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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,2

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Wido (II. von Spoleto und Camerino) wird von einigen burgundischen Großen zum König gewählt und von Bischof Geilo von Langres gekrönt (pauci vero ex Burgundia Widonem Lingonis civitate per Geilonem eiusdem civitatis episcopum regem sibi creaverunt).

Überlieferung/Literatur

Ann. Vedast. a. 888, ed. v. Simson, S. 64. Vgl. Ann. Fuld. cont. Ratisb. a. 888, ed. Kurze, S. 116: inde itaque Hludowicus filius Buosoni (Ludwig III. d. Blinde) et Wito filius Lantberti Galliam Belgicam necnon Provinciam prout reges habere proposuerunt.

Kommentar

Da Odo von Paris sich am 29. Februar in Compiègne hat krönen lassen ( Dümmler, Geschichte III2, S. 316), könnte die ungewöhnliche Krönung Widos in Langres, die nicht genau zu datieren ist (einen ungefähren Anhaltspunkt liefert die relative Chronologie der Ann. Vedast.; vgl. auch Reg. 857), eine vorschnelle Reaktion darauf gewesen sein. Dagegen nimmt Schneider, Fulco, S. 43-47, an, daß Wido erst nach seiner eigenen Krönung von der Odos erfahren habe. Delogu, Vescovi, S. 35-37, vermutet, daß Wido sich in Langres, das ja im nördlichen Burgund liegt, zunächst von burgundischen Großen (pauci vero ex Burgundia: Ann. Vedast.) zum König eines (nicht genau zu definierenden) regnum Burgundionum habe wählen lassen, um anschließend auf einem Zug nach Metz auch die Herrschaft über das regnum Lotharii zu erlangen (vgl. das folgende Reg.). Nicht nur die Königswahl Odos, sondern vor allem auch die erfolgreiche Königserhebung Rudolfs I. von Hochburgund, der (wohl bald nach der Krönung Widos in Langres) bis nach Toul ziehen sollte, um sich dort auch zum König des regnum Lotharii krönen zu lassen, habe seine weitreichenden Pläne zunichte gemacht. - Bischof Geilo von Langres, ein Verwandter Widos, ursprünglich ein Anhänger Bosos von Vienne, ist noch im selben Jahr gestorben; vgl. Hlawitschka, Westfrankenreich, S. 194 (dort auch zur gesamten Datierungsproblematik; vgl. Reg. 857). - Vgl. noch Wüstenfeld, Herzoge von Spoleto, S. 417; Dümmler, Geschichte III2, S. 314f.; Favre, Eudes, S. 80,86f.; Schirmeyer, Kaiser Lambert, S. 19; Hartmann, Geschichte III/2, S. 107; Chaume, Bourgogne I, S. 322 u.ö.; Fasoli, I re d'Italia, S. 3f.; Mor, L'età feudale I, S. 8; Schramm, Der König von Frankreich I2, S. 68; Boehm, Rechtsformen, S. 33 (S. 366) mit Amn. 90-91; Hiestand, Byzanz, S. 49; Hlawitschka, Lotharingien, S. 70,74; Brühl, Krönungsbrauch, S. 326 (S. 412); Penndorf, Reichseinheitsidee, S. 139; Brühl, Deutschland, S. 374.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,2 n. 863, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0888-03-00_2_0_1_3_2_864_863
(Abgerufen am 20.04.2024).