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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl gewährt (permittimus) auf Bitten des Abtes Lupus von Ferrières (venerabilis abbas et monachus Lupus) eingedenk dessen Dienstes (propter relationem fidelis servitii) diesem selbst sowie seinen von den Mönchen frei zu wählenden Nachfolgern die Leitung des Klosters Ferrières (monasterii Bethlehem sive Ferrariarum) mit allen Pertinenzien, weist jedwede Ansprüche von Laienseite zurück (omniumque saecularium ab eo a nobis impetrando avertimus intentionem, ut, quicumque eorum illud postulaverit, noverit suos irritos conatus futuros) und gestattet den Bischöfen, diese Verfügung durch eine eigene Urkunde zu bekräftigen; weiterhin soll die Zelle Saint-Josse (cella sancti Iudoci), die sein Vater Ludwig (d. Fr.) dem Kloster Ferrières übertragen (Dep.) und die Karl quadam necessitate dem Grafen Odulf gegeben hatte (Reg. 347), wieder in den Besitz des Klosters übergehen, sobald Karl Odulf entschädigt hat oder dieser verstirbt (cum aliud eidem comiti dederimus aut cum ipse obierit). -- Gebetswunsch pro nobis et coniuge ac prole nostra et pro soliditate regni. -- Ionas not. ad vicem Hludowici. -- M. SR. NN (Ionas notarius advicem Ludo[vi]ci recognovi et subscripsi). SI D. NN Viv[ianus caammerarius impetravit]. -- a. r. 4, Ind. 7. -- „Cum petitionibus“ .

Originaldatierung:
(VI. Kal. Ian., apud urbem Turonum in monasterio sancti Martini)

Überlieferung/Literatur

Or. Orléans, Arch. dép. du Loiret, Portef. Nr. 27 (A) (ARTEM 2785). -- Kopien: Zwei Abschriften 17. und 18. Jh. verzeichnet Tessier. -- Faks.: Recueil de fac-similés de chartes et manuscrits à l'usage de l'École des Chartes, Ancienne série, Nr. 749; Lot / Lauer / Tessier, Diplomata Karolinorum III, Taf. IX Nr. 9; der Rekognition: Worm, Karolingische Rekognitionszeichen II, S. 176; der tironischen Noten: Jusselin, Liste chronologique, S. 220 m. Abb. 6; Tessier III, Introduction, S. 193 Abb. 30. -- Drucke: Sainte-Marthe, Gallia christiana IV, S. 370f. (Auszug); Baluze, Beati Servati Lupi opera, 11664, Nr. 2 S. 507f. = 21710, Nr. 2 S. 511f. = Gallia christiana XII, Instrumenta, Nr. 6 Sp. 8; Bouquet VIII, Nr. 26 S. 448; Jarossay, Ferrières-en-Gâtinais, 11900, Nr. 3 S. 231f., zu 844 (ohne Arenga und Rekognition) = 21901, Nr. 3 S. 447f.; D Ka. II. 30. -- Regg.: Bréquigny I, S. 210; B 1547.

Kommentar

Zu Karls Itinerar siehe Reg. 398, zu Tours und zum Martinskloster Reg. 357. -- Zu den äußeren Merkmalen des an vielen Stellen beschädigten Originals, dem die rechte untere Ecke und damit das Siegel fehlt, vgl. Tessier, Vorbemerkung zu D 30, Anm. 1, und Tessier III, Introduction, S. 18, auch Jusselin, La chancellerie, S. 14; während Tessier Text und Datierung dem Schreiber aus Ferrières, der schon in D 3 begegnet, die Rekognition und mit Vorbehalt das Monogramm dem Notar Deormarus, die Signumzeile einer weiteren, nicht identifizierten Hand zuwies, schreibt Worm, Karolingische Rekognitionszeichen I, S. 96-98, die Rekognition überzeugend dem aquitanischen Notar Joseph zu; siehe zu ihm Reg. 394. Die Auflösung der tironischen Noten im Rekognitionszeichen folgt Jusselin, Liste chronologique, S. 220, und Tessier; vgl. auch Jusselin, Mentions tironiennes, S. 22, und Ders., La chancellerie, S. 27. Den wegen des fehlenden Pergamentstücks nur noch rudimentär zu erkennenden impetrare-Vermerk unterhalb des Siegels ergänzt Jusselin in Parallelität zu D 28; der sichtbare Teil des Namens Vivian ist wie in DD 24, 28 in Buchschrift geschrieben, der Rest des Vermerks war wohl wie in DD 24, 28 in tironischen Noten verfaßt. -- Zum rekognoszierenden Notar Jonas, der hier letztmals als notarius, ab D 33 als diaconus erscheint, siehe Reg. 139, zu Deormarus Reg. 329. -- Die Arenga (Hausmann / Gawlik, Nr. 498; vgl. auch Fichtenau, Arenga, S. 81 Anm. 86) ist sonst nicht belegt. -- Die Restitution der Zelle Saint-Josse wird erwähnt in Lupus, Epp., ed. Levillain, Nr. 32 S. 148. Zum Kloster Ferrières, dem Karl wenige Jahre zuvor den Besitz der Zelle Saint-Josse bestätigt hatte, und zur Geschichte dieser Zelle siehe Regg. 105, 187. Die Zelle Saint-Josse sollte noch für mehrere Jahre im Besitz des Odulf bleiben; vgl. die Briefe des Lupus aus den Jahren 844 bis 846 an Abt Hugo (Epp., ed. Levillain, Nr. 32), Hinkmar von Reims (Nr. 43, 48), Erzkanzler Ludwig (Nr. 45, 47) und an Karl selbst (Nr. 49); erst im Jahre 852 läßt sich sich die Zelle wieder in der Verfügungsgewalt des Klosters selbst nachweisen (Nr. 84-87). Zu Lupus siehe Reg. 131, zum Grafen Odulf Regg. 115, 347. -- Außer dem in der Urkunde genannten Vivian hat nach Lupus' Zeugnis (Epp., ed. Levillain, Nr. 32 S. 148) auch Adalhard, der wohl seit 834 Abt von Saint-Martin war, im Sinne des Klosters bei Karl interveniert; siehe zu ihm Reg. 117, zu ihm als Abt Reg. 357. Auf der Synode von Germigny (Reg. 391) wird Adalhard als Abt (abbas Turonensis) angeführt (MGH Conc. III, S. 6 Z. 21); daß die Abtswürde in Saint-Martin nicht 843, wie von der älteren Literatur angenommen, sondern erst später (zu unbekanntem Zeitpunkt vor 845 Januar 5, D 63) an Vivian überging, hat Werner, Untersuchungen (1958), S. 274f. Anm. 89, nachgewiesen. -- Zu Vivian Reg. 356, zuletzt Reg. 394. Daß Vivian hier ausdrücklich genannt wird, ist in Bezug auf die Frage, wer Abt von Saint-Martin war, irrelevant: Er hatte Karl seit Monaten begleitet und wird auch in DD 24, 28 im impetrare-Vermerk genannt. -- Zur Urkunde vgl. noch Lot / Halphen, S. 88 Anm. 1, S. 89 Anm. 4; Krah, Die Entstehung, S. 191 Anm. 14; zur Geschichte von Saint-Josse auch Nusbaum, S. 49-67, der jedoch die Edition Tessiers nicht benutzt und DD 3 und 30 miteinander verwechselt, so S. 55 m. Anm. 10.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 400, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0843-12-27_1_0_1_2_1_400_400
(Abgerufen am 23.04.2024).