cum exercitu aggredi regi [scil. Arnulf] conplacuit, sed Perangarius, qui parumper antea cum Witone dimicans cruenter tyranno, hoc praecavens ... missis ante se principibus suis, ipse vero oppido Tarentino regi se praesentavit. Ob id ergo et a rege est clementer susceptus, nilque ei antequisiti regni abstrahitur; excipiuntur curtes Navum et Sagum).

Überlieferung/Literatur

Ann. Fuld. cont. Ratisb. a. 888, ed. Kurze, S. 117. Vgl. Regino v. Prüm a. 888, ed. Kurze, S. 129: Pulsus itaque (scilicet Berengar) Arnolfum regem adiit, eius patrocinium contra hostem poscit. Auf diese erste Lehnsnahme Berengars könnte sich auch der (allerdings erst dem Bericht über die zweite Schlacht zwischen Berengar und Wido [Reg. 876] nachgestellte und zudem mit dem aktiven Eingreifen Arnulfs 894 in Zusammenhang stehende) Bericht Liutprands beziehen: Berengarius ... potentissimum ... Arnulfum regem in auxilium rogat, promittens se suosque eius potentiae servituros, si virtutis suae amminiculo Widonem superaret regnumque sibi Italicum vendicaret (II, 20, ed. Becker, S. 19). - Reg.: M2 1806b; vgl. das vorige Reg.

Kommentar

Da Arnulf das Weihnachtsfest bereits wieder in Karnburg bei Maria-Saal feiert ( M2 1806d, vgl. das folgende Reg.), muß das Treffen spätestens Anfang Dezember stattgefunden haben. - Die vasallitische Huldigung Berengars bedeutete, daß auch er wie zuvor schon Rudolf I. von Hochburgund und wahrscheinlich auch Odo von Westfranken (vgl. Brühl, Deutschland, S. 377f.) die Oberherrschaft Arnulfs und damit dessen Ansprüche auf das Kaisertum anerkannt hat. Zu den unmittelbaren Auswirkungen dieser Oberherrschaft wird es gehören, daß Arnulf 889 Juni 12 den italischen Besitz der Kaiserin Angilberga bestätigt hat ( D Af.49 = Reg. 880). - Brühl, a.a.O., S. 379, sieht in dem exercitus des Regensburger Fortsetzers nur die normale bewaffnete Begleitung Arnulfs auf seinem Zug über die Alpen und glaubt, daß zwischen ihm und Berengar von vornherein eine Huldigung verabredet gewesen sei: nur die prekäre Situation Berengars habe es diesem unmöglich gemacht, Oberitalien zu verlassen und zur Huldigung an den Hof Arnulfs nach Bayern zu ziehen. Dieser Deutung steht allerdings der sich anschließende Passus des Annalisten: Perangarius ... hoc praecavens, ne Italicum regnum cum tam valida manu ingressum perperam pateretur, entgegen. Auch betont der Annalist ausdrücklich, daß Arnulf nach der Huldigung vor dem Weiterzug nach Kärnten sein Heer entlassen habe (vgl. das folgende Reg.). - Etwa zu dieser Zeit dürften auch die Münzen geprägt worden sein, die auf der einen Seite die Umschrift Arnulfus pius rex, auf der anderen Seite Berengarius rex lesen; vgl. Mor, Arnulfus pius rex, S. 245f.; Wattenbach/Levison/Löwe IV, S. 391; Arnaldi, Berengario I, S. 12; Settia, Pavia, S. 84 m. Anm. 102; Abbildungen im Corpus Nummorum Italicorum 4, Taf. XXXIX, 21 (zu S. 473); ebd. 5, Taf. II, 8 (zu S. 34). - Zur strittigen Lage der Höfe Navum und Sagum vgl. Ludwig, Cordenons, bes. S. 376-379, der Navum mit Cordenons bei Pordenone, dem Ausstellort einer Urkunde Berengars ( Schiaparelli, I Diplomi di Berengario I, Nr. 18 = Reg. 1044), Sagum mit dem gleichfalls in D 18 erwähnten Sacco (Piove di Sacco, Prov. Padua) identifiziert. Die Gleichsetzung von Sagum (des Regensburger Annalisten) mit Sacco (Piove di Sacco) in D 18 stützt sich dabei auf die gemeinsame zweimalige Erwähnung beider Orte (Cordenons und Sagum/Sacco) in den Annalen und in der Urkunde Berengars. Ist diese Identifizierung richtig, hätte sich Arnulf nicht zwei Höfe im Grenzgebiet zu Bayern (so die Tendenz der älteren Forschung; vgl. Ludwig, a.a.O.), sondern mitten im Herrschaftsbereich Berengars übertragen lassen, um so seiner Oberherrschaft besonders sinnfälligen Ausdruck zu verleihen. - Vgl. noch Dümmler, Geschichte III2, S. 325f.; Hartmann, Geschichte III/2, S. 108; Suster, Navium e Sagum; Suster, Marca Tridentina; Fasoli, I re d'Italia, S. 9f.; Mor, Note 2, S. 187f.; Mor, L'età feudale I, S. 16-18; Scheiding-Wulkopf, Beziehungen, S. 27f.; Hlawitschka, Franken, S. 78; Hlawitschka, Lotharingien, S. 83; Delogu, Vescovi, S. 41; Jarnut, Eroberung Bergamos, S. 208.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI I,3,2 n. 874, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0888-11-00_2_0_1_3_2_875_874
(Abgerufen am 25.04.2024).