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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl überträgt (concedimus) dem Kloster Saint-Maur-sur-Loire (Glanfeuil) (Glannafoliensi monasterium sancti Mauri) auf Bitten des Bischofs (von Poitiers) Ebroin, seines Getreuen und Erzkapellans (fidelis noster Hebroinus ... venerabilis episcopus atque archicapellanus palacii nostri), Güter aus Königsgut (rer iuris nostri) im Anjou (in pago Andegavense) zu freiem Eigen (ad proprium), nämlich die Kirche Saint-Vrin (Sancti Veterini quo ipse corpore requiescit) im Ort Gennes (Gena) mit einer Manse (facto), die der dortige Priester innehat, mit allen Pertinenzien, darunter einem Markt (mercato), sechs dazugehörige Mansen (factos) in der Villa Chavagnes (Canava) mit einer Herrenmanse (manso indominicato) und allen Pertinenzien. -- Ohne Rekognition. -- M (aus Kopie). -- a. r. 6, Ind. 8. -- „Regalis celsitudinis“ .

Originaldatierung:
(XII. Kal. Nov., Noviente villa)

Überlieferung/Literatur

Kopien: Angers, Arch. dép. de Maine-et-Loire, H 1773, fol. 12, Abschrift 12. Jh. (C); Paris, BnF, Coll. Baluze 41, fol. 164v, Abschrift Duchesne 17. Jh. (E); Paris, BnF, Ms. lat. 12779, fol. 83r-v, Abschrift 17. Jh. (F); Paris, BnF, Coll. Bréquigny 46, fol. 51r-52r, Abschrift 18. Jh. (G), mit Nachzeichnung der Signumzeile; Paris, BnF, Coll. de Touraine 1, Nr. 42 fol. 51r-v, Abschrift 18. Jh. (H); ebd., Nr. 52 fol. 63r-v, Abschrift 18. Jh. (I). -- Drucke: Bouquet VIII, Nr. 58 S. 480f.; Marchegay, Recherches, Nr. 29 S. 372f.; D Ka. II. 78. -- Regg.: Bréquigny I, S. 218; B 1584; Marchegay, Recherches, Nr. 29 S. 328.

Kommentar

Die Indiktion ist um eine Einheit zu niedrig berechnet, wie allgemein im Herbst 845 und Frühjahr 846; vgl. Reg. 495. -- Der Ausstellort ist mit dem Ort Noyant-la-Gravoyère (dép. Maine-et-Loire, arr. und con Segré) zu identifizieren; so bereits Lot / Halphen, S. 153f. Anm. 3. Dieser etwa 77 km südöstlich von Rennes an der römischen Straße nach Angers gelegene Ort war, anders als verschiedene andere Orten namens Noyant im Anjou, von Karl, der am 19. Oktober noch in Rennes urkundete (D 77), bei raschem Zug innerhalb von zwei Tagen zu erreichen, während die anderen in Frage kommenden Orte zu weit entfernt liegen; vgl. auch Guillotel, L'action, S. 16. Am selben Tag stellte Karl in Noyant noch eine weitere Urkunde für Glanfeuil aus (D 79). -- Die Rekognition fehlt wohl überlieferungsbedingt; die Stellung der Indiktion (anno VI ind. VIII regnante Karolo) deutet auf Beteiligung des Notars Jonas; dazu Tessier III, Introduction, S. 50; zu Jonas siehe Reg. 139. -- Die häufig vorkommende Arenga (Hausmann / Gawlik, Nr. 2195) wurde wie auch die ihr folgenden Teile des Protokolls in Anlehnung an Form. imp. Nr. 27 formuliert. -- Zur Geschichte des Klosters Saint-Maur-sur-Loire oder Glanfeuil (dép. Maine-et-Loire, arr. Saumur, con Gennes) vgl. vor allem Oexle, Bischof Ebroin, S. 149-161, und passim: Ludwig d. Fr. hatte es in verfallenem Zustand dem Grafen Rorico geschenkt, der für die Neugründung den Abt des Klosters Saint-Maur-des-Fossés Ingelbert und dortige Mönche heranzog, die Abhängigkeit Glanfeuils von Saint-Maur-des-Fossés durch Ludwig d. Fr. bestätigen ließ (Dep., Lechner, Nr. 320) und das Kloster der Leitung seines Bruders Gauzbert unterstellte. Unter Pippin I. von Aquitanien ging es unter nicht geklärten Umständen, aber kaum konfliktfrei an Roricos Verwandten Ebroin, Kanzler Pippins und Bischof von Poitiers, über, der es aus der Oberherrschaft von Saint-Maur-des-Fossés zu lösen suchte, sich seine uneingeschränkte Verfügung über das Kloster von Ludwig d. Fr. bestätigen ließ (Dep., Lechner, Nr. 321), jedoch auf den Widerstand Abt Ingelberts und des Klosters Saint-Maur-des-Fossés traf. Die von Ebroin verfolgten Ziele, Saint-Maur-sur-Loire zu einem Familienkloster der „Rorgoniden“ auszubauen, konnte er erst unter Karl, nach dem Tode Roricos (ca. 840/841) und Gauzberts (belegt noch 843), verwirklichen; in diesem Zusammenhang sind DD 78, 79, die Vorstellung seines jungen Verwandten Gauzlin bei Hofe (Reg. 500) und schließlich die Privilegierung Glanfeuils im Juni 847 (D 97) zu sehen. Soweit Oexle; ein von ihm übersehenes Faktum stützt seine Darstellung zusätzlich: Wenige Tage vor den Schenkungen an Glanfeuil übertrug Karl den Gegnern Ebroins in der Sache Glanfeuil, Abt Ingelbert von Saint-Maur-des-Fossés und seinem Kloster, eine der Kirche von Le Mans entzogene Villa (D 76). Die Übertragung, deren Hintergründe der Urkundentext nicht klar benennt, war vielleicht der Ausgleich für den Entzug der Rechte über Glanfeuil. Vgl. zum Kloster noch Landreau, Les vicissitudes; Adlhoch, Zur Geschichte; Leclerq, in: DACL VI/1 (1924), Sp. 1283-1319; Gazeau, in: DHGE XXI (1986), Sp. 141-145 (Lit.); Bienvenue, in: LexMA IV (1989), Sp. 1475f.; Hägermann / Hedwig, Das Polyptychon, S. 8-10 (ohne Kenntnis von Oexle). -- Zum Petenten Bischof Ebroin siehe Reg. 96; in D 78 wird er erstmals ausdrücklich als Erzkapellan bezeichnet. -- Karl urkundete noch mehrmals für Glanfeuil (DD 79, 97, 134, 161 Dep.; vgl. auch D † 491); zum Chartular von Saint-Maur-sur-Loire (C) Stein, Bibliographie, Nr. 3491. -- Bei den Orten handelt es sich um Gennes, dép. Maine-et-Loire, arr. Saumur, und Chavagnes, dép. Maine-et-Loire, arr. Angers, con Thouarcé.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 498, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0845-10-21_1_0_1_2_1_498_498
(Abgerufen am 28.03.2024).