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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,2

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Wido (II. von Spoleto und Camerino), der erfahren hat, daß Karl III. schwerkrank daniederliegt (cognoscens autem Guido Carlum Augustum seminecem iacere), verläßt, von seinen Verwandten (?) verblendet (deceptusque a contribulibus suis), seine beneventanischen und spoletinischen Stammlande und zieht nach Westfranken, um dort die Königsherrschaft zu übernehmen (cupiditate regnandi devictus ... relinquens Beneventanam provinciam sibi subacta et Spolitensium ducatum, abiit Galliam regnaturus).

Überlieferung/Literatur

Erchempert c. 79, ed. Waitz, S. 263f. Vgl. Ann. Vedast. a. 887, ed. v. Simson, S. 64: inferiores Franci inter se divisi, quidam Widonem ab Italia, quidam Odonem in regno statuere volunt.

Kommentar

Daß Wido den Sturz Karls III. im November 887 gar nicht erst abgewartet haben sollte, ist unwahrscheinlich; er wird daher frühestens Ende Dezember 887 nach Norden aufgebrochen sein. Die Annahme von Bischoff, Anecdota, bes. S. 124,135 mit Brief Nr. 8, Wido sei erst im Sommer 888 nach Westfranken gezogen, ist von Hlawitschka, Westfrankenreich, bes. S. 192, widerlegt worden; vgl. Reg. 863. Die Spätdatierung scheitert schon an der Tatsache, daß Wido bereits im Spätsommer bei Brescia mit Berengar auf dem Schlachtfeld zusammengetroffen ist (Reg. 872). - Von einer förmlichen eidlichen Übereinkunft zwischen Wido und Berengar, die dem Zug Widos voraufgegangen sei, berichtet Liutprand, Antapodosis I, 14, ed. Becker, S. 16f.: hoc sibi iureiurando promitterent, ... ut Wido quam Romanam dicunt Franciam, Berengarius optineret Italiam; zustimmend Hiestand, Byzanz, S. 46f.; ähnlich Delogu, Vescovi, S. 37 m. Anm. 101; vgl. auch Gesta Bereng. lib. I, v. 82f., ed. v. Winterfeld, S. 362 (mit der zugehörigen Glosse). - Es fallt auf, daß Flodoard von Reims in seiner Reimser Kirchengeschichte den Zug Widos nicht erwähnt; wahrscheinlich ist es zum Bruch zwischen Erzbischof Fulko von Reims und Wido gekommen, kaum daß dieser westfränkischen Boden betreten hat; vgl. Schneider, Fulco, S. 44f.; s. oben Reg. 852. - Vgl. noch Wüstenfeld, Herzoge von Spoleto, S. 417; Dümmler, Geschichte III2, S. 313f.; Favre, Eudes, S. 85f.; Hartmann, Geschichte III/2, S. 107; Mor, L'età feudale I, S. 7; Fasoli, I re d'Italia, S. 3; Hiestand, Byzanz, S. 46f.; Schneider, a.a.O., S. 43-47; Penndorf, Reichseinheitsidee, S. 139; Hlawitschka, Intentionen, S. 146; Hlawitschka, Widonen, S. 90; Beumann, Exposition, S. 16.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,2 n. 857, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0887-12-00_1_0_1_3_2_858_857
(Abgerufen am 29.03.2024).