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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Ludwig (rex Italorum) erhält von seinem Bruder, (König) Lothar (II.), der ihn in Italien aufgesucht hat, das Gebiet östlich des (Schweizer) Jura um den Genfer See mit den Städten Genf, Lausanne und Sitten, allen dortigen Bistümern, Klöstern und Grafschaften mit Ausnahme des Hospitals auf dem Großen St. Bernhard (in Monte Iovis) und der Grafschaft Pipincensis (Bümplitz bei Bern).

Überlieferung/Literatur

Ann. Bertin. a. 859, ed. Grat, S. 82. Vgl. Ado v. Vienne a. 863, ed. Pertz, SS II, S. 322; Synodalprotokoll der Aachener Synode von 860 Jan. 9, Capit. II, Nr. 305B, bes. c. 2, S. 464: cum postmodum ad fratrem suum Hludowicum imperatorem in Italiam devenisset. - Reg.: M2 1216g.

Kommentar

Daß sich Lothar mit seinem Bruder in Italien getroffen hat, bezeugt nur das Synodalprotokoll. Zur zeitlichen Einordnung vgl. Parisot, Lorraine, S. 133ff. Auf dieses Treffen wird sich auch die Nachricht in einer Urkunde Karls v. d. Provence beziehen ( M2 1330 = D KP.4), wo von einem Friedensschluß zwischen allen drei Brüdern die Rede ist: post pacem atque paterni regni divisionem cum fratribus nostris ... Danach zu urteilen war auch Karl bei dem Treffen zugegen. Daß die Zusammenkunft in Sault stattgefunden habe (so Schneider, Brüdergemeine, S. 181; vgl. Voss, Herrschertreffen, S. 210), beruht auf einem Mißverständnis. In Sault fand vielmehr nach dem Königstreffen ein Hoftag Karls v. d. Provence statt, wie aus dem Wortlaut der zit. Urkunden eindeutig hervorgeht. - Lothar II. wollte durch die Abtretung jener ihm ohnehin nur nominell unterstehenden Gebiete, in denen sein mächtiger und mit ihm verfeindeter Schwager Hucbert herrschte, den Kaiser, der seinen Anspruch auf Teile des väterlichen Erbes nie aufgegeben hatte (vgl. Reg. 146), für die Unterstützung seiner Ehescheidungspläne insbesondere gegenüber Papst Nikolaus I. gewinnen. - Allgemein zur Eheaffäre Lothars, die in den folgenden Jahren Anlaß zahlreicher Verwicklungen wurde und Papst Nikolaus I. die Gelegenheit bot, mit großem Propagandaaufwand die sittliche Führung des Abendlands zu beanspruchen, vgl. Mühlbacher, Geschichte, S. 504-537; Perels, Anastasius; Hauck, Kirchengeschichte II3, S. 560-573; Hellmann, Heiraten der Karolinger2, S. 352ff.; Prinz, Ehestreit; Schmid, Königseintrag; Konecny, S. 103-117. - Umstritten ist, in welcher Form die Abtretung damals vollzogen worden ist; vgl. Parisot, a.a.O., S. 134f. (dort auch zu der Identifizierung des comitatus Pipincensis mit Bümplitz). Ludwig hat diesen transjuranischen Dukat anscheinend sofort an den westfränkischen Welfen Konrad weiter verliehen, dem Hucbert 864 im Kampf erlag (Reg. 228). - Vgl. noch Wenck, Reich, S. 320 Anm. 1; Dümmler I2, S. 454; II2, S. 9f.; Hartmann III/1, S. 243; Schieffer, DD Lo.II., S. 371; Schieffer, Frankenreich, S. 614; Hees, S. 5.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 179, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0859-10-00_1_0_1_3_1_4395_179
(Abgerufen am 28.03.2024).