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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Kaiserkrönung. Karl, der am Weihnachtstag dem Hl. Petrus und Papst Johannes (VIII.) zahlreiche kostbare Geschenke macht, wird vom Papst in der Peterskirche am Grab des Hl. Petrus, nachdem er einen feierlichen Eid geleistet hat ( J-E 3022: vota regia), zum Kaiser geweiht und gekrönt und empfängt die Akklamationen der Römer (Ann. Bertin.: in imperatorem unctus et coronatus atque imperator Romanorum est appellatus).

Überlieferung/Literatur

Ann. Bertin. a. 876, ed. Grat, S. 200; Ann. Vedast. a. 876, ed. v. Simson, S. 40; Ado v. Vienne, Cont., ed. Pertz, SS II, S. 325; Folcwin, Gesta abb. s. Bertin. c. 82, ed. Holder-Egger, S. 621; Ann. s. Maxim. Trevir. a. 876, ed. Pertz, SS IV, S. 6. - Eine genaue Bezeichnung des Krönungsortes in der Bulle Johanns VIII. für St-Vaast ( J-E 3022), PL 126, Sp. 658: ad sepulcrum b. Petri ... in ecclesia ipsius b. Petri; ebd. ist auch von den vota regia die Rede. - Vgl. auch die Rede des Papstes auf der Synode von Ravenna (Reg. 516), dazu Dümmler II2, S. 398 in Anm. Knappe Erwähnungen der Krönung auch bei Andreas v. Bergamo c. 19, ed. Waitz, S. 230; Ann. Fuld. a. 875, ed. Kurze, S. 85; Regino v. Prüm a. 875, ed. Kurze, S. 110 (vgl. ebd. S. 112f. zu 877); Ann. Einsidl. a. 875, ed. Pertz, SS III, S. 140. - Reg.: J-E S. 386 (vor Nr. 3022).

Kommentar

Die Krönung Karls fand genau 75 Jahre nach der Kaiserkrönung Karls d. Gr. statt, was in den zeitgenössischen Quellen keine Beachtung findet. Im Synodalprotokoll von Ravenna, ed. Eckhardt, Protokoll, S. 304, wird allerdings die Abstammung Karls von Karl d. Gr. ausdrücklich erwähnt; vgl. Reg. 516. Zum Krönungsordo, der in Rom möglicherweise Anwendung fand, vgl. Schramm, Der König von Frankreich II2, S. 45. - Die umfangreichen Geschenke Karls werden von fast allen Berichterstattern hervorgehoben, vom fuldischen Annalisten in abwertender Weise: omnem senatum populi Romani pecunia more lugurthino corrupit. Unter den Geschenken befand sich wahrscheinlich die 870 für Karl d. Kahlen und seine Gemahlin angefertigte Prachtbibel, die heute im Besitz von S. Paolo fuori le Mura ist. Auch die sog. Cathedra S. Petri, ein kostbarer Thron Karls, ist damals in den Besitz des Papstes gelangt; vgl. Schramm/Mütherich, Denkmale, S. 136 m. Abb. 56; Schramm, Herrschaftszeichen III, S. 694-707, bes. S. 705; Schramm, Ges. Aufsätzen, S. 119; La cattedra lignea, bes. S. 277ff. (P. E. Schramm); Nuove ricerche sulla cattedra lignea; Studi sulla cattedra lignea, bes. S. 67ff. (C. Frugoni); Gussone/Staubach, Motivkreis; Gussone, Thron u. Inthronisation, S. 181, 299; Staubach, Herrscherbild, S. 1ff., 275f.; Maccarrone, Die Cathedra S. Petri (vgl. Maccarrone 'La'cathedra sancti Petri'). - Zur Frage, inwieweit Karl anläßlich seiner Krönung auf traditionelle Rechte des Kaisers verzichtet hat, sowie zum Pactum vgl. Reg. 492. Zum Eid Karls d. Kahlen s. Schramm, Versprechen Pippins, S. 185-191 (= Schramm, Ges. Aufsätze I, S. 153-157); danach wird es sich um das Schutzversprechen (Promissio) gehandelt haben, das schon Pippin geleistet hatte; vgl. aber Drabek, Verträge, S. 50f., 64. - Zu weiteren in Rom verfügten Maßnahmen Karls vgl. die folgenden Regg. - Vgl. Schrörs, Hinkmar, S. 358; Bourgeois, Capitulaire, S. 71; Dümmler II2, S. 397f.; Calmette, Diplomatie, S. 157; Lapôtre, Jean VIII, S. 171ff., 197; Hartmann III/2, S. 16f.; Romano/Solmi, S. 645; Schramm, Der König von Frankreich P, S. 33ff. (vgl. Schramm, Ges. Aufsätze II, S. 119ff.); Delogu, Vescovi, S. 21; Partner, The Lands of St. Peter, S. 68.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 486, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0875-12-25_1_0_1_3_1_4704_486
(Abgerufen am 29.03.2024).