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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl überträgt (concedimus) seinem Getreuen Atto (fidelis noster Atto) aus Königsgut (res iuris nostri) Besitzungen in der Grafschaft Bayeux (in comitatu Baiocasinse / Baiocasino) mit allen Pertinenzien zu freiem Eigen (ad proprium), nämlich die Villa Heidram im Gau (pagello) Otlinga Saxonia, die Kaiser Karl (d. Gr.) dem Grafen Gundacher (Gondacher) bestätigt hatte (per suam epistolam confirmavit) (Dep.), (Güter) in der Villa Bérigny (Berinneio), die ebenfalls Graf Gundacher besessen hatte, sowie in der Villa Fontenay (Funtanedo), die sich einst im Besitz der Goda (femina Goda) befanden. -- Deormarus not. ad vicem Hludowici. -- M. SR. NN (Deormarus notarius advicem Ludo[vi]ci recognovi et subscripsi). SI D. NN (Vivianus caammerarius impetravit). -- a. r. 4, Ind. 6. -- „Regalis celsitudinis“ .

Originaldatierung:
(Id. Nov., in tentoriis prope Redonis civitate)

Überlieferung/Literatur

Or. Paris, Arch. Nat., K 10, Nr. 52 (A) (ARTEM 2015). -- Kopien: 4 Abschriften 17. Jh. verzeichnet Tessier. -- Faks.: Lot / Lauer / Tessier, Diplomata Karolinorum III, Taf. VIII Nr. 8; der tironischen Noten: Jusselin, Liste chronologique, S. 220 m. Abb. 4; Tessier III, Introduction, S. 193 Abb. 28; der Rekognition: Worm, Karolingische Rekognitionszeichen II, S. 175. -- Drucke: Baluze, Capitularia II, 11677, Nr. 55 Sp. 1440f. = 21773, Sp. 954 = Mansi 18bis, Nr. 55 Sp. 1440f. = Le Cointe, Annales VIII, S. 697f. = Bouquet VIII, Nr. 24 S. 446; Tardif, Monuments historiques, Nr. 144 S. 96 (Auszug); D Ka. II. 28. -- Regg.: Georgisch I, Nr. 4 / 843 Sp. 102; Bréquigny I, S. 210; B 1546.

Kommentar

Bei Anwendung der Neujahrswende weisen Regierungsjahr und Indiktion übereinstimmend auf 843, bei Anwendung der Septemberwende (wie in D 27) wäre die Indiktion um eine Einheit zu niedrig berechnet. D 28 wurde während des Feldzugs in die Bretagne vor Rennes ausgestellt; vgl. zum Itinerar Karls und zum Feldzug Regg. 392f. Die Entfernung vom letzten belegten Aufenthaltsort Karls, Chérisay, über Jublains und Entrammes (vgl. dazu Reg. 393) nach Rennes beträgt etwa 175 km und konnte in 6-7 Tagen zurückgelegt werden. Guillotel, L'action, S. 10 Anm. 12, betont, daß die Lagerung bei Rennes nicht notwendig auf eine Belagerung der Stadt hindeutet. Zu Rennes vgl. Meyer (ed.), Histoire de Rennes; Delumeau (ed.), Le diocèse de Rennes; Kaiser, Bischofsherrschaft, S. 122-127; Pietri, in: Topographie chrétienne V, S. 57-66; Chédeville, in: LexMA VII (1995), Sp. 730-732. -- Zu den äußeren Merkmalen des Originals und den Dorsualvermerken vgl. Tessier, Vorbemerkung zu D 28, Anm. 2: Die ungewöhnliche Plazierung des Monogramms zwischen den Wörtern Karoli und regis der Signumzeile erklärt Tessier damit, daß die Signumzeile nachgetragen worden sei. Während Tessier hier zunächst die Urkunde dem rekognoszierenden Notar Deormarus zuwies und in Signum- und Datumzeile eine andere Hand tätig sah, schrieb er ihm später (Tessier III, Introduction, Nr. 28 S. 18) auch die Datierung zu und vermutete als Schreiber der Signumzeile Jonas; Worm, Karolingische Rekognitionszeichen I, S. 96-98, weist die Rekognition überzeugend dem aquitanischen Notar Joseph zu, der hier wie in DD 30, 41 den Namen des Intervenienten unterhalb des Rekognitionszeichens in Buchschrift und den folgenden impetrare-Vermerk in tironischen Noten schrieb (ähnlich aber auch Aeneas in D 24); dazu Worm, ebd., S. 98. Joseph, ehemals Notar Pippins I., jetzt für Karl tätig, 847-848 als Notar Pippins II. belegt, findet sich danach wieder im Umkreis Karls; 856 wird er Erzieher Ludwigs II., d. St.; vgl. zu ihm Worm, ebd., S. 96-98; auch Ders., Beobachtungen, S. 34, sowie Fleckenstein, Die Hofkapelle I, S. 144 m. Anm. 202; Wattenbach / Levison / Löwe III, S. 588 m. Anm. 390. -- Die Auflösung der tironischen Noten im und unter dem Rekognitionszeichen folgt Jusselin, Liste chronologique, S. 220, und Tessier; vgl. noch Jusselin, La chancellerie, S. 26f.; Ders., Mentions tironiennes, S. 22. -- Die Arenga (Hausmann / Gawlik, Nr. 2195) ist, wie in Übertragungen von Königsgut an Laien die Regel, nach Form. imp. Nr. 27 stilisiert. Zum Notar Deormarus siehe Reg. 329, zum als impetrator genannten Vivian Reg. 356, zuletzt Reg. 371. -- Der Empfänger Atto, in dem Lot / Halphen, S. 87 Anm. 3, den Grafen des Bessin vermuten, kaufte sich später mit den ihm hier übertragenen Gütern im Kloster Saint-Maur-des-Fossés ein; vgl. D 84; die Urkunde ist daher im Archiv von Saint-Maur überliefert. Zur Überlieferung des Klosters allgemein siehe Reg. 247. -- Graf Gundacher und Goda sind weiter nicht bekannt; das Deperditum Karls d. Gr. fehlt bei Lechner. -- Zu den Orten: Tessiers Identifizierung der Villa Heidram mit Airan, dép. Calvados, arr. Caen, con Bourguébus, ist umstritten; vgl. Tessier, Vorbemerkung zu D 84, Anm. 1; dazu Baudot, L'abbaye, S. 13-16. Zur Diskussion um die Ortsangabe Otlinga Saxonica vgl. Baudot, ebd., mit der älteren Lit., der eine Region im Süden der heutigen Normandie vermutet; Brunterc'h, Le duché, S. 106; bei den übrigen genannten Orten handelt es sich um Bérigny, dép. Manche, arr. Saint-Lô, con Saint-Clair-sur-L'Elle, und Fontenay-le-Marmion, dép. Calvados, arr. Caen, con Bourguébus; vgl. zu den Orten auch Hägermann / Hedwig, Das Polyptychon, Nr. 10a,b S. 35. -- Vgl. noch Lot / Halphen, S. 87 Anm. 3; Tessier II, Additions et corrections, S. 667 (Korrektur des Kopfregests); Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 404 m. Anm. 1409.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 394, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0843-11-13_1_0_1_2_1_394_394
(Abgerufen am 20.04.2024).