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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Ludwig, der von dem (am 24. Februar 861) von Papst Nikolaus (I.) aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossenen Erzbischof Johannes (X.) von Ravenna in Pavia aufgesucht und um Vermittlung nachgesucht wird, schickt eine Gesandtschaft an den Papst, die sich für Johannes verwenden soll, aber nur erreicht, daß dieser für den 1. November vor eine römische Synode geladen wird. Daraufhin sucht Johannes den Kaiser in Pavia zum zweiten Mal auf; anschließend zieht er zusammen mit kaiserlichen Boten nach Rom, wo er sich auf der Novembersynode (Akten vom 18. Nov. 861) unterwirft und wieder in die Kirche aufgenommen wird.

Überlieferung/Literatur

Vita Nicolai I., ed. Duchesne II, S. 155-158 (XXI-XXXV); vgl. Libellus de imp. potest., ed. Zucchetti, S. 201-203; M2 1222a. Die nur fragmentarisch überlieferten Akten der Februarsynode (vgl. Werminghoff, Verzeichnis, S. 630, zu 862 März) bei Mansi XV2, Sp. 657-660 (nach Muratori, Rerum Ital. SS II/2, S. 127f.); vgl. die Merseburger Fragmente ed. Fuhrmann, Nikolaus I., S. 353f. Die Akten der Novembersynode Mansi XV2, Sp. 597-606 (verbesserter Druck - ohne die Unterschriften - von Vicini, II Regesto di Modena I, Nr. 21 S. 31-37); vgl. Werminghoff, Verzeichnis, S. 629f.; Epp. VI, S. 614 Anm. 1; Kehr, IP V, S. 40f. Nr. 107-108; Vita Athanasii c. 4, ed. Waitz, S. 444 (vgl. Fuhrmann, a.a.O., S. 357 Anm. 28); J-E S. 343-345.

Kommentar

Zur Datierung der Februarsynode ins Jahr 861 vgl. Duchesne II, S. 168 Anm. 17. Zur Sache vgl. vor allem Fuhrmann, a.a.O.; Belletzkie, John of Ravenna; Hartmann, Synoden, S. 293-296. In dem langen Streit zwischen Ravenna und Rom ging es nicht nur um Jurisdiktionsrechte, sondern auch um wirtschaftlich-finanzielle Interessen; da auch der Kaiser seine Herrschaft im Kirchenstaat stärker zur Geltung bringen wollte (vgl. Reg. 202), war er direkt betroffen. Während es nach der Papstvita über diese Frage damals nicht zu einem Zerwürfnis zwischen Kaiser und Papst gekommen sein soll, vielmehr Ludwig dem Johannes, der zu seinen Vertrauten zählte (qui serviens imperatori familiarior erat: Libellus), beim zweiten Zusammentreffen geraten habe, sich zu unterwerfen, soll es nach dem Libellus doch zu einer Konfrontation mit sich anschließenden kaiserlichen Repressalien gegen das Patrimonium B. Petri gekommen sein. Auch habe sich die Kaiserin Angilberga beim Kaiser für Johannes verwandt. In der Sache selbst ist Johannes schließlich unterlegen, doch wird es Ludwig zuzuschreiben sein, daß er wieder in seine Ämter eingesetzt wurde. - Allgemein zu Erzbischof Johannes X. (ca. 850-878) vgl. Buzzi, Ricerche, S. 108-127, bes. S. 115ff.; s. auch das Schreiben des Papstes an die Bischöfe der Emilia von 861 Nov., Epp. VI, Nr. 105 S. 613-617, sowie das nachfolgende Schreiben an Erzbischof Ado v. Vienne, ebd. S. 618f. Nr. 106. - Vgl. noch Duchesne II, S. 168f. (Anm. 17-32); Schmidt, Ravenna, S. 761-767; Perels, Anastasius, S. 44-52; Hartmann III/1, S. 251-255; Brandi, Ravenna, S. 33; Simonini, Autocefalia, S. 174-177; Kehr, IP V, S. 39-42; Hees, S. 91; Polock/Schneider, Synodalurkunde, S. 497 Anm. 9; Sieben, Konzilsidee, S. 28; Heidrich, Ravenna, S. 29; Herbers, Konflikt.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 201, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0861-03-00_1_0_1_3_1_4417_201
(Abgerufen am 19.04.2024).